GELD-Magazin, April 2022

Als Folge des Ukraine-Kriegs konnte der DAX die wichtige Unterstützung bei 15.000 Punkten nicht mehr halten und wurde bis auf 12.600 Punkte durchgerei- cht. Im Anschluss daran stieg er jedoch um 2.000 (!) Punkte auf einen Stand von 14.650 Punkten. Investierte Anleger wurden spätestens bei 14.800 Punkten ausgestoppt. Angesichts der extrem ho- hen Volatilitäten sollten Investoren vor- erst die Situation weiter ohne Engage- ment beobachten. AKTIEN . Deutschland E inen ersten Vorgeschmack lieferte der ZEW-Konjunkturindikator für Deutschland. Die Wachstumsprogno­ sen sind im März von plus 54,3 auf minus 39,3 (!) gesunken: ein Rekordtief. Es ist der erste prominente Frühindikator, der die bis- lang absehbaren wirtschaftlichen Folgen des Krieges reflektiert. Die Botschaft ist eindeu- tig: Der Krieg in der Ukraine bremst die kon- junkturelle Entwicklung aus. Die vom ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor- schung) befragten Finanzmarktanalysten rechnen aufgrund des Energiepreisanstiegs und der vom Kriegsgeschehen ausgehenden Unsicherheit mit einem regelrechten Ab- sturz der Wirtschaft. Die Konjunkturerwar- tungen lassen gar auf eine Rezession schlie- ßen. Die für Deutschland ursprünglich pro- gnostizierten Wachstumsraten im Bereich von vier Prozent sind längst Makulatur. Al- lerdings werden sich die Nachholeffekte im Dienstleistungsbereich auch im zweiten Quartal fortsetzen, so dass in den Frühjahrs- monaten mit positiven gesamtwirtschaft- lichen Wachstumsraten gerechnet werden kann. Die Haushalte können auf die wäh- rend der Pandemie gebildeten Ersparnisse zurückgreifen und so die gestiegenen Ener- giekosten kompensieren. Produktionsstopps Sorgen bereitet indes die Industrie. Der Krieg in der Ukraine ist eine schwerwie- gende Belastung für die ohnehin angeschla- genen Lieferketten. Es fehlen etwa in der Au- tomobilindustrie die in der Ukraine herge- stellten Kabelbäume. Darüber hinaus kön- nen die hohen Energiekosten nicht in allen Branchen an Kunden weitergereicht werden. Damit besteht die Gefahr von vorüberge- henden Produktionsstilllegungen – weil die Kosten über den Erlösen liegen. Die trüben Konjunkturaussichten gehen einher mit ex- trem steigenden Inflationserwartungen. Der entsprechende Indikator kletterte im März sprunghaft um 107,7 Punkte auf einen Wert von 70,2 Punkten. Damit ist eine Stagflation absehbar, das – abgesehen von Deflation – für Aktien negativste Szenario. Doch das ist noch nicht alles. Auch hohe Energiekosten schwächen die Kaufkraft. Damit dürfte der Aufschwung der Binnenkonjunktur erlah- men. Im Einzelhandel reißt der Anstieg bei den Energiepreisen große Löcher in die Kal- kulationen. Und das Transportgewerbe steht wegen der exorbitant hohen Dieselpreise vor dem Aus. Dabei muss man noch auf Deeska- lation in der Ukraine hoffen. Ein Stopp rus- sischer Energielieferungen könnte Deutsch- land nach Schätzung des Ifo-Forschungs- netzwerks EconPol Europe drei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung kosten. Teamviewer:Turnaround in Sicht? Der Anbieter von Fernwartungssoftware ist nach dem Corona-Boom in ein tiefes Loch gefallen. Der Aktienkurs sackte von rund 50 auf fast zehn Euro ab. Sorgen über das Wachstum des Unternehmens sowie hohe Kosten und verfehlte Prognosen setzten den Kurs unter Druck. Jedoch wird Teamviewer auch nach dem Auslaufen der positiven Co- rona-Effekte weiterwachsen. Ein kürzlich an­ gekündigtes Aktienrückkaufprogramm dürf- te den Kurs nach unten hin stützen. Speku- lative Anleger nutzen die niedrigen Kurse zum Einstieg, denn diese sollten langsam aber sicher den nun wohlbekannten Gewinn­ einbruch reflektieren. Das Biotech-Unternehmen Morphosys ist nach einem Erlöseinbruch und hohen Wert- berichtigungen tief in die roten Zahlen ge- Rezessionsangst geht um Geopolitische Sorgen haben auch die deutschen Börsen unter Druck gesetzt. Beunruhigend ist, dass ein Stopp russischer Energielieferungen Deutschland bis zu drei Prozent seinerWirtschaftsleistung kosten könnte. WOLFGANG REGNER rutscht. Die Bayern müssen eine Viertelmil- liarde Euro abschreiben, weil sie mehrere präklinische Programme mit Medikamenten­ kandidaten der neuen US-Tochter Constella- tion Pharmaceuticals aufgegeben haben. Morphosys: Hot Stock In diesem Jahr setzt Morphosys auf weiteren Schub durch sein Krebsmedikament Monju- vi, für das der Vorstand die Umsatzprogno- sen von 100 bis 123 Millionen Euro bestä- tigte. Morphosys ist im Wandel vom Auf- tragsforscher hin zum Entwickler eigener Arzneien. Das bringt hohe Forschungsausga- ben mit sich. Der Verlust von 514,5 Millio- nen Euro, verglichen mit einem Nettoge- DAX . Absturz 14.000 13.500 13.000 14.500 15.500 16.000 16.500 15.000 12.500 ´22 2021 50 . GELD-MAGAZIN – April 2022

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