Aktien: Niedrige Renditen
Das Sommerhoch war nicht von langer Dauer: Die zwischenzeitlich deutliche Kurserholung an den Aktienmärkten war angesichts des extrem schwierigen Umfelds wohl zu optimistisch. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS, rechnet mit überschaubaren Renditen.
„Insbesondere die an den Märkten gehandelte Erwartung, dass die Notenbanken bereits 2023 den Zinserhöhungspfad verlassen und mit Zinssenkungen beginnen werden, halten wir für unwahrscheinlich“, sagt der Experte.
Nur einstellige Renditen
Die Inflation dürfte 2023 zwar zurückgehen, aber dennoch hoch bleiben. DWS hat seine Erwartungen an das Wirtschaftswachstum für 2023 für fast alle Regionen nochmals nach unten korrigiert. An den Aktienmärkten dürften mehr als niedrige einstellige Renditen nicht drin sein. Aktives Management und eine fundierte Einzeltitelanalyse sollten deutlich aussichtsreicher sein als eine Anlage auf Indexebene. Kreuzkamp: „Wir erleben eine neue Realität: Kapitalerhalt ist das Gebot der Stunde. Dafür dürften Aktien immer noch mit am besten geeignet sein.“
Die Zeiten, in denen Aktienanlagen auf breiter Front zweistellige Renditen – sogar nach Abzug der Inflation – abgeworfen haben, dürften auf absehbare Zeit der Vergangenheit angehören. Dennoch dürfte Aktien auch künftig eine wichtige Rolle zufallen, wenn es darum geht, Vermögen aufzubauen bzw. zumindest höhere Inflationsraten zu kompensieren. Daran ändern die deutlich niedrigeren Renditeerwartungen nichts.
Kaum Alternativen zu Aktien
Denn bei der Kapitalanlage geht es letztlich maßgeblich um die Frage der Alternativen. Und da gibt es nicht viel Konkurrenz. Der Klassiker, langlaufende Staatsanleihen, dürften nicht das geeignete Instrument sein. Dass mit ihnen auch nur ansatzweise die hohen Inflationsraten ausgeglichen werden und damit wenigstens die Kaufkraft erhalten werden kann, ist äußerst unwahrscheinlich. Für die Aktienanlage gilt: Ohne eine genaue Analyse und die gezielte Auswahl einzelner Unternehmen dürfte es schwer werden, deutlich positive Renditen zu erzielen.
„Auf Indexebene sehen wir auf Sicht von zwölf Monaten nur geringes Potenzial“, sagt Thomas Schüßler, globaler Co-Chef für Aktien bei DWS. „In Zeiten hoher Inflation ist es immer sehr schwierig, positive reale Renditen zu erzielen.“ Auch der von Börsianern häufig zitierte Blick jenseits der aktuellen Situation ist derzeit alles andere als klar. „Schließlich könnte es durchaus sein, dass wir mehrere Jahre schwachen Wachstums vor uns haben und das Wachstum der Unternehmensgewinne deutlich niedriger ausfällt als in der Vergangenheit“, warnt Schüßler.
DWS/HK