COP-27: Energiekrise als Katalysator
Ein zentrales Element des COP-27 war das Thema Erdgas, das nach dem Einmarsch in die Ukraine im Zentrum der Energiekrise in Europa steht. Erdgas ist für den gastgebenden Kontinent Afrika von entscheidender Bedeutung. Laura McTavish, Analystin bei DNB Asset Management, kommentiert.
Die afrikanischen Länder haben am COP-27 ihr Recht auf die Erschließung der Gas-Ressourcen geltend gemacht, besonders jetzt, da Europa nach einer Alternative zu den russischen fossilen Brennstoffen sucht. Ägypten hat eine Übereinkunft über den Verkauf von Erdgas an Europa im Gegenzug für den Ersatz alter thermischer Kraftwerke durch sauberere Energie angekündigt.
Saudi-Arabien verwundert
McTavish: „Indien hingegen hat gefordert, dass der Kampf gegen den Klimawandel auf alle fossilen Brennstoffe ausgeweitet werden muss, eben nicht nur auf Kohle, was sich auch auf den Stellenwert von Erdgas auswirken würde. Das Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch in der EU, in Großbritannien und in einigen kleinen Inselstaaten, die offenbar bereit sind, eine derartige Entwicklung zu unterstützen. In diesem Zusammenhang sind einige Äußerungen Saudi-Arabiens zu beachten. Das Land wies beispielsweise darauf hin, dass die Bemühungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung keine Debatte über fossile Brennstoffe sein sollte.
Ein positiver Aspekt des COP-27 ist, dass der dringend notwendige Austausch zwischen China und den USA im Hinblick auf die Zusammenarbeit in Klimafragen wieder aufgenommen wurde. Auch bei der Sicherung der Energieversorgung, insbesondere in Europa, gibt es positive Kompromisse.“
Krieg ist Katalysator
„So war der Krieg in der Ukraine definitiv ein wichtiger Katalysator für die EU, um ihre Abhängigkeit von russischen Brennstoffen zu verringern und den Einsatz erneuerbarer Energien massiv zu beschleunigen, indem die Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030 erhöht und die Fristen für Wind- und Solarenergie drastisch verkürzt wurden. Es überrascht nicht, dass die IEA kürzlich den World Energy Outlook vorstellte, in dem sie auf die Auswirkungen des Krieges hinwies und in diesem Zusammenhang hervorhob, dass der Konflikt den Höhepunkt des weltweiten Verbrauchs fossiler Brennstoffe beschleunigen wird.“
Fossile Energie vor Höhepunkt
„Dabei wird erwartet, dass die Nachfrage nach Gas zu der nach Öl und Kohlenstoff nochmals hinzukommt. Die IEA schätzt, dass der Höhepunkt im Jahr 2025 erreicht wird und danach ein stetiger Rückgang bis 2050 zu erwarten sei. Das Erreichen der 1,5°C-Grenze bleibt jedoch eine immense Herausforderung. Am COP-27 wurde deutlich, dass für den Ausstieg aus der Kohle und anderen fossilen Brennstoffen die Frage der Klimafinanzierung eine entscheidende Rolle spielt, ebenso wie die Verschärfung der nationalen Emissionsreduktionsziele.“
DNB AM/HK