30. Oktober 2025

Fed, BoJ und US-China-Gespräche

Im folgenden Marktkommentar analysieren die Experten bei Aberdeen Investments die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank (FOMC) und der Bank of Japan sowie deren Auswirkungen auf die Märkte. Dabei beleuchten sie insbesondere die Zinspolitik, die Rolle von Technologieaktien und die bevorstehenden US-China-Handelsgespräche.

Ray Sharma-Ong, Deputy Global Head of Multi Asset Bespoke Solutions bei Aberdeen Investments
Ray Sharma-Ong, Deputy Global Head of Multi Asset Bespoke Solutions bei Aberdeen Investments

Ray Sharma-Ong, Deputy Global Head of Multi Asset Bespoke Solutions bei Aberdeen Investments kommentiert das FOMC-Update und gibt einen Marktausblick: „Die US-Notenbank hat ihre Unabhängigkeit von politischem Druck unterstrichen, indem sie die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt hat. Damit signalisiert sie, dass ihre Entscheidungen weiterhin von wirtschaftlichen Bedingungen und nicht von politischen Erwägungen geleitet werden. Gleichzeitig räumte die Fed ein, dass der anhaltende Regierungsstillstand den Zugang zu Wirtschaftsdaten einschränkt. Aufgrund dieser eingeschränkten Sicht verzichtete die Fed darauf, eine klare Prognose für eine weitere Zinssenkung im Dezember 2025 zu geben. Powells Äußerungen deuten darauf hin, dass die Fed davon ausgeht, dass der Shutdown bis Dezember 2025 andauern könnte.

Zudem kündigte die Fed an, dass das Programm zur quantitativen Straffung (QT) am 1. Dezember 2025 endet. Ab diesem Datum werden MBS-Reinvestitionen in US-Staatsanleihen umgeleitet. Diese Zeitplanung enttäuschte die Märkte, die mit einer früheren Umsetzung im November 2025 gerechnet hatten. Aktien- und Zinsmärkte reagierten negativ auf Powells restriktiven Ton während der Pressekonferenz, was das „Bad News is Good News“-Narrativ verstärkte: Schwächere Wirtschaftsdaten könnten weitere Lockerungen auslösen und damit die Aktienmärkte stützen.

Sobald der Shutdown beendet ist und makroökonomische Daten wieder verfügbar sind, erwarten wir, dass diese eine Zinssenkung im Dezember 2025 unterstützen. Der Shutdown sowie jüngste Unternehmensmeldungen haben die Sorgen über Entlassungen und Herausforderungen bei Neueinstellungen verstärkt. Der Arbeitsmarkt scheint im Wandel, und schwache Beschäftigungszahlen sind wahrscheinlich, sobald die Berichterstattung wieder aufgenommen wird.

In der Zwischenzeit dürften die kurzfristigen Zinsen aufgrund der begrenzten Datenlage und fehlender Zusagen für eine Zinssenkung im Dezember hoch bleiben, was den USD stützt. Dieses Umfeld ist negativ für SMID-Cap-Unternehmen, die tendenziell stärker von variabel verzinsten Schulden betroffen sind.

Nach der Fed-Entscheidung richtet sich die Aufmerksamkeit der Märkte nun auf die Unternehmensberichte und die bevorstehenden US-China-Handelsgespräche in Korea.

Technologieaktien: Widerstandsfähig gegenüber makroökonomischen Gegenwinden

Technologie bleibt der Haupttreiber der Aktienperformance. Die „Magnificent 7“-Technologiekonzerne lieferten starke Ergebnisse und positive Ausblicke, wobei die Investitionspläne der Hyperscaler überraschend hoch ausfielen. Aufgrund des Umfangs und der langfristigen Ausrichtung dieser Investitionen – mit Fokus auf KI-Infrastruktur, Cloud-Dienste und den Ausbau von Rechenzentren – sind sie weniger anfällig für kurzfristige wirtschaftliche Schwankungen. Anders als diskretionäre Ausgaben sind diese Projekte strategisch und essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit im KI- und Cloud-Ökosystem.

Technologieaktien, insbesondere solche aus den Bereichen Halbleiter, Speicher und fortschrittliche Verpackungstechnologien, dürften daher weniger von makroökonomischen Gegenwinden betroffen sein.

