27. Mai 2021

Rohöl: Ausbruch nach oben?

Rohöl der Sorte Brent schiebt sich seit Wochen knapp unter der runden 70 US-Dollar-Marke seitwärts. So fatal das für das Wachstum und die Inflation auch wäre: Ein Ausbruch nach oben wäre jederzeit möglich. Wohin könnte der dann führen?

Börsenprofi Ronald Gehrt analysiert auf lynxbroker.de: „Die eigentliche Frage ist: Wie weit würden sich die bullischen Trader vorwagen? Denn auch, wenn die US-Rohöllagerbestände seit zwei Monaten abnehmen und man davon ausgeht, dass der momentane „Flaschenhals“ hinsichtlich vieler Produktionsbereiche die Nachfrage hoch hält, es bleibt ja noch das Damoklesschwert der Fördermenge.“

Fokus auf „Öl-Riesen“

„Noch ist die Fördermenge der OPEC sowie Russlands ja deutlich reduziert. Was passiert, wenn die Ölförderer dieses ja langfristig allemal ordentliche Preisniveau nutzen, um ihre Fördermenge wieder auszuweiten? Und was passiert, wenn ein erhöhtes Angebot auf eine nachlassende Nachfrage träfe, weil die derzeitigen Engpässe in vielen Bereichen nicht mehr bestehen?“

Dass sich viele Akteure am Ölmarkt diese Frage stellen, ist im Chartbild ersichtlich. Immerhin mäandert der Kurs schon den ganzen Monat unterhalb des bisherigen, im März bei 70,13 US-Dollar erzielten Jahreshochs seitwärts. Aber das heißt nicht, dass ein Ausbruch nach oben dadurch unwahrscheinlich würde. Wäre das so, würde Brent Crude Oil nicht derart hartnäckig unter dieser Linie kleben.

„Sprungbrett“ für Bullen

Gehrt meint weiter: „Zudem hat das bullische Lager einen guten Rückhalt in Form der im Chart dick schwarz hervorgehobenen 50-Tage-Linie. Die wurde im März und April getestet und verteidigt, im Verlauf der vergangenen Woche dann erneut. Dieses Sprungbrett dient den Tradern als Basis für einen erneuten Anlauf, um nach oben auszubrechen.

Gerade im Bereich der Rohstoffe zeigen sich die Trader oft verblüffend hartnäckig und agieren, wenn es darum geht, einen Trend auszureizen, auch mal gegen einen Wandel in den Fundamentals. Was hieße: Sollte der Ausbruch nach oben gelingen, würde das Risiko einer Fördermengenausweitung kaum jemanden abhalten, weiter Long zu gehen, zumal der Weg dann aus charttechnischer Sicht bis zum Prä-Corona-Hoch frei wäre, das im Februar bei 77,30 US-Dollar markiert würde – ein lohnendes Kurspotenzial.“

Brent Crude Oil: Wagen sich die Bullen über die 70 Dollar?

„Achillesferse“

„Aber: Diese 50-Tage-Linie ist damit auch die Achillesferse der Bullen. Sie liegt mit aktuell 65,70 US-Dollar sehr nahe an der 70 US-Dollar-Hürde. Scheitert der Ausbruchsversuch, kann diese Linie schnell fallen. Und da am Ölmarkt mehr Aktivität auf charttechnischer Basis abläuft als auf Basis der tatsächlichen Angebots/Nachfrage-Situation, wäre es keine Überraschung, wenn sehr viele Trader dann umgehend die Seiten wechseln würden. Denn ein Long-Kursziel bei 77 US-Dollar mag lukrativ sein; ein im Fall einer gebrochenen 50-Tage-Linie in den Fokus rückender Test der unteren Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals bei aktuell 51 US-Dollar wäre aber noch weitaus verlockender!“

Lynx/HK

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