1. Oktober 2022

Chips-Krise: Droht Eskalation?

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die Corona-Pandemie sorgte bei der Auslieferung von Mikro-Chips bereits für lange Wartezeiten und steigende Preise. Jetzt gießt auch noch der gefährliche Taiwan-Konflikt zusätzliches Öl ins Feuer. Eine beunruhigende Situation.  

Peking lässt vor der Küste Taiwans seine Muskeln spielen und zieht eine militärische Leistungsschau ab. Gleichzeitig wird lautstark beteuert, dass die Insel Teil der Volksrepublik China sei. Der Chip-Markt würde unter eine Eskalation praktisch zusammenbrechen.

Nationale DNA

Halbleiter, Chip
Halbleiter, Chip

Hintergrund: China erkennt Taiwan seit Ende des Bürgerkriegs 1949 nicht als souveränen Staat an und arbeitet seit Jahr und Tag an einer Wiedervereinigung. Beobachter meinen zwar, dass Peking in erster Linie nicht auf eine militärische Lösung setzt, in letzter Konsequenz würde es aber zu den Waffen greifen. Das ist auch mit der Innenpolitik im Reich der Mitte zu erklären: Seit Generationen wird den chinesischen Bürgerinnen und Bürgern eingebläut, dass Taiwan eine abtrünnige Provinz sei; die versprochene Wiedervereinigung ist wesentlicher Bestandteil der „nationalen DNA“. Ein Rückzug in der propagierten Ein-China-Politik wäre ein immenser Gesichtsverlust, denn sich die Führungsriege unter Xi Jinping nicht leisten könne, glauben China-Experten. 

Schonfrist?

Was allerdings nicht bedeutet, dass der Krieg unmittelbar vor der Tür steht. Westliche Militär-Strategen meinen, dass die Volksrepublik noch einige Jahre Vorbereitungszeit benötige, um Taiwan im Handstreich nehmen zu können. Wobei ein gewisser Termin wie ein Damoklesschwert über dem taiwanesischen Himmel hängt: Im Jahr 2049 feiert das kommunistische China sein 100-jähriges Bestehen. Laut Wunsch der Parteikader soll ganz China bis dahin wieder geeint sein. Es bleibt Spekulation, ob diese Schonfrist hält … 

Chip-Hochburg

Wobei Taiwan schon allein aus wirtschaftlicher Sicht ein „Filet-Stück“ darstellt: Die Marktforscher von Trendforce gehen davon aus, dass sich der Anteil Taiwans an der globalen Mikrochip-Produktion Ende 2022 auf 66 Prozent belaufen wird. Bei Germany Trade & Invest (Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing) heißt es dazu: „Dies käme einer Steigerung um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gleich. Die Umsätze des internationalen Marktes für die Auftragsfertigung von Halbleitern sollen den Berechnungen zufolge um 20 Prozent auf knapp 129 Milliarden Dollar zulegen. Allein auf den taiwanischen Platzhirsch TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) sollen 56 Prozent dieser Summe entfallen.“ Das bedeutet: Wer Taiwan kontrolliert, kontrolliert auch den weltweiten Chip-Markt.

Abhängigkeit verringern

Allerdings würde ein Krieg um Taiwan die durch Corona-Nachwehen ohnedies schwer gestörten Chip-Lieferketten endgültig sprengen.  Globales Chaos und eine tiefe Rezession wären die Folgen.     Das ist auch Peking bewusst und gar nicht gelegen, was Hoffnungen auf eine De-Eskalation mehrt. Jedenfalls wäre der Westen gut beraten, die Zeit zu nützen, um seine Abhängigkeit im Halbleitersegment von Asien zu verringern. 

Tatsächlich wird einiges schon in diese Richtung in Bewegung gesetzt: Der Westen ist sich der Gefahr bewusst und versucht mit Investitionen in die Chipindustrie gegenzusteuern. Denn gleichgültig ob der Taiwan-Konflikt heiß wird oder – hoffentlich – nicht:  Abhängigkeiten können wir uns nicht mehr leisten. Das hat zuletzt der Ukraine-Krieg im Energiesektor drastisch bewiesen.

Finden Sie die ganze Story in der GELD-Magazin Oktober 2022 Ausgabe.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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