im nachfolgenden Marktkommentar äußert sich Felix Feather, Economist bei Aberdeen Investments, zur heutigen EZB-Zinsentscheidung:

„Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute beschlossen, ihre Leitzinsen um 0,25 % zu senken und den Einlagensatz auf unsere Schätzung des neutralen Niveaus von 2,0 % zu bringen. Diese Entscheidung markiert das Ende einer restriktiven Geldpolitik, die seit Januar 2023 galt. Eine Unterschreitung des Inflationsziels von 2,0 %, eine schwache Nachfrage und ein erwarteter negativer Wachstumsschock durch die US-Zollpolitik waren ausschlaggebend für die Entscheidung, die verbleibenden geldpolitischen Einschränkungen zu beseitigen. Tatsächlich rechnen wir damit, dass diese Faktoren den EZB-Rat dazu veranlassen werden, im September erneut die Zinsen zu senken. Aus heutiger Sicht ist das wahrscheinlichste Szenario ein weiterer Zinsschritt, wodurch der Einlagensatz auf ein moderat expansives Niveau von 1,75 % sinken würde.

Zugegeben, die EZB könnte gezwungen sein, die Wirtschaft stärker zu stützen, sollte US-Präsident Donald Trump seine angedrohten pauschalen Zölle von 50 % gegenüber der EU tatsächlich umsetzen. Doch rechtliche Anfechtungen bestehender Zölle, Fortschritte in den EU-US-Handelsgesprächen sowie mögliche Auswirkungen auf amerikanische Verbraucher machen dieses Szenario eher unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz belastet der aktuelle Basistarif von 10 % bereits die europäischen Exporteure, und dieser könnte nach Ablauf der 90-tägigen Aussetzung im Juli auf den ursprünglich angedachten „reziproken“ Satz von 20 % steigen.“ 

Aberdeen Investments/SJ