Deutschland: Industrie enttäuscht
Die Industrieproduktion in Deutschland ist im September gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent gefallen. Damit liegt sie knapp zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau von Februar 2020. Alles in allem ein mageres Ergebnis.
Der Grund ist aber nicht die mangelnde Nachfrage. Im Gegenteil: Das Volumen der Aufträge der deutschen Industrie liegt knapp zehn Prozent höher als vor der Krise.
Deutschland will mehr produzieren
Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, kommentiert die Situation des Industriesektors in Deutschland: „Es ist wie mit einem Seil, das sich nicht schieben lässt: Die Unternehmen möchten mehr produzieren, können ihre Aufträge wegen fehlender Vorprodukte aber nicht abarbeiten – als Folge sinkt die Produktion trotz guter Nachfrage. Extrem ist die Situation im Automobilsektor, auch wenn es dort erste vorsichtige Entspannungssignale gibt. Die Produktion könnte beginnen, sich bei den Autobauern auf sehr niedrigem Niveau zu stabilisieren.“
Wende nach Weihnachten
„Bis zur Trendwende müssen wir uns noch gedulden. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir glauben, dass die dicken Auftragspolster der Unternehmen, die sich während der Wiedereröffnung angesammelt haben, größtenteils auch wirklich abgearbeitet werden können. Wenn erst einmal Weihnachten und das Chinesische Neujahrsfest hinter uns liegen, sollten sich die Lieferengpässe entspannen. Damit steigt auch die Chance, dass die Unternehmen mehr Aufträge aus ihrem Bestand abarbeiten können und die Produktion wieder zu einem Wachstumstreiber für die deutsche Wirtschaft wird.“
Union Investment/HK