GELD-Magazin, Februar 2021

ZUR PERSON Wolfgang Matejka ist seit Juli 2010 als ge­ schäftsführender Gesellschafter der kon­ zessionierten Wertpapierfirma Matejka & Partner Asset Management GmbH mit dem Schwerpunkt Fondsmanagement tä­ tig. Matejka ist CEFA-Investmentanalyst und verfügt über 40 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 25 Jahre in Führungspositionen. Die Stati­ onen seiner beruflichen Laufbahn vor sei­ ner aktuellen Tätigkeit waren Österrei­ chische Länderbank, Bank Austria, Allianz Investmentbank, Bank Vontobel Österrei­ ch und Julius Meinl Investment. auf 0,82 Prozent gestiegen, in den USA auf über zwei Prozent. Kommen wir zu den Aktienmärkten. Sehen Sie hier ein gutes Jahr auf uns zukommen? Bei Aktien gilt TINA: „There is No Alternati­ ve.“ Und Aktien sind für Anleger aus zwei Gründen vorteilhaft: Erstens stellen sie ei­ nen realen Wert dar – mit Eigenkapital, Ge­ winnerwirtschaftung und Dividenden – und zweitens sind sie bei Inflation trostspendend. Denn gute Unternehmen können über Preis­ anpassungen die Inflation weitergeben. Was mir derzeit bei Aktien aber noch etwas fehlt, ist, dass sich die individuellen Potenziale der Unternehmen nach der allgemeinen Erho­ lung durch die Impferwartung noch nicht ausgedrückt haben. Daher muss man bei Ak­ tien gerade jetzt genau selektieren. Ich beobachte an den Aktienmärkten bereits wieder einige Bubbles – generell regulato­ risch verursacht wie bei den Anleihen. Die Aktienkurse, v.a. bestimmter Gruppen, ha­ ben sich nach oben geschossen und haben nun Überbewertungen aufgebaut. Vor allem Zykliker und Unternehmen mit dem Thema ESG sind schon deutlich vorausgelaufen. Das sehe ich in Österreich z.B. bei der voest­ alpine, bei Lenzing oder ganz besonders beim Verbund, um einige wenige zu nennen. Auch Aktien mit direktem Bezug zu Wasser­ stoffherstellung und -verwertung (z.B. Brennstoffzellen) sowie dem Ausbau der notwendigen Infrastruktur sind derzeit ex­ trem gehypt. Man kann aber, wenn man noch auf die Wasserstoff-Fantasie setzen will, durchaus z.B. noch attraktive Versorger finden, die vom Wasserstoffboom profitie­ ren werden und nicht teuer sind. Sie können Wasserstoff speichern, durch Pipelines wei­ terleiten und daraus auch Strom erzeugen und verteilen. Das wird für den einen oder anderen Versorger oder auch Kabelherstel­ ler noch ein Bombengeschäft. Dort wird man die gleiche Performance erzielen – ohne in gewinnlose, aufgeblasene Unterneh­ men zu investieren. Beispielsweise ist auch der Industriegasehersteller Linde so ein Pro­ fiteuer, der vor kurzem die Quartalsdividen­ de um zehn Prozent erhöht hat und einen weiteren Aktienrückkauf startete. Linde ist aber nicht mehr ganz billig. Wenn man sich nicht auf Europa be- schränken will, wo sehen Sie derzeit die attraktivsten Anlageregionen? Die USA sehe ich als „dancing close to the door“. Kurzfristig für gefährlich halte ich die aufgeblasenen Technologiewerte mit „Tesla- Momentum“. Die enorme Größe der Unter­ nehmen wird zudem die Regulationsbehör­ den auf den Plan rufen. Immer, wenn ein Un­ ternehmen mehr als rund zwei Prozent des US-BIPs erwirtschaftete, wurde eingegriffen. Amazon ist derzeit bei 3,5 Prozent, Microsoft hat bereits vorgebaut und sich in rund 60 Firmen aufgespalten. Bei den hohen Bewer­ tungen und z.T. hohen Verschuldungen wird ein Inflationsanstieg zur Gefahr. Jede Nuan­ ce in der Basisannahme kann die Bewertung besonders hochgehypter Wachstumsaktien enorm verändern. Grundlegend bleibt die USA jedoch ein wichtiger Investmentmarkt, da es hinter den gehypten Aktien eine solide Basis von Zyklikern und Value-Titeln gibt. Für besonders interessant halte ich Unter­ nehmen aus den Bereichen Infrastruktur und „Grüne Investments“. Bei Letzteren ha­ ben die Europäer aber in den vergangenen Jahren einen Vorsprung erarbeitet, der ih­ nen bei einer Transformation in den USA zu­ gute kommen sollte. Gute Chancen findet man auch in Asien. Hier gefällt mir besonders das Emerging Asia, Taiwan, Südkorea und ganz besonders Japan – die haben in den letzten Jahren ein­ fach alles richtig gemacht. Indien wird noch lange brauchen, um sich zu entwickeln. Es läuft eher Gefahr, von anderen Staaten – z.B. auch in Bezug auf Humankapital – ausge­ beutet zu werden und weiter im Hintertref­ fen zu bleiben. www.mp-am.com Bei Investments in Aktien zählt TINA: „There Is No Alternative.“ Februar 2021 – GELD-MAGAZIN . 9

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