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8. November 2022

Brasilien: Lulas solides Fundament

Wie wird der „linke“ Präsident Lula Brasilien regieren? Er selbst gelobte, das Land auf einem gemäßigten Kurs zu steuern, und erkannte an, dass der Privatsektor äußerst wichtig ist. Marcus Weyerer, ETF-Strategist bei Franklin Templeton, sieht ein solides Fundament.

Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton Investments
Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton Investments

Lulas Sieg kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Brasilien im Gegensatz zu großen Teilen der Welt durch nach wie vor hohe Rohstoffpreise und einen Haushaltsüberschuss gestützt werden könnte. Brasiliens Aktienmarkt und der Real halten sich gut: Der US-Dollar wertete im vergangenen Jahr gegenüber den wichtigsten Währungen um rund 18 % auf, verlor jedoch gegenüber dem Real. Der FTSE Brazil 30/18 Capped Index legte in demselben Zeitraum (in US-Dollar) um 19 % zu. 

Kampf gegen Inflation

Weyerer: „Auch wenn die Regierung für das kommende Jahr abermals ein Defizit erwartet und sich der Impuls durch die hohen Rohstoffpreise des Jahres 2022 in eine Belastung verwandeln könnte, zeigen die Aktienmärkte und der brasilianische Real ein moderates Vertrauen. Eine Phase der Disinflation im Sommer bedingte teilweise den Optimismus, und die Inflation schwächte sich von ihrem Hoch im Frühjahr ab. Dies könnte der brasilianischen Zentralbank Banco Central do Brasil (BCB) erlauben, 2023 mit einer Lockerung zu beginnen.“

Natürlich bedeutet das laut dem Experten nicht, dass Brasilien in puncto Inflation bereits über den Berg ist. Sollte die BCB zu früh zu expansiv agieren, könnte der Druck auf die Währung die Inflation rasch wieder anfachen.

Starker Konsum

Weyerer: „Darüber hinaus könnten die rohstoffbasierten Exporte eine Abkühlung verzeichnen, da die Weltwirtschaft, und insbesondere China als wichtigster Handelspartner Brasiliens, in eine Phase niedrigeren Wachstums eintritt und Rezessionsrisiken drohen. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Brasiliens BIP zu großen Teilen durch den Binnenkonsum getragen wird. Stabile oder sinkende Zinssätze, die niedrigste Arbeitslosenquote seit 2015, steigende Reallöhne und ein stärkeres Vertrauen bedeuten, dass die brasilianischen Verbraucher vor allem im Vergleich zu vielen Industrieländern wohl in guter Verfassung sind.“

Solide Wirtschaft

Der Experte abschließend: „Die größten kurzfristigen Risiken bestehen in einer Eskalation der politischen Spannungen oder einer längeren Verunsicherung des Marktes. Nach Lulas Amtseinführung sollten die Märkte ihr Augenmerk von der Politik auf die Fundamentaldaten und die Chancen verlagern, die durch die neue Administration entstehen: Infrastrukturprojekte, neuer Fokus auf dem grünen Wandel, Investitionen in Bildung und Stützung der inländischen Wirtschaft.

Lula ist in Brasilien eine bekannte Größe. Im größten Teil seiner vorherigen Amtszeit florierte die Wirtschaft, und auf Basis der jüngsten Performance scheinen sowohl inländische als auch internationale Investoren in Bezug auf seine Rückkehr an die Macht moderat optimistisch zu sein. Auch wenn noch abzuwarten bleibt, wie er seine Wahlversprechen umsetzen wird, übernimmt Lula eine Wirtschaft mit solidem Fundament und erheblichem langfristigen Potenzial.“

Franklin Templeton/HK

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