GELD-Magazin, April 2020

Krisenmodus. In der letzten Märzwoche ver- zehnfachte sich die Zahl der Erstanträge auf Ar- beitslosenhilfe auf knapp 3,3 Millionen – der größte Anstieg in einer Woche seit Beginn der Aufzeichnungen. Allerdings: Nur rund die Hälf- te der 330 Millionen Amerikaner unterlagen Ende März von Bundesstaaten verhängten Aus- gangsbeschränkungen. Das wird sich schon bald ändern, wodurch mit einer neuen Welle an Entlassungen zu rechnen ist. So gesehen setzt das US-Konjunkturpaket von zwei Billionen Dollar (über zehn Prozent des Bruttoinlands- produkts) an der richtigen Stelle an. Es geht jetzt darum, dass sich vor allem Geringverdiener ohne soziale Absicherung das Essen leisten können und Unternehmen über Wasser gehalten werden. Nur so kann ein späterer Auf- schwung wieder gelingen. Manche Volkswirte befürchten einen Anstieg der Arbeitslosenrate auf bis zu 20 Prozent, wenn ein monatelanger Stillstand erzwungen werden muss. Solche Zahlen kennen wir nur aus der „Großen Depression“ der 1930er-Jahre. Unklar ist weiters, wie und wann genau in den USA die versprochene Subvention von 1.200 Dollar pro Erwach- senem und 500 Dollar pro Kind („Helikoptergeld“) den Ärmsten zu Hilfe kommen wird. Im 2. Quartal könnte das BIP bereits um zehn Prozent einbrechen – das wäre nur geringfügig weniger als 1932, dem Jahr des bisher schlimmsten Einbruchs um damals 13 Prozent. (wr) Hoffnungsschimmer. Das Land, von dem die Corona-Krise ihren Ausgang nahm, ist nun auch das erste, wo sich das öffentliche Leben langsam wieder regt. Die Konjunkturdaten se- hen allerdings dramatisch schwach aus. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbei- tende Gewerbe fiel im Februar auf ein Rekordtief von 35,7 Punkten, jener für Dienstlei- stungen sogar auf 29,6 Punkte. Immerhin läuft aber die Industrieproduktion wieder an. Der Vorteil Chinas ist, dass es mit der Kontrolle über sein gesamtes Finanzsystem einen totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch sehr wirksam verhindern kann. Dieses Jahr wird zwar ei- nen deutlichen Konjunkturabschwung bringen, ab dem dritten Quartal sollte aber wieder eine Erholung einsetzen. Das Vertrauen der Chinesen in die Zukunft soll durch Steuerer- leichterungen gefördert werden und in einigen Monaten dürfte der Konsum wieder kräftig an- springen. Elektronikläden, Kaffeeketten und sogar die Behörden senken derzeit ihre Preise und verteilen Rabattcoupons, um die Kund- schaft zum Shoppen zu bewegen. Interessan- terweise ist der MSCI China seit dem Januar- Hoch nur um etwa 20 Prozent gefallen und hielt sich damit besser als die meisten Weltbör- sen: Die chinesische Wirtschaft ist weniger kon- junkturanfällig als jemals zuvor. So sind die Ge- wichtungen zyklischer Sektoren im MSCI China seit dem Jahr 2000 stark zurückgegangen. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . Dramatischer Anstieg der Arbeitslosen CHINA . Das öffentliche Leben fährt langsam hoch Rekord-Baisse Der S&P 500 fiel von seinem Allzeithoch bei fast 3.400 Punkten so schnell wie nie in einen Bärenmarkt zurück und verlor ins- gesamt in der Spitze um 1.200 Punkte auf einen Stand von wenig über 2.200 Punkten. Das Stopp Loss wurde ausgelöst und In- vestments gelten als aufgelöst. Kleine Korrekturen Mit Ausbruch der Coronakrise fiel der HSCEI zwar unter die psychologisch wich- tige 10.000 Punkte-Marke, konnte sich je- doch rasch wieder stabilisieren. Trotzdem wird die 10.000er-Grenze wird nun zum Widerstand, der wahrscheinlich nicht so rasch überwunden werden kann. S&P 500 HANG SENG CHINA ENTERPRISES INDEX Credit: pixabay Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 10.000 8.000 12.000 14.000 Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 3.000 2.800 2.600 2.200 2.000 1.800 2.400 3.200 3.400 58 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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