China: Hoffen auf Besserung
China leidet nach wie vor unter Covid-Nachwehen, staatlichen Eingriffen in die Privatwirtschaft, gedämpftem Wachstum und Schwierigkeiten am Immobilienmarkt. Optimisten glauben allerdings an eine Verbesserung.
Die „Null-Covid-Politik“ Chinas bereitet Probleme: Die harten Lockdowns und strengen Quarantäne-Maßnahmen sorgen für Flaschenhälse in Produktion und Lieferung, was natürlich die Wirtschaft lähmt. Jetzt besteht der Plan, dass das Land zu einer etwas dynamischeren Strategie wechselt, soll heißen: Mehr Tests und verstärkte Impf-Aktionen statt die Rollläden sofort runterzuziehen.
Konsolidierung im Fokus
Eine weitere Schwierigkeit betrifft die direkten Eingriffe des Staates in Privatwirtschaft und börsennotierte Unternehmen – nicht gerade vertrauensbildend. Hier glauben Marktbeobachter, dass das Schlimmste vorbei sein könnte, weil Peking erkannt hat, dass man Investoren nicht dauerhaft verschrecken sollte, vor allem internationale. Ungelöst bleiben bisher die Probleme am Immobilienmarkt, Stichwort Evergrande. Hier hat die allmächtige kommunistische Partei Konsolidierung versprochen. Innerhalb des Programms „Gemeinsamer Wohlstand” sollen wilde Spekulationen eingedämmt und leistbarer Wohnraum für alle geschaffen werden.
Optimistisch für Aktien
Benjamin Melman, Global CIO bei Edmond de Rothschild Asset Management, meint zum GELD-Magazin: „Trotz anhaltender Unsicherheiten gewichten wir chinesische Aktien über. Diese sind besonders erschwinglich und China ist das einzige Land der Welt, in dem die Inflation kein Problem darstellt und die Zentralbank die Geldpolitik lockern kann. Wir erwarten eine Wachstumsbeschleunigung im zweiten Halbjahr. Wir sind optimistisch gegenüber chinesischen Aktien, nachdem die Wirtschaft wieder in Gang gekommen ist und Peking im Vorfeld des Kongresses der Kommunistischen Partei fiskalische und geldpolitische Anreize setzt.“ Allerdings könnte laut dem Experten das hochgradig ansteckende BA.5 Coronavirus die Bemühungen um eine Wiederbelebung der Wirtschaft untergraben.
China vs. USA
Carsten Gerlinger, Head of Asset Management bei Moventum AM, betrachtet China auch in Zusammenhang mit der Weltwirtschaft und dem großen Gegenspieler USA. Die Märkte bewegen sich demnach derzeit in einer Übergangsphase. Krisen und Wachstumsschwäche auf der einen, volle Auftragsbücher und Nachholbedarf auf der anderen Seite sorgen für Volatilität.
Gerlinger: „Im November stehen in den USA Zwischenwahlen an, in China findet der Parteitag der Kommunistischen Partei statt. Beiden Ländern sind Ruhe an den Märkten und positive Nachrichten im Vorfeld wichtig.“ Insofern würden die Wirtschaftsmächte wohl alles daransetzen, die konjunkturelle Stimmung zu heben. Weiters würden die auslaufenden Lockdowns in China zu einer Verbesserung bei der Lieferketten-Problematik führen.
Einen ausführlichen Bericht zum Thema finden Sie auch im aktuellen GELD-Magazin der Juli Ausgabe unter folgendem Link: https://www.geld-magazin.at/flipBooks/gm2207/28/index.html