GELD-Magazin, März 2022

56 . GELD-MAGAZIN – März 2022 AKTIEN . Österreich DIE GÜNSTIGSTEN UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN G/EV ‘22e G/EV ‘23e DIV. ‘21e Porr 21,2% 24,1% 3,28% Strabag 17,9% 18,2% 4,14% VIG 17,1% 18,4% 4,37% Semperit 17,1% 12,6% 5,17% RBI 16,9% 16,4% 4,60% Kapsch TC 14,2% 16,1% 0,00% OMV 13,9% 12,4% 4,11% Valneva 13,6% 24,3% 0,00% UBM 11,1% 12,6% 5,21% Erste Group Bank 10,6% 11,0% 4,42% BAWAG 10,2% 11,1% 4,94% Österr. Post 10,0% 10,7% 6,28% G/EV=Gewinnrendite/Enterprise Value, DIV.=erwartete Dividendenrendite Quelle: marketscreener.com , Stichzeitpunkt: 17. Februar 2022 D ie Inflation im Euroraum stieg zwar im Jänner annualisiert um 5,1 Prozent, doch die Dynamik nach oben lässt spürbar nach. So wird die EZB zwar das Anleihenkaufprogramm an- passen, jedoch im Gegensatz zu ihrem US- Pendant die Zinsen weiterhin niedrig halten. Das sollte für den Wiener Aktienmarkt ein gutes Umfeld bleiben. Der kurzfristig aufge- flammte Ukrainekonflikt sorgte zwar für temporäre Kursrückgänge zahlreicher Titel, doch die meisten Unternehmen sind in ihrer Geschäftstätigkeit kaum von dem geopoli- tischen Konflikt betroffen. Daher kann man fundamental nicht gerechtfertigte Kursrück- gänge für Käufe nützen. CPI will Immofinanz übernehmen Nach dem Verkauf des Immofinanz-Anteils der S Immo (12,7 % plus aller Aktien, die ihr im Rahmen ihres Kaufangebotes noch ange- dient werden), von Petrus Advisors (6,3 %) und Peter Korbacka (9,4 %) gehören der tschechischen CPI Property Group (CPI) nun bereits 48,2 Prozent an der Immofinanz. Die Immofinanz hält wiederum 26,5 Prozent an der S Immo, CPI ihrerseits hat ihren Anteil an der S Immo auf 16,1 Prozent aufgestockt. Würde CPI die Immofinanz zur Gänze über- nehmen, würde sie gleichzeitig bei S Immo auf einen Aktienanteil von derzeit 42,6 Pro- zent kommen. Anzunehmen, dass dann mit der S Immo die nächste österreichische Im- mobilienfirma der CPI in die Hände fällt. Zur Bewertung der Immofinanz: Sie hat 2021 einen Gewinn von knapp 270 Millio- nen Euro erzielt, was einer Gewinnrendite von stolzen zehn Prozent entspricht. Das Portfolio soll heuer auf rund sechs Milliar- den Euro wachsen, der Buchwert macht 3,1 Milliarden Euro aus (26,70 Euro je Aktie). Und dennoch bekommt man derzeit die Im- mofinanz an der Börse – und hier liegt auch das Übernahmeangebot der CPI – noch zu läppischen 2,7 Milliarden Euro. Zur Bewer- tung der Immofinanz äußerte sich deren Vorstand bei 23 Euro je Aktie ablehnend, da er den Preis für deutlich zu niedrig hält. Wir stimmen dem vorbehaltlos zu, der Preis müsste etwa beim EPRA NTA von 30,80 Euro je Aktie liegen. Warum die S Immo ih- ren Anteil an der Immofinanz – scheinbar zu Geopolitische Börse DieWirtschaft wächst robust. Die hohen Energiepreise wirken zwar etwas dämpfend, doch die Unternehmen glänzen mehrheitlich mit satten Gewinn­ anstiegen. Kurzzeitige Kursrückgänge sind zumeist wieder Kaufkurse. MARIO FRANZIN Zinsängste. Mit einer Entspannung im Ukrai- nekonflikt wurden die Inflationssorgen wie- der zum dominanten Thema. Doch angesichts der erwarteten zahlreichen Zinsanhebungen in den USA halten sich die Aktienkurse ei- gentlich gut. Der ATX testete zwar die 4.000 Punkte-Marke, konnte sich aber noch nicht darüber etablieren. Der Aufwärtstrend ist in- takt und bei 3.700 Punkte gut unterstützt. ATX-INDEX . Übergang zur Tagesordnung billig – auch zu 23 Euro pro Aktie an CPI ver- kauft hat, liegt daran, dass es kaum mehr möglich war, durch das eigene Kaufangebot auf eine Sperrminorität an der Immofinanz zu kommen. Und damit wäre man einem Großaktionär, der für eine rücksichtslose Vorgehensweise berüchtigt ist, quasi ausge- liefert. Möglicherweise filetiert CPI die Im- mofinanz nach Übernahme der Mehrheit und holt sich die besten Stücke heraus. Ohne Sperrminorität ist das kaum zu ver- hindern. Dieses Risiko wollte die S Immo bei der Beteiligung nicht eingehen und versil- berte eben den Anteil. Immerhin hat sie da- mit 55 Millionen Euro plus Dividenden ver- dient und kann sich über einen Cashzufluss von 403 Millionen Euro freuen. Dass die Im- mofinanz – vermutlich durch Nebenabreden zwischen CPI, Petrus Advisors, Peter Korbac- ka etc. – für den Rest der Aktionäre unvor- teilhaft zu billig an die CPI verkauft wird, ist eigentlich eine Schande. Die Übernahme- kommission ist bislang untätig geblieben. Sie scheint die treuen österreichischen Im- mofinanz- und S Immo-Aktionäre im Regen stehen zu lassen und einem mit Winkelzü- gen an die Macht gekommenen tschechi- schen Großaktionär auszuliefern. 2021 4.000 3.000 3.200 3.400 3.800 3.600 2.800

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