Debatte: Reiche Pensionisten?
Noch bevor die Neuverhandlung der Löhne richtig an Fahrt gewinnt, wurde den Pensionisten für das kommende Jahr von der Regierung eine Einkommenserhöhung von 9,7 Prozent zugestanden. Ist das jetzt zu viel, zu wenig oder ausreichend?
Die Erhöhung ist laut Agenda Austria nicht zuletzt erfolgreicher Lobbyarbeit geschuldet; Österreichs Pensionisten würden gerne als besonders arm dargestellt. Laut einer Grafik des wirtschaftsliberalen Instituts verdienen die Rentner aber überdurchschnittlich gut. Während es einige Länder gibt, in denen die Bevölkerung unter 65 mehr verdient, ist das Medianeinkommen Älterer nur noch in Luxemburg höher als in Österreich.
Pensionisten schneiden gut ab
„In keinem Land mit vergleichbar hohen Medianeinkommen sind die Unterschiede zwischen der Erwerbsbevölkerung und der älteren Generation so gering“, sagt Agenda Austria-Ökonomin Carmen Treml. Dabei fällt die Einkommensentwicklung schon seit der Jahrtausendwende zugunsten der Pensionisten aus. Im Jahr 2000 betrug das verfügbare Einkommen der Menschen ab 65 Jahre noch 87 Prozent des Durchschnitts, 2022 waren es bereits 95 Prozent. Soweit Agenda Austria in einer aktuellen Aussendung.
Gegenmeinung: Inflationsverlierer
Anders sieht man das beim gewerkschaftsnahen Momentum Institut. In einer Analyse vom August heißt es: „Um die Teuerung auszugleichen, werden Pensionen jährlich angepasst. Dennoch verloren die Pensionen allein in den letzten zwei Jahren drastisch an Wert. Zwischen Jänner 2020 und Juni 2023 beträgt der Wertverlust der durchschnittlichen Pensionen 7,9 Prozent. Auch die für Anfang nächsten Jahres vorgesehene Erhöhung wird den Kaufkraftverlust nicht ausgleichen. Wer im Jänner 2020 eine durchschnittliche Pension von monatlich 1.631 Euro bezog, kann sich im Juni 2023 nur noch Waren im Wert von 1.502 Euro von seiner Pension kaufen. Trotz jährlicher Erhöhungen verloren die Durchschnittspensionen um 130 Euro an Wert. Die Teuerung frisst auch den Pensionist:innen das Geld weg. Einmalzahlungen wie im vergangenen Jahr helfen zwar kurzfristig zusätzlich, sind aber schnell wieder verpufft.“
Altersarmut verhindern
Wer hat nun recht? Das liegt im Auge des Betrachters – und der politischen Weltanschauung. Abseits des Scheuklappen-Blicks ist aber eines klar: Altersarmut muss verhindert werden, von ihr sind vor allem Frauen betroffen. Wobei wir bei den wiederum hochsensiblen Themen Gender-Paygap und Teilzeitarbeit angekommen sind. Hoffen wir auf eine vernunftgesteuerte Diskussion. Und darauf, dass Generationen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Angesichts der aktuell herrschenden politischen Kultur in Österreich möglicherweise eine trügerische Hoffnung.