China vor Aufholjagd?
Immobilienkrise, gedämpftes Wachstum, politische Spannungen: China genießt aktuell wirklich nicht das beste Image. Vielleicht bietet aber gerade die schlechte Stimmung im Reich der Mitte Einstiegschancen für Investoren.
Es läuft nicht alles rund in China: Staatliche Eingriffe in die Börsenlandschaft, gestresster Immobilienmarkt und ein Wirtschaftswachstum, das den hohen Erwartungen hinterherhinkt. Das alles hat auch die Börsenkurse leiden lassen. Wie schätzen nun Profis diese Herausforderungen ein? Das GELD-Magazin hat nachgefragt.
Gegen- und Aufwind
Das Team des erfolgreichen „Schroder ISF All China Equity“ zeigt sich im Großen und Ganzen (verhalten) optimistisch: „Wir teilen viele Bedenken des Marktes hinsichtlich des strukturellen Gegenwinds, mit dem China konfrontiert ist, glauben aber immer noch, dass die Behörden mit einer gut koordinierten politischen Unterstützung für die Wirtschaft Raum für positive Überraschungen haben. Und dass besser geführte Unternehmen mit starken Geschäftszweigen trotz einer Krise immer noch Wachstum erzielen können, auch vor dem Hintergrund einer langsameren BIP-Entwicklung.“
Auch Johnny Chen, Portfoliomanager im Emerging Markets Debt Team von William Blair, hat interessante Einschätzungen parat, die er erst kürzlich auf einer Dienstreise nach Shanghai und Peking gewonnen hat: „In China ist eine zyklische Erholung im Gange, da die Konjunkturmaßnahmen Wirkung zeigen, und wir glauben, dass diese der Wirtschaft immer noch zugutekommen dürften. So ist ein Wachstum des BIP von fünf Prozent im Jahr 2023 wahrscheinlich erreichbar. Unserer Meinung nach wird jedoch eine Wachstumsrate von vier Prozent die neue Norm sein.“
Mächtig Kohle gebunkert
Rebecca Jiang und Li Tan, Fondsmanager des „JPM Greater China“, fügen hinzu: „Auch wenn die konsumbedingte Erholung noch nicht ausgespielt worden ist, sind die gesamten Ersparnisse der privaten Haushalte im Jahr 2023 weiter gestiegen. Was das Potenzial hat, einen massiven Impuls zu geben, sobald das Verbrauchervertrauen zurückkehrt. Weiters glauben wir, dass das systemische Risiko aufgrund der Herausforderungen im Immobiliensektor dank der Unterstützung der Regierung eingedämmt wurde – mit geringfügigen Auswirkungen auf das System, wobei erwartet wird, dass die Risiken in Zukunft abnehmen werden. Wir bleiben überwiegend von strukturellen Wachstumschancen überzeugt, beispielsweise in den Themen Technologie, CO2-Neutralität und Konsum.“
Spirituosen im Portfolio
Kommen wir jetzt zur Königsdisziplin: Der konkreten Auswahl der passenden Titel. Das Team von JPM nennt zum Beispiel Faraday, es handelt sich um einen Spezialisten für integrierte Schaltkreise, der Dienstleistungen wie Front-End-Design, Back-End-Design (Chip-Implementierung) und Produktionsdienstleistungen (schlüsselfertig) umfasst. Meituan wiederum ist ein Top-Player im Service-E-Commerce mit führenden Positionen in den Kategorien Lebensmittellieferung, In-Store-Restaurants, Hotel und Reisen. Ins Bild passt da auch gut die Reiseagentur Trip.com.
Denn aktuell größten Anteil im Portfolio des „Schroder ISF All China Equity“ haben wiederum Tencent, Alibaba und Kweichow. Die beiden Technologiegiganten sind auch in unseren Breiten ein Begriff; Kweichow ist da schon „exotischer“. Der Hersteller von edlen Spirituosen ist vor allem für die Kult-Marke Maotai berühmt, die weit über die Grenzen Chinas hinaus genossen wird. Prost!
Lesen Sie die umfangreiche Story in der GELD-Magazin Nr. 5/2023 Ausgabe.
Fotocredit: Adobe Stock, kapi