18. Dezember 2025

Ausblick: ETF-Industrie nach dem Rekordjahr 2025

GlowDetlef Lipper-scaled
Detlef Glow Research Lead ETFs, LSEG Data & Analytics

Viele Anleger fragen sich, wie es mit der europäischen ETF-Industrie weitergeht, denn irgendwann muss das überproportionale Wachstum im Vergleich zu Investmentfonds ja enden.

2025 wird als das bislang erfolgreichste Jahr in der 25-jährigen Geschichte der europäischen ETF-Industrie in Erinnerung bleiben. Verwaltete Vermögen in Rekordhöhe und Nettomittelzuflüsse auf einem nie dagewesenen Niveau sind die Hauptgründe dafür. Gleichzeitig steigt die Zahl der ETF-Anbieter in Europa stetig an, da die Einführung aktiv gemanagter ETFs für Betreuer aktiv verwalteter Publikumsfonds neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet hat. Mit der steigenden Zahl der Anbieter von ETFs, steigt auch die Zahl der ETFs. Somit wird den Investoren in Europa am Ende des Jahres 2025 eine rekordhohe Anzahl von Produktanbietern und Produkten für ihre Anlageentscheidungen zur Verfügung stehen.

Mehr Sparprodukte für Privatanleger

Doch der ETF-Boom verändert nicht nur die Fondsbranche, er beeinflusst auch, wie Banken und andere Finanzintermediäre Sparprodukte für Privatanleger gestalten und anbieten. Nach dem Erfolg der ETFs in Deutschland suchen Produktanbieter, Banken und Fondsplattformen in ganz Europa nach Wegen, das „deutsche Modell“ zu kopieren und Privatanleger für ihre Angebote zu gewinnen. Die Chancen, dass dies gelingen wird, stehen gut. Denn während die etablierten Neobroker, eine der tragenden Säulen des Erfolgs von ETFs in Deutschland, ihre geografische Präsenz ausweiten, kommen in verschiedenen Ländern auch immer wieder neue Anbieter hinzu.

Gleichzeitig passen traditionelle Fondsplattformen, die ihren Kunden bislang keinen ETF-Handel ermöglichten, ihre Geschäftsmodelle an und bieten nun ETF-Trading an. Für den Erfolg dieser neuen Geschäftsmodelle wird es aus meiner Sicht entscheidend sein, ob die traditionellen Plattformen den Handel mit Bruchstücken von ETF-Anteilen einführen oder nicht. Das sogenannte „Fractional-Trading“ ist einer der Hauptgründe für den ETF-Erfolg in Deutschland. Bei dieser Art des Handels können die Anleger für feste Beträge (in Deutschland ab einem Euro) in ETFs investieren, statt eine feste Stückzahl an Fondsanteilen kaufen zu müssen.

Die Erfolgsgeschichte geht weiter

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Rekorde, die wir 2025 gesehen haben, künftig noch deutlich übertroffen werden. Hierbei stehen die großen Marktakteure in den europäischen Kernmärkten im Fokus. Wenn diese Anbieter ihren Kunden einen komfortablen und einfachen Zugang zu ETFs ermöglichen, dürfte dem Erfolg von ETFs im Privatkundengeschäft in Europa nichts mehr im Wege stehen. Zusätzlich dürfte die wachsende Zahl aktiv gemanagter ETFs die allgemeine Nachfrage nach ETFs weiter ankurbeln. Und nicht zuletzt könnten steuerliche Änderungen ETFs in einigen Ländern, wie zum Beispiel in Spanien, noch attraktiver machen. Aber auch in Deutschland haben ETFs noch nicht ihr Maximum erreicht und so könnte das geplante Altersvorsorgekonto ein weiterer Impuls für das überproportionale Wachstum von ETFs sein. Vor diesem Hintergrund dürfte die Erfolgsgeschichte der ETFs in Europa in der vorhersehbaren Zukunft weitergehen.

Aus Marktsicht ist zu beachten, dass die Grenzen zwischen ETFs und Investmentfonds mit Einführung der aktiv gemanagten ETFs immer weiter verschwimmen. Das bedeutet auch, dass die aktiv/passiv-Diskussion nicht mehr auf Produktebene geführt werden kann. Denn die ETF-Struktur ist genau genommen lediglich eine Vertriebshülle, die die herkömmlichen Investmentfonds im Vertrieb ergänzt. Beide Produktkategorien unterliegen der gleichen Regulierung. Wie erfolgreich die unterliegenden Strategien sein werden, hängt also auch bei den aktiven ETFs von dem Manager ab und nicht von der Vertriebshülle.

Dieser Artikel dient nur der Information und stellt keine Anlageberatung dar. Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von der LSEG.

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Detlef Glow Research Lead ETFs, LSEG Data & Analytics

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