GELD-Magazin, Juli/August 2022

Furcht vor Stagflation . GOLD Mit dem Goldpreis geht es seit 9. März volatil bergab, er kam allerdings von einem hohen Niveau. Mittel- und langfristig könnten Ängste vor weiterhin starker Inflation oder gar Stag- flation das Edelmetall unterstützen. Kupfer im Fokus . INDUSTRIEROHSTOFFE Kupfer ist seit Anfang Juni deutlich abgestürzt und setzt somit den Abwärtstrend fort. Haupt- sächlich verantwortlich dafür sind wachsende Konjunkturängste. Charttechnisch ist derzeit keine Trendumkehr in Sicht. Absturz. Neben so bekannten Industrie- Rohstoffen wie Kupfer, Aluminium oder Ni- ckel pirscht sich auch Lithium ins Anleger­ interesse. Denn Lithium-Ionen-Batterien wer­ den nicht nur in Handys, Laptops und ande- ren mobilen Endgeräten verbaut, sondern auch in E-Autos. „Die Nachfrage nach dem Leichtmetall ist entsprechend groß und dürfte mit dem Aufschwung der Elektroau- tos weiterhin ansteigen. Daraus könnten sich auch interessante Anlagemöglichkeiten ergeben“, heißt es in einer Analyse von Von- tobel. Im Fokus stand zuletzt allerdings Kupfer, der noch immer bedeutendste In- dustrie-Rohstoff. Denn der Chartverlauf sieht gar nicht gut aus: Seit März ist der Ab- wärtstrend in Kraft, nach einem kurzen Aufbäumen befindet sich der Kurs mit An- fang Juni praktisch im freien Fall. Es sind vor allem die Ängste rund um eine ge- bremste Weltwirtschaft, wenn nicht sogar Rezession, die belasten. Anders als Gold und Silber gilt Kupfer nicht als Wertanlage oder Krisenwährung, sondern ist von der Nachfrage aus der Industrie abhängig, nicht zuletzt von China. Und dass die Ökonomie im Reich der Mitte nicht rund läuft, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Langfri- stig betrachtet, könnte wiederum der er- wähnte E-Auto-Boom helfen: Elektromoto­ ren enthalten viel Kupfer. Kurzfristig sieht die Situation aber trist aus. (hk) Krisenwährung. Das Kurspotenzial von Gold und Silber ist angesichts des aktuellen Makro-Umfeldes zurückgegangen: „Diese Edelmetalle haben mit Gegenwind durch höhere Anleiherenditen und mit einer Auf- wertung des Dollars zu kämpfen“, analysier- te etwa Nitesh Shah, Rohstoff-Experte bei WisdomTree, bereits Anfang Juni. Ein Blick auf den Gold-Chart bestätigt das: Tatsäch- lich hat man sich vom Höchstwert Anfang März bei über 2.000 Dollar pro Feinunze mittlerweile weit entfernt. Seit Mitte Mai bewegt sich das Edelmetall in einem Seit- wärtstrend-Kanal; 1.850 Dollar dürften fürs Erste die neue Messlatte sein. Allerdings ist noch nicht aller Tage Abend, denn die ex- trem hohe Inflation sollte Gold als Teue- rungs-Hedge unterstützen. So geht Wisdom­ Tree in seinem langfristigen Ausblick bis Ende März 2023 nun von 2.061 Dollar aus. Zuvor waren es 2.300 Dollar gewesen – als der Gegenwind durch Bonds und Green- back noch geringer war. Sollte es wiederum zur Rezession in Verbindung mit hoher In- flation kommen (also Stagflation), hat Gold ebenfalls gute Karten. Dazu ein Blick in die Geschichte: Zwischen dem dritten Quartal 1973 und dem ersten Quartal 1975 ist das US-BIP real gesunken, die Inflation in die- sem Zeitraum von 7,4 Prozent auf 10,3 Pro- zent gestiegen. Der Goldpreis hat damals um 73 Prozent zugelegt. (hk) USD/Unze 1.200 1.500 1.400 1.300 1.900 1.800 1.700 2.000 1.600 2.100 ´22 2019 2020 2021 in USD/Tonne 6.000 7.000 8.000 9.000 10.000 5.000 11.000 ´22 2019 2020 2021 Juli/August 2022 – GELD-MAGAZIN . 51

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