Die Rückkehr der Glorreichen 7
Der Oktober war geprägt durch ein Wiedererstarken der großen US-Technologiewerte – bekannt als die Glorreichen 7 oder Hyperscalers. Dabei waren nicht nur deren starke Quartalszahlen, sondern vor allem optimistische Ausblicke im Bereich KI entscheidend für die Kursgewinne.

Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager von Dolphinvest Capital, erklärt: „Selbst die Warnung von Sam Altman, Gründer und Chef der KI-Plattform Open AI, vor übertriebenen Kursen bei Technologieaktien, konnte die Marktteilnehmer nicht abschrecken. Zu groß bleibt die Angst, eine weitere Kursrallye zu verpassen.“
Wachstumsmotor: KI-Fantasie
Aufgrund der hohen Gewichte der Glorreichen 7 in den Aktienindizes konnte der Gesamtmarkt stark profitieren, während in der Breite der Unternehmen durchaus einige Enttäuschungen zu verzeichnen waren. „Der Fokus der Marktteilnehmer liegt ausschließlich auf der KI-Fantasie und dem erhofften Produktivitätspotenzial“, sagt Böckelmann. Massive Investitionen der Hyperscalers – Hunderte von Milliarden US-Dollar in Computing, Rechenzentren und die erforderliche Energieversorgung – kurbeln das Wirtschaftswachstum an. Gleichzeitig zeigen sich andere Branchen trotz Folgen irrationaler US-Zollpolitik sehr resilient.
„Die US-Märkte profitieren auch vom Pragmatismus ihres Präsidenten Donald Trump, der zwar einerseits für Zölle auf dem Niveau der 1930er Jahre verantwortlich ist, es andererseits aber schafft, anderen Nationen immer wieder Zugeständnisse abzuringen“, so Böckelmann. Wieviel der im Oktober erreichte Waffenstillstand im Handelsstreit mit China tatsächlich wert sein wird, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen. „Auch wenn die USA im Bereich Halbleiter und KI technologisch noch führend sind, besitzt China zwei Drittel aller Weltreserven Seltener Erden und dominiert zu 90 % deren Lieferketten“, betont der Experte.
Europa: Unbeteiligter Zuschauer
Auch Europa ist von Chinas Exportrestriktionen bei Rohstoffen wie Halbleitern betroffen. Hier gälte es nun abzuwarten, wie die großen Nationen entscheiden. „Der Streit zwischen USA und China konnte bislang nicht genutzt werden, sich auf eigene wirtschaftliche Stärken zu konzentrieren und diese zu bündeln – im Gegenteil“, so Böckelmann. 19 Regierungschefs – einschließlich Deutschland und Frankreich – haben in einen Brandbrief an die EU-Kommission eine dringend zu ändernde EU-Wirtschaftspolitik gefordert, in dem sich auf das letztjährige Mario-Draghi-Papier verwiesen, alternativlos auf Wettbewerbsfähigkeit und Bürokratieabbau zu setzen. Allerdings hat das EU-Parlament den Antrag des Rates zur Aussetzung des von allen Wirtschaftsexperten als wohlstandsgefährdend eingestuften Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes abgelehnt.
„Während ein durch die Oktoberwahlen gestärkter argentinischer Präsident in seinem Land für Zuversicht und Aufbruchstimmung sorgt und mit beeindruckenden Wirtschaftszahlen glänzt, konzentriert sich das EU-Parlament weiter auf seine moralische Überlegenheit, Regelverliebtheit und ansonsten realitätsferne Sicht auf die Welt“ kritisiert Böckelmann. Auf der einen Seite steht eine noch sehr widerstandsfähige Weltwirtschaft, die von anpassungsfähigen Unternehmen getragen wird und auf der anderen Seite eine Politik, die auf den ersten Blick irrational erscheint. „Beide Kräfte werden für einen spannenden Verlauf an den Kapitalmärkten bis zum Jahresende sorgen“, resümiert Böckelmann.
Dolphinvest/HK
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