GELD-Magazin, Juli/August 2022

ROHSTOFFE . Aktuelle Trends Harter Poker . ERDGAS Der Gaspreis ist zuletzt deutlich gefallen. Nachdem der Überfall auf die Ukraine für einen Höhenflug sorgte, ist das als technische Reaktion zu bewerten. Langfristig gesehen ist kaum mit Entspannung zu rechnen. „Technische Probleme“. Der Poker zwi- schen dem Westen und Russland rund um wichtige Rohstoffe geht weiter. Wobei das Vorhaben der G7-Staaten, russische Goldex- porte zu verbieten, an der aktuellen Situati- on praktisch nichts ändern wird. Es handelt sich hauptsächlich um eine symbolische Maßnahme. Der Branchenverband London Bullion Market Association hatte nämlich bereits im März russische Goldraffinerien von ihrer akkreditierten Liste gestrichen. Wichtiger ist der eskalierende Streit um Öl und Erdgas. Die EU hat ein Embargo gegen russisches Öl beschlossen, das auf dem See- weg transportiert wird. Pipelineimporte dürften hingegen weiter abgenommen ha- ben. Zu einem kompletten Erdgas-Liefer- stopp sind wiederum weiterhin weder Russ- land noch die EU als Ganzes bereit. Zu wichtig ist der Rohstoff für Europa (vor allem für Österreich und Deutschland) als Energiequelle, zu bedeutend für Putin auf der Einnahmenseite. Die Lieferunterbrechun­ gen auf technische Probleme zurückzufüh- ren, darf dabei getrost im Reich der Mär- chen angesiedelt werden. Natürlich handelt es sich in Wirklichkeit um ein Ausloten von Grenzen und Machtpositionen. Leider macht Putin in diesem Spiel ein gutes Pokerface. An der Börse sind die Gas-Preise zuletzt ge- fallen, bei den Konsumenten wird das aber nicht ankommen. (hk) Credits: pixabay Erste Schwäche . ERDÖL Überdehnung? Keine Neuigkeit ist, dass der Krieg gegen die Ukraine den Ölpreis kräftig in die Höhe katapultiert hatte. Aller- dings scheinen sich mittlerweile erste Schwächen zu manifestieren: Zwischen Ende Mai und Mitte Juni bildete die Sorte Brent ein Dreifach-Top bei 123 Dollar pro Fass aus. Den Regeln der Charttechnik fol- gend, kam es zu einer Korrektur, die unter den seit Dezember letzten Jahres bestehen- den Aufwärtstrend führte. Dann folgte eine Stabilisierung, die auch in Zusammenhang mit Produktionsschwierigkeiten in Libyen zu sehen ist. Was sagt uns der Chartverlauf? Dass natürlich auch Erdöl nicht ungebremst ins Unendliche steigen kann. Man leidet nämlich unter einer gewissen Preis-Über- dehnung, die nach der extremen Hausse auch bei anderen Rohstoffen zu beobachten ist. Fundamental gesehen kommt ins Spiel, dass die berechtigten Ängste vor einer glo- balen Rezession steigen. Dieses Negativ- Szenario hätte natürlich geringere Nachfra- ge nach Öl und eine gedämpfte Preisent- wicklung zur Folge. Auf der anderen Seite ist ein tiefer Absturz von Erdöl praktisch ausgeschlossen. Dafür sorgt der Poker um die Importe fossiler Rohstoffe aus Russland. Rechnet man alle Faktoren zusammen, ist der Rohstoff kein Selbstläufer mehr, neue Investitionen sollten nur Vollprofis mit sehr starken Nerven überlassen werden. (hk) Erdöl stieß zwischen 31. Mai und Mitte Juni an seine Grenzen: Der Preis rutschte als Kon- sequenz unter den langfristigen Abwärtstrend zurück. Die Rezessionsgefahr könnte zu einer eher verhaltenen Entwicklung führen. Sorte Brent, USD/Barrell ´22 2019 2020 2021 20 60 40 80 100 120 140 in USD/MMBTU 1 4 5 6 7 8 3 2 9 2019 2020 2021 ´22 50 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2022

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