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10. September 2021

Delta-Variante: Traurige Weihnachten?

Die jüngsten Infektionswellen der Delta-Variante haben die globalen Lieferketten in einer ohnehin schon angespannten Situation nun noch weiter in Mitleidenschaft gezogen. Das Virus könnte sogar die Weihnachtssaison verderben.

Geraldine Sundstrom, Managing Director und Portfoliomanagerin bei PIMCO
Geraldine Sundstrom, Managing Director und Portfoliomanagerin bei PIMCO

Zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Mangel an Halbleitern eigentlich hätte verbessern sollen, haben die Lieferzeiten den höchsten und die Lagerbestände den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie erreicht. Von einer Normalisierung kann folglich noch lange keine Rede sein.

Delta-Variante schlägt zu

Das geht auf die Verbreitung der Delta-Variante zurück, speziell in Südostasien, wo nachgelagerten Aktivitäten in der Halbleiterlieferkette beeinträchtigt wurden. Die Schließung von Autofabriken nimmt wieder zu, die Autoproduktion im Vereinigten Königreich war im Juli die niedrigste seit 1956 und die größten Autohersteller kürzen ihre Produktion im September um bis zu 40 Prozent. Auch Textil- und Schuhhersteller in Südostasien werden stark leiden, da die Exporte im August aufgrund von Fabrikschließungen um über 40 Prozent eingebrochen sind.

Weihnachten ohne Geschenke?

Geraldine Sundstrom, Managing Director und Portfoliomanagerin bei PIMCO, analysiert: „Wie wir bereits gewarnt haben, werden sich die Beeinträchtigungen noch länger hinziehen und einschneidender sein, als gemeinhin erwartet wird. Frühestens ab 2022, in manchen Fällen auch erst 2023 wird wieder ein annähernd normales Betriebsumfeld möglich sein. Man hat zunehmend das Gefühl, dass es dieses Jahr schwierig werden könnte, Weihnachtsgeschenke zu bekommen. 

Die Engpässe in den Häfen haben wieder einmal Rekordhöhen erreicht. Doch gerade jetzt befinden wir uns in der Zeit, in der die Aktivität saisonbedingt ihren Höhepunkt erreichen sollte, damit die Waren rechtzeitig zu Weihnachten in den Regalen stehen. Beispielsweise haben die Kosten für die Verschiffung eines Containers von Schanghai nach Los Angeles mit 11.362 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht und sind seit Jahresbeginn um 172 Prozent bzw. seit August 2019 um 726 Prozent gestiegen.“

Normalisierung? Bitte warten

Die Expertin meint weiter: „Die Nachfrage scheint nicht das Problem zu sein, vielmehr ist es der Umstand, dass sie nicht bedient werden kann. Die Normalisierung wird noch länger auf sich warten lassen, was nicht zuletzt die Folge hat, dass sich auch der Zyklus an sich verlängert. Ist diese Phase überstanden, müssen nicht nur die Lagerbestände wieder aufgefüllt werden, sondern auch verzögerte Investitionen sowie grüne Infrastrukturprojekte werden an Fahrt aufnehmen.

Daher bewerten wir dieses komplexe Umfeld weiterhin als positiv für eine Reihe von Branchen, die noch viele gute Quartale vor sich haben, während die Bruttogewinnspannen zum Teil bereits jetzt Rekordwerte erreichen. Natürlich ist die Drosselung der Anleihekäufe (Tapering) die Hauptsorge der Finanzmärkte, in der Realwirtschaft spielt sie derzeit nur eine Nebenrolle.“

PIMCO/HK

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