Ölpreis sinkt: Kommt Rezession?
Seit seinem Höchststand im Oktober ist der Ölpreis spürbar gefallen. Dieser Rückgang könnte darauf hindeuten, dass der Markt immer pessimistischer wird. Eine Rezession bleibt laut Analyse von Lombard Odier Investment Managers dennoch unwahrscheinlich.
Ein Blick auf den Ölpreis im Vergleich zu den verschiedenen Rezessionen in den USA und Europa seit 1984 zeigt, dass eine (mehr oder weniger lange) Rezession traditionell mit einem Rückgang des Ölpreises einhergeht.
Ölpreis als Indikator
So fiel der Ölpreis beispielsweise 2008 um 68 % und während des chinesischen Abschwungs 2015 um 44 %. Das jüngste Beispiel ist der März 2020, als der Ölpreis um 54 % fiel und der einzige und wahre „Nowcasting“-Indikator für diese Rezession war, während keine anderen Daten den Stillstand der Wirtschaftstätigkeit messen konnten. Die Abschwächung des Euro in letzter Zeit aufgrund eines Ausbruchs von Covid könnte ein weiteres Zeichen dafür sein, dass sich die Wirtschaftsaktivität verlangsamen wird. Marktbeobachter, die eine Baisse befürchten, sehen die Weichen für eine bevorstehende Rezession gestellt.
Rezession: Weit entfernt
Florian Ielpo, Head of Macro bei Lombard Odier Investment Managers, kommentiert: „Auch wenn wir die Nachfrage und das Angebot für Q4 noch nicht beobachten können, sehen wir ihre indirekte Folge: die Preisentwicklung. Die Preise sind in den letzten vier Wochen gesunken, was darauf hindeuten könnte, dass der Nachfrageüberhang weiter abgenommen hat. Dies könnte entweder auf einen Rückgang der Nachfrage oder auf ein höheres Angebot zurückzuführen sein.“
Dabei zeigt sich der Experte optimistisch: „Kurz gesagt, der Rückgang der Ölpreise in dieser Phase ist eher angebots- als nachfragebedingt: Rezessionen gehen immer mit einem Rückgang der Ölpreise einher, aber nicht alle Ölpreisrückgänge sind Vorboten von Rezessionen. Eine Rezession scheint noch weit entfernt zu sein.“
Lombard Odier Investment Managers/HK