Firmenpleiten: Anstieg geht weiter
Die Zahl der Firmenpleiten befindet sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Daran wird sich aller Voraussicht nach bis Jahresende auch nichts ändern. Laut KSV1870-Hochrechnung mussten im ersten Halbjahr 2025 in Österreich 3.500 Unternehmen Insolvenz anmelden.
Das entspricht durchschnittlich 19 Firmenpleiten pro Tag. Der Handel, die Bauwirtschaft und der Sektor Gastronomie/Beherbergung verzeichnen weiterhin die meisten Fälle – sie sind für knapp die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen verantwortlich. Trotz mehr Insolvenzfällen sind im ersten Halbjahr 2025 die vorläufigen Passiva um fast 57 Prozent auf 4,8 Mrd. Euro gesunken. Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem einer deutlich niedrigeren Anzahl an Großinsolvenzen mit Passiva von jeweils über 500 Mio. Euro. Weiters sind 10.500 Arbeitnehmer (- 20,5 %) und 20.000 Gläubiger (- 23,4 %) von einer Insolvenz betroffen. Auf Basis aktueller Entwicklungen erwartet der KSV1870 am Jahresende wie zuletzt prognostiziert rund 7.000 Unternehmenspleiten.
Omnikrise schlägt zu
Österreichs Wirtschaftsentwicklung ist weiterhin von großer Unsicherheit geprägt. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen hat sich in der ersten Jahreshälfte 2025 kaum stabilisiert und die heimische Geschäftslage ist derzeit so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Lediglich 43 Prozent der österreichischen Betriebe sind aktuell mit ihrer Geschäftslage zufrieden, wie aus einer im April 2025 veröffentlichten KSV1870 Umfrage hervorgeht. Die Gründe für diese Entwicklung sind neben hohen Personal- und Energiekosten auch geopolitische Unsicherheiten, die für viele Betriebe einen gefährlichen Cocktail bilden.
Vor allem exportorientierte Betriebe leiden unter den internationalen Spannungen. Infolge dieser anhaltenden Schwächeperiode mussten im ersten Halbjahr 2025 in Österreich 3.500 Unternehmen (+ 6,1 % gegenüber 2024) Insolvenz anmelden – davon wurden 1.325 Fälle
(+ 10,5 %) mangels Kostendeckung nicht eröffnet. „Die Unternehmen kommen in Zeiten einer internationalen Omnikrise aktuell kaum zur Ruhe. Die unausweichliche Folge ist ein hohes Insolvenzaufkommen, wie wir es in Österreich zuletzt im Jahr 2005 zu verzeichnen hatten. Zudem deutet aktuell vieles darauf hin, dass uns diese Situation noch einige Zeit begleiten wird“, erklärt Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.
Prognose 2025: Keine Entspannung
Angesichts einer breiten Palette an negativen Einflüssen, mit denen sich die Firmen konfrontiert sehen, erwartet sich lediglich ein Fünftel der Betriebe im Jahresverlauf eine Verbesserung ihrer derzeitigen Geschäftslage. Die insgesamt eher schwache Wirtschaftsleistung lässt aus heutiger Sicht keine wesentliche Entspannung der aktuellen Insolvenzentwicklung in naher Zukunft erwarten. Der KSV1870 hält daher an seiner Prognose fest und geht davon aus, dass in Österreich am Ende des laufenden Jahres mit rund 7.000 Unternehmenspleiten bilanziert werden muss.
KSV1870/HK