15. Oktober 2025

Konjunktur Österreich: Delle

Mit Herbstbeginn hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich eingetrübt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verringerte sich im September auf minus 2,2 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr. Der unbeständige Aufwärtstrend seit Jahresbeginn hat wieder eine Delle bekommen.

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria

UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer: „Nachdem im Vormonat das Konjunkturbild bereits durchwachsener ausfiel, kam es mit Beginn des Herbsts in allen Wirtschaftssektoren zu einer Verschlechterung der Stimmung. Insbesondere in der heimischen Industrie und im Dienstleistungssektor nahmen die Konjunktursorgen deutlich zu. Zudem erhöhte sich die Unsicherheit der heimischen Konsument:innen erstmals seit einem halben Jahr wieder.“

Inflation drückt Stimmung

„Die hohen Inflationswerte der vergangenen Monate dürften eine große Rolle bei der Eintrübung der Konjunkturstimmung gespielt haben, speziell des Verbrauchervertrauens. Die Stimmung der heimischen Konsument:innen sank auf den tiefsten Wert seit sechs Monaten und trug am stärksten zum Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators bei“, so Bruckbauer. Durch den Anstieg der Inflation auf Werte um 4 Prozent im Jahresvergleich haben die kräftigen nominellen Lohnsteigerungen des laufenden Jahres nicht mehr ausgereicht, um weiter reale Kaufkraftzuwächse zu erzielen. Dies hat auch die Stimmung im Dienstleistungssektor belastet, denn aufgrund einer nachlassenden Nachfrage konnten auch die hohen Kostenanstiege nur bedingt auf die Kundenpreise übergewälzt werden, was die Ertragssituation beeinträchtigte.

Auch in der Bauwirtschaft sorgte ein verhaltenes Neugeschäft für eine zurückhaltende Beurteilung der Konjunkturlage. Allerdings nahmen nur im Hochbau die Konjunktursorgen zu, während sich im Tiefbau und in den Nebengewerben die Stimmung leicht aufhellte. In der Industrie sorgte die angespannte Wettbewerbslage durch hohe Kostenanstiege im Energie- und Personalbereich sowie der Gegenwind im Export durch die protektionistische Politik der USA erneut für eine Verschlechterung der Geschäftseinschätzung. Die Stimmung in der heimischen Industrie sank auf den tiefsten Wert des laufenden Jahres, obwohl das globale Exportumfeld eine gewisse Stabilisierungstendenz zeigte.

Entspannung 2026

„Für 2025 gehen wir von einem Anstieg der Inflation auf durchschnittlich 3,5 Prozent aus. Mit Beginn des Jahres 2026 wird sich die Teuerung schlagartig verringern, da das Auslaufen der Strompreisebremse aus der Berechnung fällt. Zudem dürfte die Dienstleistungspreisdynamik angesichts der moderateren Lohnentwicklung geringer als 2025 ausfallen Auch niedrige Ölpreise und ein etwas stärkerer Euro sollten für eine Entlastung des Preisauftriebs sorgen. Wir gehen weiterhin von einem Rückgang der Teuerung im Jahresdurchschnitt 2026 auf 2,4 Prozent aus“, so Pudschedl.

BIP: Leichte Besserung

Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)
Walter Pudschedl, Ökonem bei UniCredit Bank Austria (©Pepo Schuster)

Nach der jüngsten offiziellen Datenrevision ab 2023 wird aber ein leichter Anstieg des BIP im laufenden Jahr 2025 immer wahrscheinlicher. „Wir haben unsere Wachstumsprognose leicht von 0,1 Prozent auf 0,3 Prozent für 2025 angehoben“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Im ersten Halbjahr übertraf das BIP den Vergleichswert des Vorjahres um 0,3 Prozent. Die Eintrübung der Konjunkturstimmung mit Herbstbeginn lässt für die kommenden Monate ein Nachlassen des leichten Rückenwinds für die heimische Wirtschaft erwarten. Weiterhin wird jedoch die Inlandsnachfrage die Konjunktur unterstützen, während belastet durch die zollpolitischen Maßnahmen der USA der Außenhandel die Wirtschaftsentwicklung dämpfen dürfte.“

„Für 2026 haben wir im Vergleich zu unserer bisherigen Einschätzung vor allem aufgrund der jüngsten offiziellen Datenrevision unsere Wachstumsprognose um 0,1 Prozentpunkt nach unten angepasst. Mit 1,0 Prozent ist für 2026 jedoch weiterhin ein spürbar höheres Wirtschaftswachstum als 2025 zu erwarten, gestützt auf die Inlandsnachfrage und einer stabileren Entwicklung im Außenhandel“, meint Pudschedl.

UniCredit/HK

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