8. April 2022

Aktien bleiben Favoriten

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Christian Nemeth, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank, sieht die Weltwirtschaft in einer Normalisierungsphase. In diesem Umfeld bevorzugt er weiterhin Aktien, eine Beimischung von Anleihen sei aber sinnvoll.

Nemeth beleuchtet für das GELD-Magazin die makroökonomischen Hintergründe: „Nachdem vor allem durch starke Nachholeffekte induzierten Boom im letzten Jahr, verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum wieder. Wir sehen dies aber nicht als schlechtes Zeichen, da wir von einer Stimulus getriebenen Phase in ein selbstragendes Wirtschaftswachstum übergehen.“

Inflation macht Sorgen

Christian Nemeth, CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich
Christian Nemeth, CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich

Daher seien auch die expansiven Unterstützungsmaßnahmen seitens der Notenbanken und Regierungen mittelfristig nicht mehr notwendig. Nemeth analysiert weiter: „Sorgen bereiten die rekordhohen Inflationsraten, die durch die nochmals gestiegenen Rohstoffpreise im Zuge der Ukraine-Krise weiter angeheizt werden. Auch bei den Lieferketten gibt es nach wie vor keine wirkliche Entwarnung.“

Aktien als Nr. 1

Zu seiner übergeordneten Investmentstrategie sagt der Experte: „Wir bevorzugen auch nach den jüngsten Turbulenzen an den Börsen weiterhin Aktien. Eine Beimischung von Anleihen ist sinnvoll, allerdings nur hinsichtlich der risikodämpfenden Eigenschaften und nicht aufgrund der Erträge. Die kurzfristige Entwicklung an den Finanzmärkten im Zuge der Ukrainekrise zeigt einmal mehr den Stellenwert eines breit aufgestellten und international diversifizierten Portfolios auf.“

Gold habe hingegen als Inflationsschutz in den letzten zwölf Monaten keine Erfolgsstory geschrieben: „Erst durch die Auseinandersetzung in der Ukraine hat das Edelmetall einen deutlichen Schub bekommen und war wie auch der US-Dollar und der Schweizer Franken Teil der sicheren Häfen, in die Anleger geflüchtet sind. Die Entwicklung der Realrenditen und des US-Dollars sind für den Goldpreis weiterhin wichtige Faktoren. Wir geben Aktien als Inflationsschutz weiterhin den Vorzug.“

Begrenztes Potenzial

Nemeth rät jedenfalls von kurzfristig motivierten, starken Umschichtungen im Portfolio ab: „Für die mittelfristige Perspektive sind die konjunkturellen Rahmenbedingungen weiterhin ausschlaggebend. Die hohen Inflationsraten werden die geldpolitische Normalisierung insbesondere im angelsächsischen Raum beschleunigen. Solange die Gewinnentwicklung der Unternehmen weiterhin ansprechend bleibt, haben die Aktienmärkte auch in einem Umfeld steigender Leitzinsen Kurspotenzial. Der Spielraum ist aber begrenzt.“

Anleihen: Wenig Rendite

Wie sehen die Anlagechancen nun im Fixed Income-Bereich aus?  Nemeth: „Die Renditeperspektive für Anleihen bleibt vorerst äußerst bescheiden. Unmittelbar nach der russischen Invasion in der Ukraine waren sicheren Häfen wie US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen sehr gefragt. Dies ist aber vor allem auf die kurzfristig gestiegene Risikoaversion der Anleger zurückzuführen. Angesichts der hohen Inflationsraten und der vielerorts bevorstehenden Zinswende werden die Renditen weiter steigen, was kurzfristig zu Kursverlusten bei den Anleiheinvestoren führt.“

Auch interessant: Lesen Sie in der GELD-Magazin April 2022 Ausgabe „Strategien der Privatbanken“.

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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