EZB: Noch höhere Zinsen erwartet
Die nächste Sitzung der EZB steht vor der Tür. Der Großteil der Analysten geht von einer weiteren Zinserhöhung aus, denn die Inflation ist noch hoch und die Wirtschaft läuft besser, als vor wenigen Monaten erwartet.
So meint man zum Beispiel bei AXA Investment Managers, dass die aktuelle Markterholung unbegründet sei. Die Experten sind der Meinung, dass ein subtiler Anstieg der nachfrageseitigen Inflation längerfristig höhere Zinsen bedeutet. Damit stehen sie nicht allein da.
EZB als „Boss“
„Die EZB wird den Märkten zeigen, wer der Boss ist“, meint Nomuras Europa-Chefvolkswirt George Buckley im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag (2.2.). Er geht davon aus, dass die EZB erneut eine deutlich restriktivere Haltung einnehmen wird. Die Märkte würden unterschätzen, wie lange die EZB die Zinsen anheben müsse, um die Inflation einzudämmen. Buckley: „Die EZB ist mit ihrem Zinserhöhungszyklus noch lange nicht am Ende. Wir erwarten, dass sie in der nächsten Woche die Zinsen um 50 Basispunkte anheben wird.“ Ökonomen und Märkte stellen sich aber weiterhin die Frage, ob die EZB schon im März auf 25 Basispunkte zurückgehen wird.
Aggressive Botschaft
Richtig ist, dass sich die Konjunktur des Euroraums allen Unkenrufen zum Trotz weiterhin als widerstandsfähig erwiesen haben. Viele der jüngsten Daten deuten auf bessere kurzfristige Wachstumsaussichten hin, als im Dezember prognostiziert. Und auch eine schwache Preissteigerung im Januar kann dazu führen, dass die Märkte weniger Zinserhöhungen einpreisen, als die EZB beabsichtigt. „Daher erwarten wir auf der Februar-Sitzung eine wesentlich aggressivere Botschaft, um zum einen die Markterwartungen in Bezug auf die anstehenden Zinserhöhungen neu zu kalibrieren und zum anderen den Spekulationen um Zinssenkungen bereits ab September 2023 ein Ende zu setzen“, so Bukley.
Weitere Zinsschritte
Nicola Mai, Portfoliomanager bei Pimco, pflichtet bei: „Wenn die jüngste Resilienz anhält, würde die Aussicht einer strengeren Geldpolitik sehr real. Die EZB würde den Leitzins stärker anheben müssen, als derzeit am Markt eingepreist ist. Dann kann von einem Leitzins von rund 3,5 Prozent ausgegangen werden.“
Ins Bild passt, dass auch in den USA und Großbritannien weiter die Zinsschraube nach oben gedreht wird. In einer Analyse der DWS heißt es zum Treffen der Bank of England am 2. Februar: „Mehrheitlich sollte das geldpolitische Komitee unverändert die Notwendigkeit sehen, die kräftige Lohndynamik in den Griff zu bekommen, die das größte Risiko für eine Entankerung der Inflationserwartungen darstellt. Daher erwarten wir auf der Februar-Sitzung eine erneute energische Zinsanhebung um 50 Basispunkte auf ein Leitzinsniveau von dann 4 Prozent.“
Was passiert am Sparbuch?
Fazit: Wer ein baldiges Ende des Zinserhöhungs-Zyklus erwartet hat, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Stellt sich die Frage, wann Banken die Entwicklung an Kunden in Form von höheren Sparzinsen weitergeben werden? Bisher hat man sich hier – vorsichtig ausgedrückt – eher in vornehmer Zurückhaltung geübt. Vielleicht kann die Konkurrenz von Fintechs den Druck erhöhen, das wird die nahe Zukunft weisen.
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