GELD-Magazin, April 2020

Die EZB und etliche Regierungen ziehen am selben Strang. Gegen Ende März zeigte sich ein gemischtes Bild bei den Frühindikatoren. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe hielt sich mit einem Rückgang von 49,2 auf 44,8 Punkte noch relativ gut. Der Ein- kaufsmanagerindex für die Dienstleistungs- branche stürzte hingegen von 52,6 auf 28,4 Punkte ab. Wegen des Stillstands des öffentli- chen Lebens überrascht das aber nicht weiter. Nun werden allerorts Rettungspakete ge- schnürt. Die EU und die Europäische Zentral- bank (EZB) pumpen je bis zu einer Billion Euro ins Finanzsystem. Im Falle Deutschlands belaufen sich die fiskalischen Hilfen auf 3,5 Prozent und die Kreditgarantien auf bis zu 14 Prozent des BIP. Frankreich hat immerhin 1,9 Prozent an fiskalischen Hilfen und 12,7 Prozent an Kreditgarantien angekündigt. Auch der ESM (Eu- ropäischer Stabilitätsmechanismus) wird wieder aus der Versenkung geholt. Er kann gün- stige Kredite an Länder weiterreichen, die in Notlage sind. Denn der ESM kann auch direkt Anleihen von Euro-Mitgliedsländern kaufen und bei Kapitalspritzen für marode Banken hel- fen. Maximal stehen 500 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit den „Outright Monetary Trans- actions“ (OMT) kann auch die EZB zusätzlich Staatsanleihen kaufen. Bisher wurden diese aber noch nicht eingesetzt, auch nicht bei der Eurokrise 2012. (wr) Corona-Diskont. An der Börse in Tokio sind die Bewertungen auf historische Tiefststände gesunken. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) erreichte im März mit 0,87 den niedrigsten Stand seit Dezember 2012, kurz bevor Shinzo Abe zum Premierminister gewählt wurde und seine Abenomics in Gang setzte. Auf ähnliche Werte wie derzeit sank es während der globa- len Finanzkrise im Oktober 2008 (0,83) – bis Juni 2009 stieg es wieder auf das 1,2-fache an. Das durchschnittliche KBV seit Januar 2013 liegt bei 1,23. Dazu kommen Dividenden- renditen von durchschnittlich über drei Prozent. Denn mit dem Q1 2020 ist ein weiteres Quartal mit negativem Wachstum und einem ebenso starken Rückgang der Unternehmens- gewinne unvermeidbar. Auch die Gewinnprognosen für das nächste Geschäftsjahr werden äußerst konservativ ausfallen. Zum Glück wur- de im vergangenen Jahr ein Konjunkturpaket budgetiert, das bereits in diesem Quartal zur Wirtschaft beiträgt. Zudem hat die Bank of Ja- pan (BOJ) ihr ETF-Kaufziel auf 12 Billionen Yen verdoppelt. Tokios Börsianer haben aber so ihre Zweifel, dass dieses Ziel aggressiv ange- steuert wird. Auch die Erhöhung des Kaufziels für Unternehmensanleihen um eine Billion Yen ist sehr hilfreich und hat den Markt überrascht. Dies dürfte den eher illiquiden Markt deutlich unterstützen. Auch das Programm zum Tausch von Firmenkrediten ist sehr positiv. (wr) EUROPA . Rettungspakete in Billionenhöhe Mehrjahrestief Der Euro Stoxx 50 legte nach dem Schei- tern beimWiderstand bei 3.800 Punkten einen Rekordabsturz aufs Börsenparkett. Er fiel im Tief auf 2.380 Punkte. Damit sind eine Reihe von Unterstützungen durchbro- chen worden – erst bei 2.000 Punkten liegt eine neue Stützbarriere. Vom Jahreshoch zum Vierjahrestief Ausgehend von der Top-Marke von 24.000 Punkten stürzte der Nikkei 225 nahezu un- gebremst auf 16.500 Punkte ab. Ob nach einer Erholung auf 19.400 Punkte auch die 20.000er-Marke überwunden werden kann, erscheint jedoch sehr zweifelhaft. EURO STOXX 50 NIKKEI 225 JAPAN . Abwärtsrisiko bei japanischen Aktien begrenzt Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 22.000 20.000 18.000 16.000 24.000 14.000 Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 3.600 3.800 April 2020 – GELD-MAGAZIN . 59

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