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9. Februar 2023

Appetit auf vegane Aktien

Vegane Lebensmittel sind ein boomender Markt. Wie es aus wirtschaftlicher Perspektive um vegane Lebensmittelhersteller und ihre Aktien bestellt ist, sieht sich Shanna Strauss-Frank von Freedom Finance Europe an.

Dem europäischen Markt für pflanzliche Lebensmittel wird von 2022 bis 2029 eine jährliche Wachstumsrate von 10,1 Prozent prognostiziert. Bis zum Jahr 2029 soll der Markt einen Wert von 16,7 Milliarden US-Dollar erlangen. Doch ein Blick an die Börse entkräftet derzeit diesen Trend: Die teils eingestürzten Aktienkurse beliebter pflanzlicher Lebensmittelhersteller werfen Fragen auf.

Ökologische Notwendigkeit

Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin bei Freedom Finance
Shanna Strauss-Frank, Österreich-Sprecherin bei Freedom Finance

Jährlich nimmt die Weltbevölkerung um zirka 66 Millionen Menschen zu, was in einer wachsenden Ressourcenerschöpfung resultiert und eine umweltschonende Lebensweise aller fordert. Ernährt man sich vegan, spart man ohne viel Mehraufwand zwei Drittel der Ressourcen ein, die ein Fleischesser verbraucht. Auch Shanna Strauss-Frank beobachtet die zunehmende Notwendigkeit tierfreier Alternativen: „Wir müssen uns umschauen, wie sich Lebensmittel auch künstlich herstellen lassen. Denn der Klimawandel zerstört immer mehr Land und Fläche – Fleisch wird zukünftig sehr knapp sein.“

Doch seit geraumer Zeit sind neben Energie auch Lebensmittel für Endkonsumenten deutlich teurer. Dabei waren künstliche Fleischersatzlebensmittel bereits vor der Teuerung im Durchschnitt doppelt so kostenintensiv wie Rind- und Schweinefleisch – die Inflation senkt die Nachfrage nach solch kostspieligen Nischenprodukten nochmal. „Für die Mehrheit der Bevölkerung ist der tägliche Konsum von Ersatzprodukten derzeit unerschwinglich“, so Strauss-Frank.

Beyond Meat: Crash

Lange Zeit galt der Hersteller Beyond Meat mit seinen verblüffend fleischähnlichen Produkten als Shooting-Star und Pionier der veganen Lebensmittelbranche. Doch rasch folgte der Crash: Nach einer Überwertung nach dem Börsengang 2019 und einer enttäuschenden Wachstumsprognose stürzte die Aktie ein und konnte sich bis heute nicht mehr erholen. Für das dritte Quartal des Geschäftsjahr 2022 vermeldete Beyond Meat einen Umsatzrückgang von 22,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Strauss-Frank: „Das makroökonomische Umfeld ist düster, das unterstreicht dieser deutliche Rückgang. Beyond Meat ist mit steigenden Produktionskosten aufgrund von Inflation und Wettbewerbsdruck konfrontiert.“ Doch baue der Hersteller seine Präsenz durch starke Partnerschaften wie mit McDonalds’s in UK und Metro in China weiter aus, was den Umsatz wieder ankurbeln könnte.

Zu hohe Erwartungen

Auch der Produzent Oatly ging mit seinen pflanzlichen Milchalternativen 2021 an die Börse – der Kurs ist seitdem gesunken. Ist Veganismus ein vergleichsweise junger Trend, der sich noch nicht in der breiten Masse gänzlich durchsetzen konnte, haben es insbesondere jene Hersteller schwer, die ausschließlich mit pflanzlichen Produkten Gewinne erwirtschaften müssen. Sowohl bei Beyond Meat als auch bei Oatly waren zu ihren IPOs die Erwartungen zu hoch und die hinzukommenden globalen Krisen der letzten Jahre erschwerten zusätzlich das Wirtschaften.

Kellogg: Vegane Note

Denn während junge Hersteller von wirtschaftlichen Herausforderungen härter getroffen werden, können sich etablierte Konzerne eher auf ihre finanzielle Stabilität verlassen. Das zeigt das Traditionsunternehmen Kellogg mit seiner veganen Tochterfirma Morningstar Farms.  Hier kann der pflanzliche Hersteller von der jahrelangen Erfahrung seiner Mutter profitieren. Auch spiegelt sich dies in dem Kurs der Kellogg-Aktie wider, der gesamt betrachtet vergleichsweise stabil bleibt.

Ähnlich bei Hormel Foods: Lange Zeit war der Konzern mit seinen Fleischkonserven eher auf der altmodischen Schiene unterwegs, mit Happy Little Plants gibt es nun eine rein pflanzliche Marke im Portfolio. Weil Hormel dank des konservativen Führungsstils eine solide Bilanz mit wenig Schulden anstrebt, konnte das Unternehmen seit mehr als 50 Jahren jedes Mal seine Dividenden erhöhen. Trotz derzeitig höherer Produktionskosten konnte Hormel Foods so einen Rekordgewinn erzielen und seinen Aktienkurs relativ stabil halten.

Potenzial nicht ausgeschöpft

Auch wenn die Kurse und Unternehmensentwicklungen einiger pflanzlicher Hersteller derzeit eher getrübt sind, verweist Strauss-Frank auf ihr stetig wachsendes Potenzial, wenn auch unter Vorbehalt: „Mit ansteigender Weltbevölkerung wird die Branche auch weiterwachsen. Es ist nur fraglich, wann der Weg zum Massenkonsum gelingt.“

Freedom Finance/HK

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