GELD-Magazin, November 2022

52 . GELD-MAGAZIN – November 2022 AKTIEN . Österreich DIE GÜNSTIGSTEN UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN KURS G/EV ‘22e G/EV ‘23e RBI 14,52 € 48,5% 19,9% OMV 47,87 € 42,5% 35,6% Strabag 38,95 € 19,4% 19,8% Erste Bank 25,33 € 18,4% 17,8% VIG 22,90 € 17,4% 19,8% Post 28,00 € 16,8% 18,0% Porr 10,84 € 15,6% 19,9% voestalpine 22,34 € 15,4% 7,8% AT&S 30,25 € 13,4% 16,3% Wienerberger 22,88 € 12,3% 9,5% Uniqa 6,64 € 11,8% 12,0% Zumtobel 6,00 € 10,7% 12,4% G/EV=Gewinnrendite/Enterprise Value Quelle: marketscreener.com, Stichzeitpunkt: 03. November 2022 I n der Industrie Österreichs hat sich der Abwärtstrend im Oktober beschleunigt. Der Rückgang bei den Aufträgen war so hoch wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Die Produktionen wurden so stark gedrosselt wie zuletzt im Mai 2020. Konjunktursorgen und die hohe Inflation ließen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf den tiefsten Wert seit dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 sinken. Aufgrund der hohen Energiekosten blieb der Anstieg der Ein- und Verkaufspreise überdurchschnittlich stark – die Inflation wird in Österreich laut Schätzung der Statistik Austria im Oktober auf etwa 11,0 Prozent gestiegen sein, im Euroraum lag sie im September bei 9,9 Prozent. Das veranlasste die EZB, die Zinsen im Oktober um 0,75 Prozent weiter anzuheben. Der Cocktail von steigenden Zinsen und Bremsspuren in der Wirtschaft – das WIFO stellte hier eine Stagnation im dritten Quartal fest – ist für Aktienanlagen wenig vorteilhaft. Nichtsdestotrotz erholte sich die Börse im Oktober – in der Hoffnung, dass die Zentralbanken angesichts einer zu erwartenden Rezession die restriktive Geldpolitik weniger stark vorantreiben werden. Lenzing in der Bredouille Den mit Abstand größten Kursverlust von 35 Prozent verzeichnete im Oktober der Faserhersteller Lenzing. Das Unternehmen ist von mehreren Seiten unter Druck gekommen: hohe Energiekosten, fallender Preis beim Konkurrenzprodukt Baumwolle – hier hat sich der Preis seit Juni glatt halbiert – und ein Anstieg der Nettoverschuldung auf rund 1,6 Milliarden Euro durch den Bau der beiden neuen Werke in Thailand und Brasilien. Die Gewinnschätzungen der Analysten purzelten entsprechend nach unten. Für das laufende Geschäftsjahr wird derzeit ein Nettogewinn von etwas über 40 Millionen Euro erwartet – zu Beginn des Jahres waren es noch 195 Millionen Euro. Der Kurs der LenzingAktie notierte damals bei gut 120 Euro – jetzt bei knapp unter 50 Euro. Die Marktkapitalisierung hat sich auf 1,3 Milliarden Euro reduziert – dennoch wird das KGV mit rund 30 wenig attraktiv ausfallen. Das mittlere Kursziel reduzierte sich von 120 auf aktuell 78 Euro – Tendenz weiter fallend. Die Eintrübung der Wirtschaft Der Gaspreis ist von 340 Euro wieder auf rund 100 Euro/MWh gefallen. Dem zumTrotz hat die Inflation zweistellig zugelegt. Deshalb hob die EZB die Zinsen wieder kräftig an. In derWirtschaft zeigen sich erste Bremsspuren. MARIO FRANZIN Erholung. Der ATX konnte sich im Oktober vom Tief bei 2.623 lösen und kletterte im Laufe des Monats auf knapp 3.000 Punkte. Hier liegt der Widerstand des seit Mitte Februar gültigen Abwärtstrends. Während sich die Stimmung in der Wirtschaft noch verschlechtert, hat sich diese an der Börse etwas aufgehellt. Ein gewisses Enttäuschungspotenzial schwingt noch mit. ATX-INDEX . Möglicher Trendwechsel Ankündigung des Vorstands im Juni dieses Jahres, ab 2023 eine Dividende von mindestens 4,50 Euro je Aktie zahlen zu wollen, könnte damit zur Makulatur werden. Die Zahlen zum dritten Quartal zeigten zwar einen Umsatzanstieg von 21,8 Prozent auf 676,5 Millionen Euro, das Ergebnis rutschte aber mit 5,3 Millionen ins Minus. Ein Trost für die Aktionäre kann sein, dass sich der Aktienkurs im Krisenjahr 2020 bei etwa 40 Euro gefangen hat, obwohl der Jahresgewinn damals bei einer schwarzen Null gelegen hat. Zudem liegt der Buchwert bei rund 65 Euro je Aktie – deutlich über dem aktuellen Kurs. OMV: Aussicht auf Sonderdividende Die OMV wird heuer angesichts der hohen Öl- und Gaspreise sowie ansehnlicher Raffineriemargen extrem gut verdienen. In den ersten drei Quartalen lag der Nettogewinn bereits bei 3,33 Milliarden Euro (operatives Ergebnis: 10,4 Mrd. Euro), im Gesamtjahr 2022 werden es netto rund 4,6 Milliarden Euro sein. Das entspricht einem KGV von 3,2 bzw. einer Aktienrendite von 31 Prozent! Die Nettoverschuldung wird sich angesichts des starken Free Cash Flows von rund sechs auf etwa 2,5 Milliarden Euro reduzieren. Bezug4.000 2.000 1.800 2.200 2.400 2.800 3.000 3.500 2.600 1.600 2020 2021 2022

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