GELD-Magazin, Oktober 2020

ZUR PERSON Mike McGlone ist Senior Commodity Strategist bei Bloomberg Intelligence. Er ist spezialisiert auf den breiten in- vestierbaren Rohstoff- und Krypto- markt und verfasst monatlich den Bloomberg Commodity- und Crypto Outlook. Mike sammelte über 25 Jah- re Erfahrung im Futures- und Roh- stoffhandel beginnend beim Chicago Board of Trade, später als VP des Fu- tures und Options-Handel bei Aubrey G. Lanston / IBJ Futures und als Head of Futures Research bei ABN Amro. Bevor er 2016 zu Bloomberg kam, leitete er das Rohstoffgeschäft bei S & P-Indizes und danach das U.S.- Research bei ETF Securities. Mike McGlone hat einen MBA-Titel von der DePaul University in Chicago und einen Bachelor of Science von der Illinois State University. und ich denke, dass Leute irgendwann be- ginnen werden, keine weiteren Gewinne und Renditen bei Aktien zu sehen und nach Alternativen dazu suchen werden. Bitcoin, Gold und Rohstoffe sind Schlüsselalterna- tiven. Dies wird möglicherweise der Wende- punkt sein, auf den wir uns in den nächsten fünf bis zehn Jahren vorbereiten sollten. Gibt es Ähnlichkeiten in der Entwicklung von Bitcoin verglichen mit Gold? Immer mehr! Schauen wir uns die verein- fachte 12-Monats-Korrelation in Prozent an. Derzeit ist sie mit 0,8 am höchsten Wert seit Bestehen der Kryptowährung. Auch die Vo- latilität von Bitcoin ist im Vergleich zu Gold rückläufig, was für die Reifung des Vermö- genswerts spricht und sich meiner Meinung nach fortsetzen wird. Bitcoin wird weniger riskant gegenüber Gold und Aktien. Das ist es, worauf ich hinweisen möchte: Diese Kor- relationen nehmen weiter zu. Bitcoin wird immer mehr zu einer digitalen Version von Gold, und das lässt sich empirisch bewiesen. Einer Ihrer jüngsten Berichte trug den Titel: „Risking zero to 500.000“. Welche Szenarien müssen eintreten, um zu diesen Outcomes zu gelangen? Das ist etwas, über das man nur spekulieren kann. Eines der größten Risiken wäre eine Wiederholung dessen, was 1933 mit Gold passiert ist: eine Art Verbot oder eine Form der Regulierung, die Bitcoin an den Rand drängt. Solcher Risiken müssen wir uns be- wusst sein, aber ich betrachte die Dinge lie- ber kurzfristiger. Was tut die Nachfrage, was machen die Metriken der Adoption? Prak- tisch jeder einzelne Faktor, den ich be- trachte, nimmt zu. Diese technische Sicht- weise ist es, die mich bullisch stimmt und das zweite Szenario erklärt. Wir können nicht erwarten, dass Digitalisierung und Technologie sich rückwärts entwickeln. Wenn wir etwas erwarten können, dann ist es eine lineare, wenn nicht progressive Zu- nahme. Das ist meine Sicht, die ich mit rei- nen Rohdaten zu besichern trachte. Können Sie kurz einige der wichtigsten Nachfragemetriken nennen? Einer der besten Belege und in der Vergan- genheit ein wirklich guter Indikator für den Bitcoin-Preis ist die Anzahl der aktiven Adressen. Im Moment spricht der 30-Tage- Durchschnitt eher für einen Preis näher an 14.000 Dollar. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Hash-Rate, die kontinuierlich wächst und das Vertrauen der Miner widerspiegelt. Off-Chain beobachte ich hauptsächlich, was Anleger tun. Hier ist der Grayscale Invest- ment-Trust der größte „Elefant in the Room“, vergleichbar mit GLD auf dem Goldmarkt. Momentan besitzt der Trust knapp 450.000 Bitcoin und kauft weiterhin kräftig ein. Rund 30 Prozent der neu auf den Markt kommenden Bitcoin werden direkt von die- sem einem Investmentvehikel absorbiert! Auch die Futures sind sehr gute Indikatoren, da sie von der CFTC, der amerikanischen Regulierungsbehörde, gelistet und reguliert werden. Das war ein zentrales Thema für den Markt. Futures brachten erstmals eine Form der Aufsicht ein und die ist ein Schlüs- selfaktor für die Reifung des Marktes. Die CFTC hat noch keinen ETF genehmigt, weil es noch an regulierten Börsen mangelt, doch je mehr institutionelle Investoren die Möglichkeit haben, am Markt zu agieren, desto wahrscheinlicher wird eine Zulassung. Also noch genügend Luft nach oben? Verglichen mit der Nasdaq, die in den ver- gangenen zehn Jahren auch um das Sieben- fache wuchs, jedoch viel etablierter und hi- storisch gesehen eigentlich teuer war, ist Bit- coin mit 200 Milliarden Marktkapitalisie- rung noch gar nichts. Das Wichtigste bei Bit- coin ist, dass er unabhängig ist, er ist nobody´s project, alle anderen Kryptos da draußen sind jemand anderes Haftung oder Projekt. Abschließende Frage: Wo sehen Sie Ende des Jahres Bitcoin und Gold? Höher! Ich kann aufgrund meiner Arbeit und gemäß Compliance keine genauen Zah- len nennen, aber ich sehe den Preis höher. Das Wichtigste sind die Key-Supports bei 10.000 für Bitcoin und 1.900 bei Gold. Bei diesen Levels bauten beide solide Grundla- gen, um weiter voranschreiten zu können. Bitcoin ist etwas Legitimes, nämlich eine digitale Version von Gold. Oktober 2020 – GELD-MAGAZIN . 67

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=