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19. September 2023

Aktien: Keine Angst vor Euroland

Euroland und vor allem Deutschland kämpfen derzeit mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen. Es geht die Angst vor einer Rezession um, die länger dauern könnte, als von vielen Ökonomen erwartet. Dennoch sollte man europäische Aktien nicht vergessen, so eine Analyse von Fidecum.

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG
Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG

Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG: „Ein Indikator für die Gesamtlage der Wirtschaft ist die Situation der Banken. Und die ist besser, als viele denken. Denn Europas Kreditinstitute haben in den letzten Jahren ihre Risikovorsorge deutlich erhöht und ihre Hausaufgaben gemacht. Gezwungenermaßen muss man sagen, denn die EZB hat in den Jahren nach der Finanzkrise die Daumenschrauben fester angezogen.“

Banken mit langem Atem

„Das ging zwar zu Lasten der Rentabilität, aber es hat sich gelohnt. Nehmen wir Italien: Italienische Banken hatten Ende 2008 eine Tier 1-Ratio, also eine Kernkapitalquote von ca. 7%. Bis heute wurde sie auf etwa 17% erhöht. In Frankreich sieht die Lage ähnlich aus. Hier stieg die Tier 1-Ratio von 8,5% auf 17,5%. Und in Deutschland ist sie von 9% auch auf etwa 17% gestiegen. Zieht man den Vergleich zu den USA, so hat sich die Ratio dort lediglich von 11% auf 14,5% erhöht. In Amerika besteht also ein viel höheres Risiko, dass den Banken die Luft ausgeht. Der Risikopuffer ist dort um Einiges geringer.

Und noch eines gilt es zu beachten. Viele europäische Geldinstitute haben Aktienrückkaufprogramme gestartet. Das tut man nicht, wenn einem das Wasser bis zum Halse steht. So auch unser Portfoliowert Deutsche Bank. Hier hat die ordentliche Hauptversammlung dem Vorstand die Ermächtigung erteilt, bis zu 10 Prozent des Grundkapitals bis Ende April 2028 zurückzukaufen – ein klares Zeichen der Stärke.“

Mageres Wachstum

„Auf der anderen Seite ist aber auch klar: Deutschland ist der einzige große EU-Staat, für den im Jahr 2023 eine schrumpfende Wirtschaft prognostiziert wird, mit einem Minus von bis zu 0,5 Prozent in diesem Jahr. Das deutsche Minus verdeckt freilich, dass es in der Europäischen Union insgesamt mager aussieht. Für 2024 prognostiziert die EU-Kommission in den drei größten Staaten ein Wachstum von gerade mal rund einem Prozent. Dieser schwache Wert ist wenig ermutigend, zumal die EU ja auch Geld aus dem schuldenfinanzierten „Wiederaufbaufonds“ pumpt, der, so das Ziel, das Wachstum fördern soll. Bisher hat es von dieser Seite nur wenig Schubkraft gegeben.“

Günstige Aktien

„Schauen wir auf die Unternehmen. Diese haben sich in den letzten Jahren – gerade in der Corona-Zeit – sehr viel schlanker aufgestellt. Die Kostenstrukturen wurden angepasst, auch wenn die gestiegenen Lohn- und Energiekosten einiges wieder weggenommen haben. Mag sein, dass auf die europäische Wirtschaft noch harte Zeiten zukommen. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der Eurozone unerwartet deutlich auf 47,0 Punkte gesunken. Der Frühindikator für die Wirtschaft erreichte damit den tiefsten Stand seit November 2020. Im Gegensatz zum Vormonat notierten beide Teilindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor merklich unter 50 Punkten.

Dies deutet auf eine Schrumpfung der Wirtschaft hin. Sektor übergreifend gingen sowohl die Geschäftstätigkeit als auch die Auftragseingänge zurück und der Stellenaufbau kam nahezu zum Stillstand. Das sind alles keine guten Nachrichten. Trotzdem sind wir für unseren Contrarian Value Euroland Fonds durchaus positiv gestimmt. Schließlich hat das gesamte Portfolio des Fonds ein KGV von rund 6. Da sind viele schlechte Nachrichten bereits eingepreist.“

Fidecum/HK

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