11. November 2025

KI: Wer profitiert?

KI hat sich zu einem zentralen Wachstumstreiber entwickelt. Doch nicht alle Unternehmen profitieren gleichermaßen: Deshalb sollten Investoren keine Sektorwetten eingehen, sondern jedes Investment einzeln prüfen.

Peter Vrbovsky, Analyst Unternehmensanleihen bei Bantleon

Peter Vrbovsky Analyst Unternehmensanleihen bei Bantleon, kommentiert: „Die Vorstellung, dass alle Chip-Hersteller im selben Ausmaß von KI profitieren, ist falsch: Während US-Anbieter von Grafikprozessoren (GPUs) mit speziellen Beschleunigern sehr hohe Gewinne erzielen, verdienen die großen europäischen Halbleiterunternehmen vor allem an den unverzichtbaren Komponenten drumherum. ASML aus den Niederlanden ist hier das beste Beispiel: Die EUV-Lithografiesysteme des Unternehmens sind zwingend nötig, um modernste KI-Prozessoren zu produzieren.“

Interessante Unternehmen

„Infineon aus Deutschland und STMicroelectronics aus der Schweiz profitieren nicht über hohe GPU-Preise vom KI-Boom, sondern über effiziente Strom- und Steuersysteme. Diese Systeme ermöglichen es Rechenzentren, hohe Lasten sicher zu tragen und ermöglichen gleichzeitig, KI in Autos, Fabriken und Alltagsgeräten einzusetzen. Beide Unternehmen betonen, dass die KI-getriebene Nachfrage die Schwäche klassischer Auto- und Industriezyklen mildert und zu neuen Investitionen führt. So wachsen Europas Chiphersteller zwar nicht im gleichen Tempo wie Nvidia, aber KI stabilisiert bereits ihre operativen Cashflows. Wir sehen diese Cashflows als nachhaltig an und sie stärken bereits die Ratings der europäischen Chiphersteller.

Auch europäische Anbieter von Automatisierungs- und Elektrifizierungstechnik berichten, dass der KI-Boom ihre Auftragslage verbessert – und häufig auch die Margen. Die Gründe sind hochwertige, gut planbare Auftragsbestände und eine verbesserte Preissetzungsmacht. Siemens brachte die Stimmung bereits im August 2024 auf den Punkt: „KI wirkt wie ein Turbolader für unser Geschäft.“ Inzwischen stützt die starke Nachfrage aus Rechenzentren und digitalisierten Industriebranchen große Teile der Wertschöpfungskette von Siemens.“

Unter Strom

„Weil KI auf Strom basiert, führt der Nachfrageboom zu einem stark wachsenden Strombedarf. Diese Entwicklung verschafft europäischen Anbietern von Anschluss-, Kühl- und Stabilisierungstechnik eine komfortable Position. Sie können ihre Preisforderungen besser durchsetzen und haben sehr gut absehbare künftige Umsätze.

Der Schweizer Industriekonzern ABB rechnet weltweit bis 2030 mit Gesamtinvestitionen in Rechenzentren in Höhe von mehr als 1 Bio. US-Dollar. Die Elektrifizierung von Rechenzentren steht bereits für rund 7% des ABB-Konzernumsatzes von 35 Mrd. US-Dollar und wächst jährlich im zweistelligen Prozentbereich. Für Anleiheninvestoren bedeutet das: mehrere Jahre relativ gut planbarer Cashflow in einem Segment mit Preissetzungsmacht, gestützt durch finanzierte, vertraglich gebundene Elektrifizierungsprojekte entlang des Ausbaus von KI-Infrastruktur. Deshalb bewerten Ratingagenturen solche Aufträge zunehmend ebenso positiv wie Infrastruktur-Umsätze.“

KI als Kostenkiller

„Große Konzerne nutzen KI derzeit vor allem als Hebel zur Kostensenkung, insbesondere in Personal- und Serviceprozessen. Europäische Telekommunikationsunternehmen liefern dabei besonders anschauliche Beispiele: British Telecommunications (BT) etwa setzt seit Ende 2024 den KI-Assistenten Aimee ein, der bereits bis zu 60.000 Kundenkontakte pro Woche bearbeitet. In einigen Standardfällen wird fast die Hälfte der Anfragen automatisiert abgewickelt. Im Juni 2025 erklärte BT-CEO Allison Kirkby, der Plan, bis 2030 mehr als 40.000 Arbeitsplätze abzubauen und rund 3 Mrd. Pfund an Kosten einzusparen, bilde das volle Potenzial von KI noch gar nicht ab. BT könne am Ende des Jahrzehnts noch kleiner sein, also schlanker und stärker automatisiert.“

Bantleon/HK

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