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13. März 2023

Aufreger: Pleite der Silicon Valley Bank

Stephen Dover, Leiter des Franklin Templeton Institute, berichtet über die neuesten Nachrichten im Zusammenhang mit der Silicon Valley Bank (SVB). Welche Auswirkungen hat die Pleite auf Märkte und die Fed?

AdobeStock, Александр Поташев

„Wie alle Banken hatte die SVB illiquide Aktiva (Kredite) und liquide Passiva (Einlagen). Als wichtige Teile des Einlegerstamms (z.B. Unternehmer) ihre Finanzmittel aus anderen Quellen (z.B. Risikokapital) versiegen sahen, sahen sie sich aufgrund ihres Bargeldbedarfs gezwungen, Einlagen bei der SVB abzuziehen.“

Enorme Verluste

Stephen Dover, Market Strategist und Head of Franklin Templeton Investment Institute, Franklin Templeton
Stephen Dover, Market Strategist und Head of Franklin Templeton Investment Institute, Franklin Templeton

„Um diesen Bedarf an Bargeld zu decken, war die SVB gezwungen, Bestände an US-Treasuries zu verkaufen. Angesichts des starken Zinsanstiegs und des Kursverfalls der Anleihen im vergangenen Jahr führten diese Verkäufe zu erheblichen Verlusten für die SVB. Als sich diese Verluste auf fast 2 Mrd. USD beliefen, beschleunigte sich der Abfluss von Einlagen, so dass die FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) eingreifen, die Bank schließen und unter einem neuen Namen (National Bank of Santa Clara-NBSC) wiedereröffnen musste.“

US-Banken leiden

„Bei der Schließung der SVB am Freitag kündigte die FDIC an, dass Einlagen bis zu 250.000 USD garantiert würden, Einlagen über 250.000 USD jedoch „Zertifikate“ erhalten würden, deren Wert von der Erholungsrate der Vermögenswerte der SVB abhängen würde. Diese Entscheidung machte große Einleger bei anderen US-Banken, die nicht als „systemrelevante Banken“ eingestuft wurden, nervös und führte offenbar dazu, dass viele kleinere Banken im ganzen Land ihre Einlagen in großem Umfang abzogen.

Anleger, die dieses Risiko erkannten, hatten bereits Ende letzter Woche Aktien kleinerer und mittelgroßer Banken – die am stärksten gefährdet waren – abgestoßen. Für den Technologiesektor waren die potenziellen Verluste gewerblicher Einleger bei der SVB möglicherweise beträchtlich und drohten, den Technologiesektor, der bereits unter einer Verlangsamung der Aktivitäten und der Beschäftigung gelitten hat, zusätzlich unter Druck zu setzen.“

Systemisches Risiko

„An diesem Wochenende wurde klar, dass das, was ursprünglich als isolierter Bankausfall gedacht war, ein systemisches Risiko für das Finanzsystem darstellte. Das führte zu den bereits erwähnten Maßnahmen der Regulierungsbehörden, um die Situation zu stabilisieren. Was die SVB betrifft, so wird die FDIC die Abwicklung der Bank in einer Weise abschließen, die alle Einleger vollständig schützt. Gleichzeitig wird die Fed mit Zustimmung des US-Finanzministeriums ein neues Bank Term Funding Program auflegen, das darauf abzielt, jeder Bank, die von erheblichen Einlagenabzügen betroffen ist, eine angemessene Notfinanzierung zur Verfügung zu stellen.

SVB war anders

„Die SVB war keine gewöhnliche Bank, denn ihre Einlagen konzentrierten sich auf den Technologiesektor, was sie anfälliger für plötzliche Abhebungen machte, als dies bei stärker haftungsmäßig diversifizierten Banken der Fall wäre. Außerdem hielt sie einen erheblichen Teil ihrer Aktiva in Form von unzureichend abgesicherten Staatsanleihen. Es ist zu hoffen, dass die meisten gut geführten Banken ihre Bestände an Staatsanleihen in einer Weise abgesichert haben, wie es die SVB offenbar nicht getan hat. Aber das allein kann sie nicht vor Abflüssen von Einlagen schützen, wenn das Vertrauen schwindet. Banken – gute wie schlechte – leben vom Vertrauen der Einleger, was der Zusammenbruch der SVB deutlich gemacht hat.“

Pleite beeinflusst Fed

„Wenn das SVB-Problem jetzt unter Kontrolle ist und die Inflation in dieser Woche nicht unerwartet zurückgeht, könnte die Fed die Zinsen auf ihrer Sitzung am 21. und 22. März um 50 Basispunkte erhöhen. Bleibt die Situation jedoch unbeständig und unsicher, wird die Fed in einen Zwiespalt geraten und möglicherweise gezwungen sein, die Zinsen auf der kommenden Sitzung weniger stark anzuheben (25 Basispunkte) oder sogar auf eine Anhebung zu verzichten.“

Franklin Templeton/HK
Fotocredit: AdobeStock, Александр Поташев

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