GELD-Magazin, Juli/August 2022

Credits: beigestellt/Archiv; flickr.com/photos/fotoblasete/antonioxalonso; lovelyday12/stock.adobe.com BANKING . Kurzmeldungen Experten-Meinung Hoher Sanierungsbedarf Umfrage. Sanierungsexperten österreichi- scher Banken zeichnen ein ungemütliches Bild der wirtschaftlichen Zukunft: 90 Prozent erwarten deutlich mehr Restrukturierungen in den Jahren 2022 und 2023, so eine Umfra- ge von ReTurn. Befürchtet wird der Anstieg vor allem in Tourismus, Gastgewerbe und Ho- tels (genannt von 73 %), im produzierenden Gewerbe und der Industrie (59 %), gefolgt von Handel (46 %) und Bau- bzw. Bauneben- gewerbe (43 %). Weniger betroffen sind hin- gegen Branchen wie Dienstleistungen (23 %) oder Immobilien (16 %). Größte Hindernisse aus Sicht der Banken für eine erfolgreiche Sa- nierung sind fehlendes Eigen- bzw. Risikoka- pital (75 %), häufig wird ebenfalls eine man- gelhafte Kooperation des Managements und der Eigentümer (69,6 %) zum Problem. Energiewende. Im Oktober 2021 haben der Volksban­ ken-Verbund und der Öster- reichische Genossenschafts- verband (ÖGV) erstmals ei- nen Ratgeber veröffentlicht, der interessierten Unterneh- men den Weg in eine nach- haltige Zukunft erleichtern soll. Nun wurde die Broschü- re in einer zweiten Auflage veröffentlicht. Im Fokus der Fortsetzung stehen die Energiewende sowie die Gründung von Erneuer- baren Energiegemeinschaften. Dazu erklärt Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien: „Der Klimawandel, die Coronapandemie und zuletzt auch der Ukraine-Krieg machen deutlich, dass an Nachhaltigkeit kein Weg mehr vorbeiführt. Europa wurde vor Augen geführt, wie abhängig wir noch immer von Öl und Gas sind. Im Rahmen unserer zweiten Nachhaltigkeitsbroschüre zeigen wir auf, wie Unternehmen die Transformationen schaffen können und welch maßgebliche Rolle Energiegenos- senschaften spielen.“ Gerald Fleischmann, General- direktor, Volksbank Wien Ratgeber: Mehr Nachhaltigkeit 01234567 DIE ZAHL DES MONATS 7,2 Milliarden Neue Herausforderungen. Der österreichische Bankensektor erholte sich 2021 von der Pandemie, er verzeichnete 2021 ein erneutes Wachstum und der Jahres- gewinn belief sich auf 7,2 Milliarden Euro, der höchste Wert seit der globalen Finanzkrise. Die Finanzstabilität in Österreich blieb somit auch während Corona gewahrt, heißt es im aktuellen Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen trü- ben den Ausblick jedoch deutlich ein. Obwohl ein Großteil des internationalen Geschäfts der österreichischen Banken innerhalb der EU verortet ist, trugen die Aktivitäten in Russland, und zu einem gewissen Grad auch jene in der Ukraine, in den vergangenen Jahren maßgeblich zu den Gewinnen des Osteuropa-Ge- schäfts bei. Nach Abflauen der Pandemie sieht sich der österreichische Banken- sektor somit erneut mit sehr herausfordernden Zeiten konfrontiert. Deutliche Signale. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken ist entscheidend, um die Zinswende zu meistern und Extremrisiken zu kontrollieren. Und die No- tenbanken rund um den Globus lassen nach Worten nun auch verstärkt Taten folgen. So hat die US-Notenbank (Fed) jüngst mit 75 Basispunkten den größten Zinsschritt seit 1994 vollzogen und die eigenen Ziele für die kommenden Jahre stark nach oben angepasst: Sie liegen nun bei 3,4 Prozent (2022), 3,8 Prozent (2023) und 3,4 Prozent (2024). In einem Kommentar von LGT heißt es dazu: „Man mag sich fragen, inwieweit es überhaupt sinnvoll ist, ein Ziel für 2023 und 2024 zu setzen, aber die Richtung ist damit zumindest klar definiert, nämlich die Inflation mit allen Mitteln zu bekämpfen. Um die hohe Teuerung in den Griff zu bekommen, muss die US-Notenbank die Nachfragedynamik bremsen. Damit steigt aber auch das Risiko einer Rezession.“ Für die große Überraschung sorgte aber jedenfalls die Schweizerische Nationalbank (SNB), die ihren Leitzins gleich um 50 Basispunkte angehoben hat. Der Markt hatte diesen Schritt nicht erwar- tet, insbesondere auch deshalb, weil die SNB damit schneller als die Europäische Zentralbank agiert hat, die langsamer an der Zinsschraube drehen will. Aber auch hier zeigt der Trend eindeutig aufwärts. Fed: Zinsen steigen kräftig Credits: beigestellt/Archiv; CC BY-SA 2.0/ctj71081 18 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2022

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