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11. November 2022

Big Oil wird grün(er)

Große multinationale Ölunternehmen fördern nicht nur fossile Brennstoffe, sondern investieren inzwischen enorme Summen in erneuerbare Energien. Big Oil bewegt sich also in Richtung ESG, analysiert Hans Peter Schupp, Vorstandsmitglied der Fondsgesellschaft Fidecum.  

Ölmultis stehen in der Kritik, weil sie – so der Vorwurf – die Erde ausbeuten und die Umwelt verschmutzen. Das stimmt im Prinzip, Big Oil wird aber auch grüner. Der Druck zum Umbau mit Blick auf den Klimawandel ist gewachsen: „Aktivisten, Regierungen, Gerichte und Investoren zwingen die Ölkonzerne dazu, nachhaltiger zu werden. Und die geben sich sehr viel Mühe, diesen Forderungen nachzukommen“, so Schupp.

Shell: Grüne Investments

Hans Peter Schupp, Vorstandsmitglied bei Fidecum AG
Hans Peter Schupp, Vorstandsmitglied bei Fidecum AG

„So hat Shell vor kurzem den US-Solarparkentwickler Savion übernommen. Damit setzt der Konzern sein Vorhaben um, den Bereich erneuerbare Energien weiter zu stärken. Shell hatte im vergangenen Jahr angekündigt, pro Jahr zwei bis drei Milliarden Dollar in erneuerbare Energien zu investieren. Die Savion-Übernahme ist dabei nur die Fortsetzung einer ganzen Reihe von Investments, denn Shell hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2050 will der Konzern klimaneutral sein, und bis 2030 soll der Kohlendioxid-Ausstoß gegenüber 2016 bereits um die Hälfte sinken. 

Als eine der am schnellsten wachsenden und kostengünstigsten erneuerbaren Energiequellen sei die Solarenergie ein entscheidendes Element der Strategie, hatte Shell damals die Übernahme begründet. Doch damit nicht genug: So plant Shell den Bau der größten Anlage für grünen Wasserstoff in Europa. Diese soll in Rotterdam bereits 2025 in Betrieb gehen.“

ENI: Fusions-Vorreiter

Der italienische Ölkonzern ENI ist wiederum der größte Anteilseigner an Commonwealth Fusion Systems, ein Unternehmen, das zumindest unter Labor-Bedingungen die Kernfusion erreicht hat. Das Unternehmen wurde 2018 als Spin-off des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet und hat das Ziel, ein kompaktes Fusionskraftwerk auf Basis des ARC-Tokamak-Kraftwerkskonzepts zu bauen. 

Die Fusion zweier Wasserstoffatome ist eine physikalische Reaktion, bei der eine enorme Menge an Energie freigesetzt wird, ohne dass dabei Treibhausgase, Schadstoffe oder hochradioaktive Substanzen entstehen. Laufende Forschungsprogramme, darunter das von Commonwealth Fusion Systems, zielen darauf ab, die Fusion in magnetischen Einschlussreaktoren erfolgreich in industriellem Maßstab zu reproduzieren. Schupp: „Dies würde eine sichere, kohlenstofffreie und potenziell unbegrenzte Energiequelle darstellen. ENI ist auf diesem Gebiet zusammen mit dem MIT Vorreiter.“

Gute ESG-Ratings 

Das sind nur zwei Beispiele aus dem Fidecum-Portfolio, wie Big Oil in alternative und erneuerbare Energien investiert. Schupp: „Damit verbessert sich auch ihr ESG-Rating. So hat Shell mittlerweile ein AA-Rating beim MSCI ESG-Score. Und ENI wurde von MSCI mit dem ESG-Rating A bestätigt und als führend in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit sowie Kohlenstoffemissionen eingestuft. Noch ist es nicht genug, was Big Oil in Sachen Nachhaltigkeit produziert und investiert. Aber man gibt sich große Mühe, was sich auch an den heute schon ordentlichen ESG-Ratings ablesen lässt.“

Fidecum/HK

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