US-Klimapolitik: Trump vs. ESG
Mit der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben sich die Weltpolitik und die Haltung zur ESG verändert. Das hat Auswirkungen auf das Anlegerverhalten und macht es Unternehmen wie Privatanlegern nicht leichter.
Gleich an seinem ersten Tag im Amt hat Trump wieder einmal den Austritt der USA aus der Pariser Klimavereinbarung erklärt. Manche seiner anderen Wahlversprechen scheinen weniger leicht umsetzbar zu sein, doch werden schon jetzt viele ESG-Zusagen eingeschränkt oder aufgegeben.
ESG nicht am Ende
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA IM, hält aber eine völlige Kehrtwende der ESG-Politik für unwahrscheinlich, vor allem mit Blick auf den unter Joe Biden verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA). Er soll Investitionen in saubere Energien fördern: „Im Wahlkampf hat Trump zwar das Ende dieses Programms versprochen, doch wird es von beiden Parteien durchweg unterstützt. Schließlich fließt ein Großteil der Zahlungen in republikanische Wahlkreise. Statt den IRA vollständig abzuschaffen, dürfte die Trump-Administration daher eher kleinere Anpassungen anstreben.“
Weltweite Zusagen
„In Europa ist man noch immer fest entschlossen, bis 2050 die Netto-Null zu erreichen. China wiederum ist zwar noch immer der weltgrößte Umweltverschmutzer, hat aber einige Netto-Null-Zusagen bereits erfüllt und will die Kapazität seiner Wind- und Solarkraftanlagen bis 2030 auf 1.200 Gigawatt steigern. Und Saudi-Arabien, einer der größten Ölförderer der Welt, bereitet sich bereits auf das Leben nach dem Öl vor und prüft, was für einen geordneten Übergang nötig ist.
Aber nichts davon ist sicher, und das vor allem wegen der neuen US-Position zum Klimawandel, zur Finanzierung der Dekarbonisierung und zu internationalen Beziehungen. US-Zölle werden den Welthandel beeinträchtigen, was die Lieferketten stört und der Nachhaltigkeit schadet. Vielleicht können Unternehmen künftig nicht mehr so leicht die Rohstoffe und Finanzmittel beschaffen, ohne die sie ihre ESG-Ziele nicht erreichen können.“
Dekarbonisierung: Fortschritte
„Dennoch sehen wir große Fortschritte auf dem Weg zur Netto-Null. Nach einer aktuellen Studie der IEA wird 2025 mehr als ein Viertel allen weltweit verkauften Autos ein Elektrofahrzeug sein. Langfristig werden erneuerbare Energien im Verhältnis zu Öl und Gas immer billiger. Die Stromnachfrage steigt, vor allem wegen der Fortschritte Chinas und der KI, die immer mehr und leistungsfähigere Datenzentren benötigt. Außerdem verbessern erneuerbare Energien die Energiesicherheit in den Emerging Markets.
Es muss aber nicht nur mehr Strom erzeugt werden, von dem ein Großteil aus erneuerbaren Energien stammt. Nötig sind auch höhere Investitionen in die Netze und den Stromtransport. Davon profitieren alle Branchen und Verbraucher. Die neue US-Administration kann daran nichts ändern.“
Verantwortung übernehmen
„Auch DEI-Initiativen (Diversity, Equity and Inclusion) geraten unter Druck, nicht zuletzt wegen der Trumpschen Rhetorik. Einige Unternehmen haben ihrerseits die Wortwahl angepasst. Oft umschreiben sie DEI jetzt als das Bemühen um die besten Mitarbeiter, egal ob sie die klassischen DEI-Bedingungen erfüllen oder nicht. Vermutlich werden staatliche Vorgaben mehr und mehr durch eine freiwillige Berichterstattung ersetzt. Wir glauben daher, dass Unternehmen weiterhin umfassende Nachhaltigkeitsdaten veröffentlichen werden, da dies für ihr Geschäft und ihre Rentabilität immer wichtiger wird.
Auch dürften Unternehmen bei Nachhaltigkeitsfragen stärker auf deren (finanzielle) Relevanz achten. Sie wollen beweisen, dass ihre Richtlinien etwas bewirken – und Anleger verlangen bessere Informationen. Anleger spielen hier eine wichtige Rolle – durch Dialog, Engagement und Eigentümerverantwortung. Sie können das Verhalten von Unternehmen und anderen Emittenten beeinflussen. Eines ihrer schärfsten Schwerter ist, dass sie in überzeugende nachhaltige Unternehmen oder Finanzinstrumente wie grüne Anleihen investieren können.“
AXA IM/HK