GELD-Magazin, Februar 2021

Credits: Foundations World Economic Forum; XXXXX 10 . GELD-MAGAZIN – Februar 2021 Kaum jemand dürfte an den Schlagzeilen rund um das Ab- und Auftauchen des chinesischenVorzeigeunternehmers Jack Ma vorbei gekommen sein. Doch was genau steckt hinter dem Fall Ant Group und Pekings Schachzug? MORITZ SCHUH Angriff auf Big-Tech J ahrelang haben chinesische Techno- logieunternehmen gute Arbeit gelei- stet, globale Investoren davon zu überzeugen, dass sie unabhängig von der Kommunistischen Partei agieren. Der aktu- elle Fall des FinTech-Unternehmens Ant und seines Gründers Jack Ma liefert derzeit je- doch wieder neuen Stoff für Skepsis. Die Probleme rund um Ant begannen Ende Oktober, nachdem Ma auf einer Konferenz in Shanghai öffentlich zur Kritik gegen Chi- nas „anachronistische Regulierungsbehör- den“ ausholte. Während sich die Alibaba- Finanztochter Ant Group gerade auf ihren Börsengang vorbereitete, bezichtigte der flamboyante Gründer Ma die Behörden, In- novationen zu ersticken und unterstellte den Banken des Landes eine „Pfandhaus-Menta- lität“. Pekings Vergeltung ließ nicht lange auf sich warten und innerhalb weniger Tage wurde der Börsengang von den Aufsichtsbe- hörden abgeblasen. In den Wochen darauf wurde Ant angewiesen, große Teile des Un- ternehmens umzustrukturieren und sogar eine kartellrechtliche Untersuchung auf Ma´s zweites Unternehmen Alibaba einge- leitet. Ma selbst verschwand daraufhin für Monate von der Bildfläche – bis er am 20. Jänner während einer Videokonferenz wie- der ein Lebenszeichen von sich gab. Bloom- berg zufolge wurde der bis vor kurzem reichste Mann Chinas davor angewiesen, das Land nicht zu verlassen und die Füße still zu halten. Abgeblasener Börsengang Der mit Spannung erwartete Börsengang des FinTech-Riesen Anfang November wäre mit einer Zeichnung von 37 Milliarden Aktien nicht nur ein Meilenstein in der Firmengeschichte Ants geworden, sondern hätte auch Saudi Aramco den Titel des wert- vollsten IPOs abgenommen. Mit einer ge- schätzten Bewertung von 300 Milliarden US-Dollar – weit über jener von etablierten Banken wie Goldman Sachs (101 Milliarden US-Dollar) – stand Ant kurz davor, eine Pio- nierrolle für die sich anbahnenden Disrupti- onen im traditionellen Bankensektor einzu- nehmen. Soweit sollte es jedoch nicht kommen. Kurz nach Ma´s Rundumschlag führten die Auf- sichtsbehörden neue Vorschriften für die Online-Kreditvergabe ein, die sich direkt auf Ant´s Kreditgeschäft, das fast 40 Prozent des Firmenumsatzes ausmacht, auswirken sollten. Vordergründig argumentierten die Behörden den Schritt mit der Befürchtung, dass die Milliarden an Krediten ohne strenge Eigenkapitalvorschriften eine Gefahr für die chinesische Wirtschaft darstellen könnten. Doch viele westliche Beobachter orten darin vielmehr eine Machtdemonstration Pekings. Aushängeschild Chinas Mit dem Wachstum seines Imperiums wurde Ma zum freundlichen Gesicht des wirt- schaftlichen Aufstiegs Chinas. Er traf sich mit Staatsoberhäuptern und Celebrities und machte zuletzt Schlagzeilen, als er nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie weltweit Hilfsgüter spendete. Doch mit seinem Ruhm dürfte er der Sonne wohl etwas zu nahe ge- kommen sein. Ma´s Oktoberrede verstieß eindeutig gegen eine von Chinas Grundre- geln: Die Kommunistische Partei hat nichts dagegen, dass jemand reich und erfolgreich wird, solange der erworbene Status nicht dazu verwendet wird, die Politik herauszu- fordern. Warum Ma dieses Paradigma, nach dem er jahrelang erfolgreich seine Unter- nehmen navigierte, missachtete, wirft viele BRENNPUNKT . China Auf und Ab der Alibaba-Aktie Seit dem gescheiterten IPO der ANT Group im Oktober 2020 ist der Aktienkurs der Mutter Alibaba im Sinkflug. in USD 2020 260 240 220 200 200 280 300 320

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