Aktien-Favoriten: Schweiz und Energie
Rocchino Contangelo, ESG-Experte bei Swisscanto, ist im aktuellen Umfeld relativ vorsichtig bei europäischen Finanzwerten und zyklischen Aktien. Er favorisiert hingegen etwa Erneuerbare Energien und in Europa den Schweizer Markt.
Die Berichtsaison zum 1. Quartal 2022 steht für Aktienunternehmen an. Contangelo: „Sie beginnt traditionell mit den US-Banken. Im Bankensektor sind wir bei den Investmentbanken relativ vorsichtig, weil die IPO-Aktivität im vergangenen Quartal aufgrund der Unsicherheiten an der Börse abgeflacht ist. Hingegen sind wir konstruktiver für Regionalbanken, die von weiteren Zinsschritten profitieren dürften.“
Unsicheres Umfeld
„Die finanziellen Auswirkungen der anhaltenden Lieferkettenproblemen, der steigenden Energiepreise, der hohen Lohn- und Gesamtinflation sowie des abnehmenden Wirtschaftswachstums stehen bei Investorinnen und Investoren in der diesjährigen Zahlensaison im Zentrum des Interesses. Es wird sich zeigen, ob sich die Unternehmen in diesem unsicheren Umfeld genügend komfortabel fühlen, eine Guidance für das Gesamtjahr 2022 vorzulegen.
Angesichts diverser Unwägbarkeiten dürfte es anspruchsvoll werden, die Erwartungen an das Gewinnwachstum (YoY) von 13 Prozent im MSCI World zu erfüllen. Firmen mit soliden Free Cash-Flows haben indes gute Chancen, die Analystenerwartungen zu übertreffen.“
Schweizer Wertarbeit
Relativ vorsichtig ist der Experte aktuell bei europäischen Finanzwerten und zyklischen Aktien: „Eher konstruktiv agieren wir bei Firmen, die von der erhöhten Inflation profitieren. Wir sind deshalb positiv gestimmt für Unternehmen aus den Sektoren Consumer Staples, Gesundheit, Roh-/Grundstoffe oder Energie. In Europa sind wir konstruktiv insbesondere für den defensiven Schweizer Markt.“
Attraktiv: Energie-Aktien
„Global gesehen favorisieren wir den nordamerikanischen Markt sowie die rohstofflastigen Aktienmärkte Kanada und Australien. Trotz internationaler Bestrebungen, die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren zu wollen, ist ein umfassender und schneller Importstopp wenig realistisch. Ein Gasembargo gegen Russland würde die Inflation weiter beschleunigen und teilweise zu Produktionsverkürzungen führen.
Gleichwohl versucht die internationale Politik, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu schmälern, indem sie eine verstärkte Fokussierung auf erneuerbare Energien wie Wind und Solar sowie auf energieeffiziente Lösungen einfordert. Dieser politische Sukkurs spielt Unternehmen in die Karten, die klimaschonende Technologien und Lösungen anbieten.“
Swisscanto/HK