25. September 2025

Zölle: BRICS im Aufwind

Trumps Zollpolitik wird die BRICS-Staaten aus Sicht der österreichischen Bevölkerung enger zusammenschweißen. Viele sind der Ansicht, dass die regelbasierte Weltordnung bröckelt und die Zukunft entweder von Chaos oder von Multipolarität geprägt sein wird.

Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts rechnen Österreicherinnen und Österreicher mit einer Verschiebung der globalen Machtverhältnisse. Knapp ein Drittel (30%) geht davon aus, dass die USA künftig weniger Einfluss auf das Weltgeschehen haben werden. Die Hälfte sieht einen Bedeutungsverlust der EU. Gleichzeitig trauen sieben von zehn Befragten China und vier von zehn Indien eine wichtigere Rolle zu. Während Ende des Vorjahres 27% der Bevölkerung meinten, dass Russland an Einfluss gewinnen wird, sind es inzwischen 36%.

Alte Ordnung bröckelt

Weniger als ein Fünftel der Bevölkerung (18%) begrüßt das Vorhaben der BRICS-Staaten, ein Gegengewicht zum Westen zu bilden und den Globalen Süden zu stärken. 29% sehen dies negativ, 35% nehmen eine neutrale Haltung ein. Junge Menschen bis 30 Jahre stehen einem Aufschwung der BRICS-Staaten deutlich positiver gegenüber als ältere (32% vs. 15 %). Ein Großteil der Befragten (70%) sieht die regelbasierte internationale Ordnung, die auf Zusammenarbeit und Stabilität setzt, in Gefahr. Die Mehrheit erwartet für die Zukunft entweder chaotische Zustände (29%) oder eine multipolare Weltordnung (23%) mit fünf großen Machtzentren – USA, EU, China, Russland und Indien.

September 2025, %-Werte, n=1000

Europa stärken

Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut
Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut

Nur 4% der Bevölkerung rechnen mit einer anhaltenden Dominanz Washingtons, während 11% China an der Spitze sehen. 10% halten eine gemeinsame Vorherrschaft von China und den USA für möglich, ein Fünftel konnte hierzu keine Einschätzung abgeben. Über die Rolle von US-Präsident Donald Trump bei dieser Entwicklung herrscht weitgehend Einigkeit. Drei Viertel (76%) der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Trumps Politik manche Länder geradezu in die Arme Chinas und Russlands treibt. Nur rund ein Fünftel (22%) ist der Ansicht, die hohen Zölle werden die BRICS-Staaten schwächen. Die Hälfte (49%) geht hingegen von einer Stärkung der Allianz aus. Angesichts der aktuellen geopolitischen Entwicklungen wünscht sich die Bevölkerung mehr Eigenständigkeit Europas (69%). Ein engerer Zusammenschluss mit den USA (7%) scheint noch weniger eine Option zu sein als Kooperationen mit den BRICS-Staaten (12%).

Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts: „In Österreich herrscht die Meinung vor, dass der Westen geschwächt ist, während China, Indien und Russland an Einfluss gewinnen. Trump gilt als Motor dieser Entwicklung. Diese Machtverschiebung sorgt in der Bevölkerung für Verunsicherung. Für viele folgt daraus: Europa muss unabhängiger und durchsetzungsfähiger werden, statt auf Allianzen zu setzen.“

Gallup/HK

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