In Asien sind Korea und Taiwan gut positioniert, um als Schlüsselakteure im Halbleiter- und Foundry-Ökosystem zu profitieren. Taiwan ist weltweit führend in der Herstellung fortschrittlicher Chips, während Korea im Bereich High-Bandwidth Memory (HBM) und fortschrittlicher Verpackungstechnologien für Hyperscaler-Rechenzentren dominiert. Diese strukturellen Vorteile ermöglichen beiden Aktienmärkten, vom Investitionsschub der globalen Hyperscaler in KI-Infrastruktur und Cloud-Expansion zu profitieren.

US-China-Handelsgespräche: Positiv bei Verlängerung des Waffenstillstands oder Teilabkommen

Die für heute Abend (30. Oktober 2025) angesetzten Verhandlungen zwischen den USA und China dürften die Marktstimmung mit Blick auf den November 2025 beeinflussen. Die Gespräche umfassen eine Vielzahl kritischer Themen, darunter Exportkontrollen für Chips, Versorgung mit seltenen Erden, Zollstrukturen, Maßnahmen im Zusammenhang mit Fentanyl sowie den Handel mit wichtigen Gütern wie Sojabohnen und Nvidia-Produkten. Auch die Finalisierung des TikTok-Deals steht auf der Agenda.

Beide Seiten gehen mit unterschiedlichen Hebeln in die Gespräche: China verfügt über erheblichen Einfluss durch seine Dominanz bei seltenen Erden, während die USA im Bereich des Designs fortschrittlicher Chips im Vorteil sind. Eine Verlängerung des aktuellen Handelswaffenstillstands oder ein Teilabkommen würde von den Märkten positiv aufgenommen, da damit die drohende Einführung eines zusätzlichen 100%-Zolls am 1. November 2025 abgewendet würde. Fortschritte in diesen Bereichen dürften sowohl US-Aktien als auch die chinesischen Märkte und insbesondere den Technologiesektor Chinas stützen.“

Sree Kochugovindan, Senior Research Economist bei Aberdeen Investments
Sree Kochugovindan, Senior Research Economist bei Aberdeen Investments

Sree Kochugovindan, Senior Research Economist bei Aberdeen Investments, sieht bei der heutigen Entscheidung der Bank of Japan keine Überraschungen, sondern einen weiterhin vorsichtigen Kurs: Von der Bank of Japan gab es heute keine Überraschungen – die Zinsen wurden unverändert bei 0,5 % belassen. Mit nur zwei Gegenstimmen, wie bereits im Vormonat, besteht noch kein Konsens für eine Zinserhöhung im Dezember.

Die Prognosen wurden leicht angepasst, was eher auf eine Feinjustierung als auf eine Kursänderung hindeutet. Trotz einer weiterhin deutlich über dem Ziel liegenden Inflation zeigt sich die BoJ vorsichtig, da vor allem Lebensmittelpreise als Haupttreiber gelten und die zugrunde liegende Dienstleistungsinflation bestenfalls verhalten ist.

Der Ton der Pressekonferenz war insgesamt dovish. Die Frühjahrslohngespräche bleiben der zentrale Orientierungspunkt für die geldpolitische Ausrichtung der BoJ. Gouverneur Ueda äußerte Bedenken, dass tarifbelastete Sektoren wie die Industrie Schwierigkeiten haben könnten, die Löhne zu erhöhen. Erste Anzeichen für eine Lohnstärke sollten bis zur Sitzung im Januar erkennbar sein.

Angesichts von Fragen zur Unabhängigkeit stellte Ueda klar, dass die BoJ gemäß ihrem Mandat und nicht unter politischem Druck handeln werde. Selbst Premierministerin Takaichi bekräftigte das BoJ-Gesetz, das die Unabhängigkeit der Zentralbank rechtlich verankert.

Details zum Ergänzungshaushalt und zum Hauptbudget sollten bis Jahresende vorliegen und Unterstützung für Konsum und Wachstum bieten. Dies könnte die nächste Zinserhöhung rechtfertigen.

Wir halten an unserer Einschätzung fest, dass die BoJ frühestens im Januar eine Erhöhung um 25 Basispunkte auf 0,75 % vornehmen wird. Darüber hinaus erwarten wir ein sehr langsames Tempo weiterer Zinserhöhungen, da die BoJ auf eine stärkere, binnenwirtschaftlich getriebene Inflation wartet.“

Aberdeen Investments/SJ

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.