27. August 2025

Aktien: Luxus ist nicht gleich Luxus

Im aktuellen Marktumfeld zeigt sich, wie wichtig selektives Vorgehen ist – denn während der breite Luxussektor schwächelt, behaupten sich Luxus-Aktien mit belastbarem Geschäftsmodell und klarer Identität. Petra Daroczi, Portfoliomanagerin bei Comgest, erläutert die Situation.

Trotz seines prestigeträchtigen Etiketts zeigt der Luxussektor eine uneinheitliche Entwicklung. Regionale Unterschiede in der Nachfrage, etwa eine anhaltende Schwäche in Asien, und die Normalisierung zuvor dynamischer Wachstumsphasen führen zur Frage, welche Unternehmen über die notwendige Substanz verfügen, um sich auch in einem anspruchsvolleren Umfeld behaupten zu können. Die beiden Unternehmen Hermès und Ferrari stehen exemplarisch dafür, wie handwerkliche Fertigung auch im Zeitalter von KI und Automatisierung nicht an Bedeutung verliert, sondern gezielt zur Wertigkeit und Identität einer Marke beiträgt.

Handwerkliche Präzision

Petra Daroczi, Portfoliomanagerin bei Comgest

„In der Produktion von Ferrari im italienischen Maranello erfolgen über 60 % der Fertigung in Handarbeit – insbesondere bei Sondermodellen. Hightech-Fertigungslinien stehen Seite an Seite mit Arbeitsplätzen, an denen Karosserieteile von erfahrenen Spezialisten individuell angepasst werden. Auch die Möglichkeit der Personalisierung bis ins kleinste Detail – von Lacken über Sitze bis hin zu Monogrammen – unterstreicht die Exklusivität. Diese Haltung wird zudem durch die ausschließliche Fertigung in Maranello betont, lokale Wertschöpfung und Herkunft sind Teil der Markenidentität.

Bei Hermès ist die Rolle des Handwerks ebenso zentral: Signature-Produkte wie die Birkin- oder die Kelly-Bag – benannt nach den Schauspielerinnen Jane Birkin und Grace Kelly – werden vom ersten Schnitt bis zur letzten Naht von derselben Person gefertigt. Rund 16 bis 18 Stunden dauert es, so eine ikonische Handtasche im Wert von 7.000 bis 30.000 Euro zu fertigen. Gefertigt wird ausschließlich in Frankreich, in 52 Ateliers landesweit und von rund 7.300 KunsthandwerkerInnen, die gemeinsam an Tischen sitzen. „Der Unterschied liegt nicht im Verzicht auf Technologie, sondern in der Entscheidung, wo der Mensch den Unterschied macht. In einer Welt, die auf Effizienz getrimmt ist, wird das Langfristige oft unterschätzt“, so Petra Daroczi, ESG-Analystin und Portfoliomanagerin bei Comgest.

Investition in Können

Diese handwerkliche Tiefe ist kein Selbstläufer. Ferrari betreibt mit der „Scuola dei Mestieri“ eine eigene Berufsschule mit über 100 Ausbildern, Hermès bildet jährlich in seiner gleichnamigen „École“ über 600 neue HandwerkerInnen in eigens gegründeten Ausbildungszentren aus. Wissen, Technik und Markenverständnis werden so über Generationen hinweg weitergegeben. Zugleich sorgen beide Unternehmen dafür, dass dieses Know-how eng an die Marke gebunden bleibt: Hermès stärkt die Loyalität seiner Mitarbeitenden durch Gewinnbeteiligungen für rund 80 % der Belegschaft sowie durch überdurchschnittliche Sozialleistungen. Ferrari bietet insbesondere in den Bereichen Engineering und Fertigung Aktienbeteiligungen und leistungsabhängige Boni.

„Die Fähigkeit, komplexes Know-how aufzubauen und über Jahrzehnte im Unternehmen zu halten, ist einer der unterschätztesten Wettbewerbsvorteile“, erklärt Daroczi. „Solche Strukturen lassen sich nicht kurzfristig replizieren – und genau das macht sie aus Investorensicht so wertvoll. Wir bei Comgest achten besonders darauf, ob Firmen den langfristigen Qualitätsanspruch auch in puncto Unternehmensführung abbilden.“

Comgest/HK

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