Analyse: ESG in Österreich
Nachhaltigkeit ist kein Randthema mehr, sondern entwickelt sich zum neuen wirtschaftlichen Leitmotiv und prägt zunehmend die Entwicklung ganzer Regionen. Eine ESG-Analyse von 420.000 Unternehmen durch CRIF Österreich zeigt nun, wie stark die Unterschiede zwischen den Bundesländern ausfallen.
Während Unternehmen aus Salzburg hinsichtlich Nachhaltigkeit an der Spitze liegen, folgen Firmen aus Tirol und Wien nur knapp dahinter. Das Burgenland hingegen bildet das Schlusslicht im regionalen Vergleich. Die Unternehmen in Österreich schneiden jedenfalls in Sachen Nachhaltigkeit mit einem durchschnittlichen ESG-Wert von 2,48 insgesamt „gut“ ab. Rund ein Drittel (34 Prozent) erreicht dabei eine sehr gute oder gute ESG-Performance (Wert 1 oder 2 auf einer Skala von 1 bis 5). Besonders interessant: Diese nachhaltigeren Unternehmen sind nicht nur um 15 Prozent wirtschaftlich stabiler als Firmen mit schlechter ESG-Bewertung (Wert 4–5), sondern auch deutlich erfolgreicher – sie erwirtschaften 69 Prozent des Gesamtumsatzes aller untersuchten Unternehmen. Nachhaltigkeit zahlt sich also messbar aus.
Salzburg hat die Nase vorne
Die Daten zeigen klar: Nachhaltigkeit zahlt sich nicht nur für einzelne Unternehmen aus, sondern auch für ganze Regionen. Unternehmen aus Salzburg erreichen mit einem ESG-Wert von 1,87 die mit Abstand beste Bewertung. Auch Tirol (1,91) und Wien (2,41) schneiden stark ab und liegen damit über dem österreichweiten Durchschnitt. Ganz anders das Burgenland: Mit einem Wert von 2,79 liegt es am Ende des Rankings. Im Mittelfeld finden sich Vorarlberg (2,56), Oberösterreich (2,60), Kärnten (2,66), die Steiermark (2,67) und Niederösterreich (2,74).
Neben regionalen Unterschieden offenbart die Analyse auch erhebliche Differenzen zwischen einzelnen Branchen. Besonders gut schneiden Unternehmen der Immobilienwirtschaft mit einem ESG-Wert von 1,99 ab, gefolgt von der Energieversorgung (2,13) und den Finanzdienstleistungen (2,21). Deutlich schwächer performen hingegen das Baugewerbe (2,57) und der Handel (2,73). Die Logistikbranche weist mit einem Wert von 4,23 den niedrigsten ESG-Wert auf und unterstreicht damit den dringenden Handlungsbedarf in diesem Sektor.
Orientierung für Wirtschaft und Politik
Die Ergebnisse verdeutlichen auch: Regionen, in denen Betriebe auf ESG-Kriterien setzen, profitieren von höherer wirtschaftlicher Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Ruth Moss, Head of Sustainability bei CRIF Österreich: „Die Analyse bestätigt damit, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen stabiler, weniger ausfallgefährdet und wirtschaftlich erfolgreicher sind.“ Für CRIF ist dieser Befund ein Beleg dafür, dass Nachhaltigkeit ein neues wirtschaftliches Selbstverständnis braucht. Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich: „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zeigt sich, wie entscheidend nachhaltiges Wirtschaften für langfristige Stabilität ist.“
Zur Studie: Grundlage der Analyse waren zwei zentrale Kennzahlen: Zum einen der CRIF-Score, der als Maß für die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens dient und Aussagen zur Bonität sowie Zahlungsfähigkeit ermöglicht. Zum anderen der ESG-Indikator, der auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (ungenügend) die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens bewertet – basierend auf einer analytischen Berechnung verschiedener Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien.
CRIF/HK