Tesla: Freier Fall ohne Ende?
Der einstige Überflieger wird für die Bullen zum Waterloo: Die Tesla-Aktie hat seit ihrem letzten Zwischenhoch vor drei Monaten 60 Prozent verloren … und es wirkt, als gäbe es hier kein Halten mehr. Ist die Aktie nicht längst überverkauft?
Analyst Ronald Gehrt schreibt auf lynxbroker.at, dass Tesla den Markt nach unten zieht und nicht umgekehrt: „Das muss Gründe haben, die über normale Skepsis hinsichtlich der Gewinne des kommenden Jahres hinausgehen. Und das ist auch so.“
Musk macht Sorgen
„Tesla wird weiterhin von seinem Gründer Elon Musk dominiert. Versuche, seine Macht einzugrenzen, scheiterten. Was kein Problem wäre, wenn man sicher wäre, dass Elon Musk genau der richtige Mann auf dem Chefsessel wäre. Aber genau das sind immer mehr Investoren nicht. Die seltsame Aktion mit dem „Delisting“ der Aktie vor einigen Jahren hinterließ im Kurs nur eine Delle, blieb aber im Hinterkopf.
Und als Musk jetzt Twitter kaufte, dort für Verwirrung und Unmut sorgte und zugleich massiv eigene Tesla-Aktien verkaufte, verwandelte sich Musks Bild vom dem eines Genies zum Risiko für Tesla. Entscheidungen aus dem Bauch heraus, die womöglich kurz danach zurück genommen werden … das kommt manchem US-Investor unangenehm bekannt vor und bringt das Vertrauen in die Zukunft Teslas ins Wanken. Die Short-Seller, die „Bären“, hatten dadurch freie Bahn. Aber das kann ja nicht einfach bis zur Nulllinie weitergehen, schließlich hat sich Tesla am Markt etabliert und schreibt mittlerweile solide wirkende, schwarze Zahlen?“
Teslas tiefer Fall
„Es ist auch nicht zu erwarten, dass Tesla einfach jeden Tag weiter fällt. Dass genau das im Dezember beinahe jeden Tag der Fall war, hatte neben der unglücklichen Figur, die Musk bei Twitter machte, auch charttechnische Gründe. Sie sehen im Chart, dass die Aktie an einer soliden Widerstandszone im Bereich 198/209 US-Dollar abprallte, an der sie schon im November nach unten drehte. Das führte zu stärkeren Abgaben, die durch den Bruch des November-Tiefs um 166 US-Dollar in eine Zone vordrangen, in der es keine charttechnischen Auffangmarken gab, an der potenzielle Käufer ihren Einstieg hätten festmachen und einen engen Stopp setzen können.
Aber das könnte anders werden: Die Aktie nähert sich der unteren Begrenzung eines breiten Abwärtstrendkanals, die heute um 117 US-Dollar liegen wird. Ob das eine Basis ist, um mit mittel- und langfristigem Zeithorizont einzusteigen? Wenn die Kunden Tesla treu bleiben, wenn seitens der Unternehmensführung keine bösen Überraschungen kommen, könnte man damit richtig liegen. Aber das kann man definitiv nicht wissen, daher wäre man wohl besser beraten, hier mit Käufen zumindest sehr vorsichtig zu sein.“
TESLA, ISIN: US88160R1014
Verprügelte Aktie
„Aber diese untere Begrenzungslinie wäre eine Basis für das bärische Lager, um auf der Short-Seite auch mal Gewinne mitzunehmen … was bei Aktien, die so dermaßen massiv „verprügelt“ wurden, auch mal sehr drastische Kurssprünge auslösen kann.
Solche „Short Squeezes“ sind, solange das Umfeld kritisch ist, keine Basis für Käufe, sofern man nicht gezielt spekulativ und kurzfristig agiert, zumal solche Eindeckungen in diesem Bereich aufkommen können, aber natürlich nie müssen. Aber jetzt noch Short zu gehen, das sollte man sich angesichts dieses Chartbilds besser zweimal überlegen.“
Lynx/HK