GELD-Magazin, November 2020

So profitieren Investoren vom Wachstum in den Schwellenländern Investments in Südostasien, Osteuropa und Lateinamerika sind ein Thema, dass Anleger immer wieder beschäftigt. Denn diese Länder helfen, die Streuung der Portfolios zu erhöhen. Schwellenländer verfügen im Vergleich zu den In- dustrienationen in der Regel über ein höheres volks- wirtschaftliches Wachstum, wodurch sich ein ent- sprechend höheres Kurspotenzial für Aktien aus die- sen Regionen ergibt. Dieses Potenzial zeigt sich im- mer wieder in einer sehr guten Performance einzel- ner Märkte und Fonds. Allerdings sollten Anleger diese Entwicklungen immer kritisch betrachten, da die entsprechenden Märkte oftmals eine höhere Schwankungsbreite aufweisen. Werkbänke der Industrienationen Vielen Anlegern stellt sich die Frage, ob sie mit ihren Investitionen in einen Fonds, der global oder regio- nal in Emerging Markets anlegt, tatsächlich vom Wachstum der Schwellenländer profitieren oder nur verstärkt vom globalen Wirtschaftswachstum. Denn schließlich gelten viele Emerging Markets als Werk- bänke der Industrienationen und die Entwicklung der entsprechenden Branchen und Sektoren hängt von den wirtschaftlichen Trends in den Industrie- staaten ab. Daher kann man sich als Anleger fragen, ob man nicht durch Investitionen in die großen Na- men, zum Beispiel aus dem Segment der Autobauer oder Luxusartikelhersteller aus den Industrienati- onen, auch von dem Wachstum in den Emerging Markets profitieren kann? Grundsätzlich betrachtet ist es aufgrund der Globalisierung so, dass ein Anle- ger durch Investitionen in Unternehmen aus den In- dustrienationen, die auch in den Schwellenländern aktiv sind, von dem Wachstum in diesen Regionen profitieren kann. Aber eben nur „auch“, das heißt, der Anleger profitiert hier zum Beispiel nur bedingt von dem steigenden Konsum der wachsenden Mittel- schicht in Asien, da die großen Unternehmen auch in anderen Regionen aktiv sind und ihre Entwick- lung somit auch von anderen Faktoren abhängig ist. Andersherum sind die großen Konzerne aus Asien, Osteuropa oder Lateinamerika in vielen Fällen auch weltweit tätig, wodurch ihr Erfolg oft maßgeblich von den Entwicklungen in den Industrienationen ab- hängt. Allerdings profitieren die großen Unterneh- men aus den Schwellenländern im Vergleich zu ihren Pendants aus den westlichen Industrienationen teil- weise überproportional vom Wachstum in ihren Hei- matmärkten, da sie zwar global ausgerichtet sind, aber trotzdem auch als lokale Anbieter auftreten und so von den Trends innerhalb der einzelnen Schwel- lenländer profitieren können. Um als Investor direkt an den positiven Entwicklungen innerhalb der einzel- nen Emerging Markets teilzuhaben, bieten sich Fonds an, die entweder ausschließlich oder zu großen Tei- len in Unternehmen mit einer niedrigen Marktkapita- lisierung aus den Schwellenländern investieren. Denn gerade in diesem Segment findet man zum Bei- spiel Handelsketten, die lokal in den einzelnen Län- dern oder in der Region tätig sind und so vom stei- genden Konsum profitieren. Ebenso findet man in diesem Segment Hersteller von Lebensmitteln, die speziell auf den Geschmack der Menschen in ihren Zielmärkten abgestimmt sind und so ebenfalls vom steigenden Wohlstand profitieren. Allerdings können diese Fonds auch ein ganz anderes Rendite-/Risiko- Profil aufweisen als Fonds, die in große Unternehmen investieren und sollten aus diesem Grund auch nur von erfahrenen Anlegern mit einer entsprechenden Risikotragfähigkeit genutzt werden. Fazit Insgesamt macht es Sinn, auch direkt in Schwellen- länder zu investieren, um so vom höheren Wachstum zu profitieren. Anleger sollten aber darauf achten, dass die von ihnen gewählten Fonds nicht nur in große Unternehmen investieren, sondern auch einen Teil des verwalteten Vermögens in kleine lokale Un- ternehmen anlegen. Eine andere Möglichkeit dies zu erreichen, ist, in einen Fonds für große Unterneh- men aus den Schwellenländern zu investieren und diesem einen spezialisierten Fonds für kleine Unter- nehmen, der möglichst von einem lokalen Team ge- managt wird, beizumischen. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA November 2020 – GELD-MAGAZIN . 47 GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research Credit: Archiv Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibtausschließlichdie MeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv.

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