GELD-Magazin, Oktober 2020

Preisdämpfend. Mit Covid-19 scheint der Boom bei Privatimmobilien zu Ende zu gehen: Jahrelang herrschte ein Mangel an Wohnraum, vor allem in Städten wie Wien, was die Wohnbauaktivität enorm gesteigert hat, doch in den nächsten Jahren werden diese kaum mehr benötigt. Am Beispiel von Wien zeigt sich, dass der starke Zuzug in die Stadt, wie er 2015 und die Folgejahre herrschte, abnimmt. „Die Migrationsbilanz ist negativ. Das heißt in der Praxis, dass es in Wien bald mehr Wohnungen als Woh- nungssuchende geben wird – zumindest kurzfristig“, analysiert Mathias Mühlhofer, Vorstand der Immobi- lienrendite AG. Seit 2008 haben sich Wohnungen im Preis verdreifacht, was der höchste Anstieg inner- halb der EU ist. Dazu Mühlhofer: „Diese Preis-Rallye ist erst einmal gestoppt, auch laut OeNB sind Wohn­ immobilien derzeit überbewertet.“ Ein weiterer preis­ dämpfender Effekt geht von AirBnB aus. Viele Woh- nungseigentümer zogen es vor, ihre Immobilie lieber an Touristen zu vermieten, um höhere Mietpreise zu erzielen, als diese regulär zu vermieten. Aufgrund der Pandemie stehen die meisten AirBnB-Woh- nungen aber nun leer: Als Folge bieten viele Eigentü- mer ihre Immobilie zum Verkauf an, weil sie Liquidi- tät benötigen. So waren in Wien im April 2020 nahe- zu doppelt so viele Kleinwohnungen am Markt wie im Januar 2020. AirBnB wird so zum Paradoxon am Immobilien-Sektor: vom Preistreiber zum Preis- dämpfer, der das Über-Angebot an Wohnraum wei- ter befeuert. Immobilienrendite AG: Überangebot stattWohnraummangel? 3D-BETONDRUCK Erstes Wohnhaus entsteht Deutschland. In Nordrhein-Westfalen entsteht gerade das erste Wohnhaus im 3D-Druck, ein zweigeschossiges Einfamilienhaus mit ca. 80 m 2Wohnfläche pro Geschoss. Das Material für die Herstellung des Druckbetons stammt von HeidelbergCement. „Der Druck des Wohn- hauses ist ein Meilenstein für die 3D-Beton- drucktechnologie“, so Thomas Imbacher, Ge- schäftsführer der PERI GmbH. Der Vorteil des Verfahrens ist einerseits die große Designfrei- heit und anderseits die Geschwindigkeit der Herstellung. Für einen Quadratmeter doppel- schalige Wand benötigt der Drucker nur fünf Minuten. Zudem können während des Druck- vorganges bereits manuelle Arbeiten, wie z.B. das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, in den Prozess integriert werden. Vorsorgewohnungen: Neuer Boom Plus 30 Prozent. Der Markt für Vorsorgewohnungen erlebt mitten in der Wirt- schaftskrise einen Boom. Wie aus dem Marktbericht von EHL Immobilien her- vorgeht, wird die Zahl der Vorsorgewohnungen, die heuer von Privatanlegern in Wien erworben werden, um rund 30 Prozent auf 900 Einheiten steigen. Die Prei- se pro Quadratmeter steigen um rund fünf Prozent. Da aber gleichzeitig die Durchschnittsgröße etwas sinkt, bleibt der durchschnittliche Kaufpreis pro Woh- nung mit ca. 220.000 Euro weitgehend unverändert. Größe und Ausstattung der Wohnungen haben sich wenig verändert. Sehr wohl geändert haben sich aber die typischen „Vorsorgelagen“: Mittlerweile liegen die Außenbezirke Donaustadt und Favoriten mit großem Abstand an der Spitze, mit Respektsabstand folgt dank einiger großer Stadtentwicklungsprojekte der 3. Bezirk, die zentrums- nahen Lagen innerhalb des Gürtels spielen hingegen kaum mehr eine Rolle. DIE ZAHL DES MONATS 1.500 Euro IMMOBILIEN . Kurzmeldungen „Auch laut OeNB sind Wohnimmobilien derzeit überbewertet.“ Mathias Mühlhofer, Vorstand der Immobilienrendite AG Credits: Immobilienrendite AG, Maklerprovision. Eigentlich wollte die Regierung noch vor der Wien-Wahl einen ersten Gesetzesentwurf zu den Maklerprovisionen präsentieren. Laut immoflash soll aber nun ein neuer Vor- schlag im Umlauf sein, wonach die Grenze einer Bruttomonatsmiete in Höhe von 1.500 Euro ausschlaggebend dafür sein soll, wer die Maklerprovisi- on zu bezahlen hat. Liegt die Miete un- ter 1.500 Euro, zahlt derjenige, der den Makler beauftragt hat, liegt sie da- rüber, muss auch wie bisher der Mieter einen Teil der Maklerprovision über- nehmen. Zudem wird auch geprüft, wie Makler für Suchaufträge bezahlt werden sollen. Nach dem bevorzugten deutschen Modell dürften Makler nur noch dann Provisionen von Suchenden verlangen, wenn diesen das vermit- telte Objekt vor der Kontaktaufnahme des Mieters noch nicht bekannt war. 68 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2020

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