GELD-Magazin, September 2022

10 . GELD-MAGAZIN – September 2022 Der Großhandelspreis für Erdgas stieg allein in den letzten 12 Monaten am europäischen Spotmarkt (Natural Gas EU Dutch TTF) von 45,40 Euro auf derzeit 339,20 Euro/MWh (27. August). Das ist ein Preisanstieg um 647 Prozent! Ein Jahr zuvor – also Mitte 2020 – wurde Erdgas/MWh sogar noch um nur 6,70 Euro gehandelt. Bei den Haushalten kam der Preisanstieg bislang gedämpft an, für sie hat sich der Verbrauchspreis (inkl. Netzkosten) seit vergangenem Jahr laut Energiepreisagentur „erst“ um 72,1 Prozent verteuert. Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Für den Herbst ist ein weiterer Anstieg beschlossene Sache. Gazprom stellte Mitte August die nächste Preiserhöhung um 60 Prozent in Aussicht (von 2.500 USD auf rund 4.000 USD pro 1.000 m3). Der Verbrauchspreis für Erdgas wird für österreichische Haushalte, um die bisherigen Preissteigerungen zu berücksichtigen, ab 1. September deutlich nach oben geschraubt – Wien Energie schickte bereits die Ankündigung aus. Der Preis/MWh wird auf 150,06 Euro (Erdgas OPTIMA) angehoben. Umgerechnet steigen die Kosten je durchschnittlichen Haushalt, der Heizung und Warmwasser mit Gas betreibt (rd. 11 MWh/Jahr) von knapp 60 Euro pro Monat im vergangenen Jahr ab September 2022 auf knapp 140 Euro pro Monat! Der Preis für den Bezug von Fernwärme soll im Herbst übrigens ähnlich stark – um 92 Prozent – angehoben werden, nachdem sie sich in den vergangenen 12 Monaten laut Energiepreisagentur bereits um 16,6 Prozent verteuert hat. Strom wird ebenfalls teurer Obwohl Österreich aufgrund der umfangreichen Wasser- und Windkraftwerke praktisch Selbstversorger bei Strom ist und im Gegensatz zu Erdgas den größten Teil des Verbrauchs durch die Inlandsproduktion abdecken kann, steigt aufgrund der Merit Order-Regel (siehe Grafik auf Seite 10) der Strompreis ebenfalls. Im Vergleich zum Vorjahr betrug die Preissteigerung bis Juni laut Austrian Power Grid mit rund 228 Euro/ MWh in etwa 208 Prozent. Ab 1. September wird der Preis lt. Schreiben von Wien Energie auf 363 Euro/kWh (Strom OPTIMA) angehoben. Da ein durchschnittlicher Haushalt in Österreich rund vier MWh Strom pro Jahr verbraucht, steigen die Kosten dafür auf 1.452 Euro bzw. 121 Euro pro Monat und liegen damit um rund 80 Euro höher als ein Jahr zuvor. Gepaart mit der Preissteigerung bei Gas summieren sich die Mehrkosten für den Bezug von Gas und Strom ab September auf rund 160 Euro pro Monat und Haushalt. Das heißt, die vierteljährliche Pauschale wird im Schnitt um etwa 450 Euro teurer. BRENNPUNKT . Energiekosten Jetzt wird‘s richtig teuer! Der Konflikt mit Russland trieb vor allem den Preis für Erdgas enorm nach oben. Auch die Kosten für Strombezug und Fernwärme klettern nun in lichte Höhen. In der Folge schlagen die hohen Energiekosten vehement auf die Preise aller Produkte durch. MARIO FRANZIN Credits: Gewessler: Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS, Felbermayer: Wifo/Alexander Müller, BillionPhotos.com/stcok.adobe.com Der Preis für Erdgas ist seit Anfang 2020 im Großhandel um knapp 5000 Prozent von 6,70 auf 340 Euro pro MWh gestiegen, jener für Strom zieht entsprechend mit. Das belastet Haushalte, Industrie und Gewebebetriebe enorm und drückt sich unmittelbar in einer stark steigenden Inflation aus.

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