GELD-Magazin, April 2022

GOLD . Kurzes Erwachen? Der Goldpreis hat durch den Ukraine-Krieg als Krisenwährung Nummer eins natürlich Auftrieb bekommen. Ob er aber das Niveau von 2000 Dollar knacken und sich darüber etablieren kann, erscheint fraglich. AGRARROHSTOFFE . Fragliches Investment Auch der Weizenpreis erlebte durch den Krieg einen Sprung nach oben. Nicht verwunder- lich: Russland ist der fünftgrößte Weizenpro- duzent der Welt, die umkämpfte Ukraine liegt in diesem Ranking auf Rang acht. Hungerkrise. Die Preise für Agrarrohstoffe jagen von einem Rekord zum nächsten. Zu- dem hört man von Knappheit bei Mais, Raps und Sonnenblumen. Für Konsumenten in westlichen Wohlfahrtsstaaten hat das die unangenehme Folge stark steigender Nah- rungsmittelpreise; in den Entwicklungslän- dern Afrikas ist die Situation hingegen le- bensbedrohend, denn es besteht eine Ab- hängigkeit von Weizenimporten aus der Uk- raine. Aktuell mangelt es dort an Diesel für die Landmaschinen, aber auch an Mitarbei- tern, die eigentlich die anstehende Aussaat bewerkstelligen müssten. In der Folge ist ein Rückgang des Erntevolumens von 30 bis 40 Prozent für die Saison 2022/23 nicht unrea- listisch. In einer Analyse von DJE Kapital heißt es dazu: „Saisonal bedingt wird es nicht einfach sein, diesen Ernteausfall zeit- gleich durch die Lieferung aus anderen Re- gionen zu kompensieren. Vor allem die afri- kanischen Staaten werden daher versuchen, ihren zusätzlichen Bedarf nun in Australien, Indien, Argentinien oder in den USA zu de- cken.“ Preistreibend wirkt in diesem Zusam- menhang das Verhalten einiger Staaten, den eigenen Getreideexport komplett einzustel- len. Das ist eine gute Ausgangssituation für steigende Weizenpreise, wobei Investoren sich natürlich genau überlegen müssen, ob sie von der möglichen Hungerkrise profitie- ren wollen. (hk) Viel Psychologie. Viele Marktteilnehmer machen sich jetzt weniger Sorgen um die Zinsstraffung der Fed als vielmehr um die Energiepreise und Geopolitik. Infolgedessen ist der Goldpreis aus seinem Dornröschen- schlaf erwacht, nachdem er sich in den 18 Monaten zuvor in einem Konsolidierungs- muster befand. Der massive Ukraine-Schock katapultierte den Goldpreis nun im Hand- umdrehen über die psychologische Marke von 2000 Dollar. Allerdings nur kurzzeitig. Das Edelmetall fiel schnell wieder auf das „Vorkriegsniveau“ zurück, die Bewegung er- innert an eine Schulter-Kopf-Schulter-For- mation, was nach den Regeln der Chart- technik für weitere Kursverluste spricht. Fundamental gesehen ist hingegen ein Ab- sturz angesichts des Ukraine-Konflikts un- wahrscheinlich. Das Problem bei der Bewer- tung ist laut einer Analyse von Lynx fol- gendes: Gold hat keinen „fairen Wert“, man kann das Edelmetall nicht als teuer oder bil- lig einstufen wie eine Aktie, bei der man Messgrößen wie Umsatz, Gewinn oder Mar- ge des entsprechenden Unternehmens he- ranziehen könnte. Die Goldeinstufung sei somit reine Kopfsache. Wobei folgendes Er- gebnis des LBMA Precious Metals Forecast Survey interessant ist: Die Teilnehmer der Befragung gehen für das heurige Jahr im Mittel von einem Goldpreis von 1973 Dollar pro Feinunze aus. (hk) USD/Unze 1.200 1.500 1.400 1.300 1.900 1.800 1.700 2.000 1.600 2.100 2019 2020 2021 in USD/Tonne 150 400 300 200 500 2019 2020 2021 April 2022 – GELD-MAGAZIN . 43

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