Liberation Day: Fundamentale Neuordnung
Der von Donald Trump ausgerufene Liberation Day ist mittlerweile über einen Monat her: Es zeichne sich dadurch eine grundlegende Neuordnung der globalen Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen ab, meint Saker Nusseibeh, CEO von Federated Hermes.
„Wir sollten die kurzfristigen Entwicklungen und die damit verbundene Volatilität ignorieren, da diese schwer vorherzusagen sind“, erklärt Nusseibeh. Auch von politischen Debatten rät der Experte ab: „Menschen haben unterschiedliche Ansichten. Konzentrieren wir uns stattdessen auf die faktischen Veränderungen.“
Risikoprämie für USA
Die fundamentale Veränderung sieht der Finanzexperte nach dem Liberation Day in der Neuausrichtung der US-Politik: „Die Vereinigten Staaten haben unter Präsident Trump im Wesentlichen beschlossen, die Regeln auszusetzen, die sie nach dem Zweiten Weltkrieg selbst geschaffen haben – sowohl im Hinblick auf Handel und Globalisierung als auch bezüglich der regelbasierten Weltordnung.“ Diese Entwicklung hat nach Einschätzung Nusseibehs weitreichende Folgen für Investoren: „Anleger werden von nun an eine Risikoprämie auf US-Vermögenswerte aufschlagen müssen – etwas, das es bisher nie gab.“ Besonders bedeutsam sei dabei die Neubewertung von US-Staatsanleihen: „Wir werden diese nie wieder als vollständig risikofreie Anlagen betrachten können.“
Für die internationale Wirtschaft prognostiziert der CEO zwei wesentliche Entwicklungen: „Erstens werden die Unternehmen, die in die USA exportieren, ihre Effizienz bei der Kostensenkung steigern müssen. Sie werden dadurch zu besseren Unternehmen mit höherer Profitabilität.“ Zweitens erwartet er einen verstärkten Zusammenschluss der Wirtschaftsblöcke außerhalb der USA: „Wir sehen bereits im Fernen Osten und in Europa, wie Länder sich zusammentun, um alternative Märkte zu erschließen und ihre Volkswirtschaften zu stärken.“
Investments: Verteidigung gefragt
Einen besonderen Fokus legt Nusseibeh auf den Verteidigungssektor: „Die US-Zurückhaltung bei der Gewährleistung der Sicherheit der westlichen Welt wird zu verstärkten Investitionen in die europäische Verteidigung führen.“ Dies werde, ähnlich wie zuvor in China beobachtet, zu einem Innovationsschub in Europa führen.
Für Anleger bedeuten diese Entwicklungen nach Ansicht des Experten eine grundlegende Veränderung ihrer Investmentstrategien: „Die Zeiten, in denen die Märkte im Gleichschritt steigen oder fallen, sind vorbei. Man kann nicht mehr einfach einen Index kaufen.“ Stattdessen sieht er eine Renaissance des aktiven Managements: „Dies ist die Zeit für aktive Manager, die wissen, welche Aktien sie wählen sollen.“ In Zeiten erhöhter Volatilität empfiehlt Nusseibeh eine Rückkehr zu bewährten Strategien: „Wie in den 80er Jahren macht es perfekten Sinn, in Cash zu bleiben. Auch Geldmarktanlagen sind attraktiv. Was auch immer zukünftige Präsidenten tun werden – die neue Risikoprämie auf US-Vermögenswerte wird bleiben. Das ist einfach die neue Realität der Märkte.“
Federated Hermes Limited/HK