Pharma: Trump macht Druck
Die Pharmabranche steht aktuell auf der Fokusliste von Donald Trump weit oben. Er will mehr Produktion und Jobs in den USA ebenso wie niedrigere Medikamentenpreise. Als Druckmittel droht er mit Preisobergrenzen und der Einführung von Zöllen auf Medikamente.
„Natürlich sind diese Ziele widersprüchlich und das sorgt für noch mehr Unsicherheit“, so Jürg Staub, Reichmuth & Co Privatbankiers. Er ergänzt: „Eine strikte Obergrenze für US-Medikamentenpreise auf internationalem Level wäre für die Branche weitaus schlimmer als Zölle und könnte die Margen von Pharmafirmen nachhaltig senken. Die Pharmaindustrie weiß, dass man rechtlich kaum Mittel hat, tiefere Preise durchzusetzen und spielt deshalb auf Zeit. Aber Trump versucht sich auf unkonventionelle Weise durchzusetzen und sein Wahlversprechen vor den Midterms einzulösen. Aktuelle Gespräche über Preisgrenzen laufen hinter verschlossenen Türen. Es scheint, dass man noch weit weg von den Vorstellungen Trumps ist. Schlussendlich dürften beide Seiten an einer Lösung interessiert sein.“
Doppelter Druck auf Schweiz
Neu und besonders brisant ist die Situation für die Schweizer Pharmaunternehmen. Die Nachverhandlungen des Bundesrats haben bislang nichts Handfestes gebracht. Zwar sind Pharmaprodukte derzeit noch von den neuen Zöllen ausgenommen, aber sie sind dennoch ins Zentrum der Diskussion gerückt. Experte Staub: „Speziell Novartis und Roche sind im Fokus, weil zusätzlicher Druck aus der Schweiz kommt, zur Unterstützung einer Lösung im Zollkonflikt mit den USA Investitionen zuzusagen. Denn während die Schweizer Pharmafirmen mit Zöllen einigermaßen umgehen können (und im Moment noch befreit sind), sind andere Industriezweige unter Druck. Entsprechend brisant ist das Thema für die Schweiz.“
Auswirkungen für Anleger
Der Spezialist abschließend: „Wir halten Pharmaaktien aus defensiven Überlegungen. Sie verzeichnen steigende Nachfrage, eine angemessene Bewertung und hohe Dividenden. Sie sind kaum konjunkturabhängig und profitieren von dem strukturellen Trend der Überalterung. Diese defensiven Elemente sind aber aufgrund der politischen Unsicherheiten in den Hintergrund gerückt und über die nächsten Wochen/Monate steht möglicherweise eine weitere Eskalation an, bevor (wovon wir ausgehen), sich die Situation wieder beruhigt. Eine schnelle Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der Schweiz würde den Druck auf die Schweizer Pharmawerte etwas lindern. Gleichwohl stünde die Frage nach Preisobergrenzen weiter im Raum.
In einem Worst-Case-Szenario mit striktem Preisdeckel von Medikamenten sind die hohen Margen von Pharmafirmen im Risiko. Es spricht aktuell wenig dafür, dass sich Investoren kurzfristig – trotz vergleichsweiser niedriger Bewertung – in diesem Sektor engagieren. Auch wenn wir weiterhin nicht von einem Worst-Case-Szenario ausgehen, haben wir unser Übergewicht im Gesundheitsbereich reduziert, speziell im Bereich der Large Cap Pharma Titel in der Schweiz. Innerhalb des Gesundheitssegments gibt es Titel, die aktuell nicht oder kaum von der Zoll- und Medikamentenpreis-Diskussion betroffen sind. Diese erscheinen uns nach wie vor attraktiv.“
Reichmuth/HK
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