Tag der Meere: Problem Überfischung
Am Weltmeertag, den 8. Juni, feiern wir oft die Schönheit und den Reichtum unserer Ozeane. Doch die Krise der Überfischung verschärft sich. Im Jahr 2021 erreichte die weltweite Fischproduktion einen Rekordwert von 182 Millionen Tonnen – fast zu gleichen Teilen aus Wildfang und Aquakultur.
Willem Visser, Portfoliomanager bei T. Rowe Price, kommentiert: „Jede dritte Fischpopulation, die in freier Wildbahn gefangen wird, wird schneller abgefischt, als sie sich natürlich erneuern kann – das heißt, sie ist überfischt. Fast 60 % werden bis an die Grenze der maximalen Nachhaltigkeit befischt. Nur 7 % sind noch nicht überfischt – ein Anteil, der rapide schrumpft. Allein im Pazifik wurden 2021 47 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Die zehn größten Fischereinationen – angeführt von China, Indonesien und Peru – waren für 60 % der weltweiten Fänge verantwortlich. Die am häufigsten gefangenen Arten landeten jedoch nicht auf unseren Tellern. Es handelte sich um peruanische Sardellen, die hauptsächlich zur Herstellung von Fischmehl für Zuchtfische und Nutztiere verwendet wurden. Mit anderen Worten: Wir leeren die Ozeane, um industrielle Farmen zu ernähren.“
Teufelskreis Aquakultur
„Die Aquakultur, die oft als nachhaltige Alternative gepriesen wird, ist ein zweischneidiges Schwert. Seit 1990 hat sie sich fast versiebenfacht, aber viele Zuchtfische werden mit wild gefangenen Arten gefüttert. Für die Produktion von nur einem Kilogramm Zuchtlachs oder -thunfisch können mehrere Kilogramm kleiner Fische erforderlich sein. Das ist keine Lösung, sondern ein Teufelskreis der Ausbeutung. Hinzu kommt eine unsichtbare Bedrohung: illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei (IUU).
Schätzungen zufolge wird jeder fünfte Fisch illegal gefangen. Kleine Fischereibetriebe, die 40 % der weltweiten Fangmenge ausmachen und 90 % der Fischer weltweit beschäftigen, verfügen oft nicht über die Technologie, um ihre Aktivitäten zu verfolgen oder zu melden. Das macht eine Regulierung nahezu unmöglich. Der Klimawandel verschärft die Schäden noch. Steigende Meerestemperaturen, Versauerung und Sauerstoffmangel bringen die Meeresökosysteme an ihre Grenzen. Fischbestände wandern in Richtung der Pole oder in tiefere Gewässer. Einige können sich anpassen. Viele werden es nicht schaffen. Der Weltklimarat (IPCC) warnt davor, dass die weltweiten Fischfänge bis 2050 um bis zu 40 % zurückgehen könnten. Bereits jetzt ist ein Drittel der Hai- und Rochenarten vom Aussterben bedroht – vor wenigen Jahren waren es noch ein Viertel.“
Investoren müssen handeln
„Nachhaltige Investitionen in die Meereswirtschaft sind nicht nur möglich, sondern werden immer wichtiger. Wir müssen aufhören, den Ozean als unerschöpfliche Ressource zu betrachten, und anfangen, ihn als das fragile, lebenswichtige System zu finanzieren, das er tatsächlich ist. Das bedeutet, in nachhaltige Aquakulturpraktiken zu investieren, die nicht auf Wildfisch als Futtermittel angewiesen sind, um so den zerstörerischen Kreislauf zu durchbrechen, in dem eine Art für die Zucht einer anderen Art ausgerottet wird. Außerdem müssen Meeresschutzgebiete erweitert und durchgesetzt werden, um den Ökosystemen den Raum und die Zeit zu geben, die sie zur Erholung benötigen.
Echtzeit-Überwachungstechnologien wie Satellitenortung und automatische Identifikationssysteme (AIS) müssen ausgebaut werden, um die Transparenz und Rechenschaftspflicht in der weltweiten Fischerei zu verbessern. Und vielleicht am wichtigsten ist, dass die Regierungen die Durchsetzung von Fangquoten verstärken und gegen illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei vorgehen müssen, die weiterhin sowohl die Schutzbemühungen als auch die wirtschaftliche Stabilität untergräbt. Auch die Regierungen müssen sich dieser Herausforderung stellen. Strengere Vorschriften, bessere Datentransparenz und eine rigorose Durchsetzung der Fangquoten sind unerlässlich, um die Überfischung einzudämmen. Die internationale Zusammenarbeit ist ebenso wichtig, insbesondere wenn es um die Bekämpfung der illegalen Fischerei und den Schutz der Hohen See geht.“
T. Rowe Price/HK