GELD-Magazin, Mai 2019

Lukas Sustala, Spezialist für die Bereiche Steuern, Budget und Finanzmärkte bei der Denkfabrik Agenda Austria, meint: „Mit einem Volumen von rund 8,3 Mil­ liarden Euro inklusive Familienbonus bis 2022 ist die Steuerreform ambitio­ nierter ausgefallen, als zuvor angekündi­ gt. Es geht also in die richtige Richtung, wobei wir uns aber einen großen Schritt anstatt vieler kleiner gewünscht hätten.“ Sustala spricht damit an, dass sozusa­ gen an vielen Schrauben gedreht wird: Bei den Steuertarifen, der Sozialversi­ cherung etc. „Es wäre besser gewesen, sich zuerst auf die Arbeitseinkommen zu konzentrieren und dann andere Bereiche in Angriff zu nehmen. Weiters hätten an­ gesichts des makroökonomisch starken Rückenwinds die Entlastungen noch ambitionierter ausfallen können. Denn die Staatseinnahmen sprudeln auf Re­ kordniveau, allei­ ne 2018 haben wir hier eine Steige­ rung von 8,3 Mil­ liarden gesehen.“ Weiters meint der Experte, dass auf der Ausgabensei­ te zu wenig ge­ schieht, sprich: zu wenig gespart wird und auch nicht deutlichdargestellt wird, wo das pas­ siert. Agenda Aus­ tria hat auch eige­ nen Reformkon­ zepte entwickelt, in einem Vorschlag L ange wurde sie angekündigt, jetzt ist sie endlich da: Die angeblich „größte Steuerreform aller Zeiten“. Ihr „Filetstück“ ist zweifellos das Absen­ ken der Tarife bei der Lohnsteuer. Die Änderungen (siehe Tabelle rechts auf der folgenden Seite) sollten tatsächlich mehr Geld im Portmonee der Bürgerinnen und Bürger lassen. Wobei man differenzieren muss: Zum Beispiel ein Paar mit Kindern wird aufgrund des Familienbonus, ein weiterer wesentlicher Eckpunkt der Re­ form, sicher stärker profitieren als ein Singlehaushalt. Lob und Kritik Jedem kann man es nun einfach nicht recht machen. Aber wie groß ist die große Steuerreform nun insgesamt tat­ sächlich ausgefallen? Das GELD-Maga­ zin hat sich unter Experten umgehört. wird sozusagen die heilige Kuh des öster­ reichischen Steuerrechts zur Schlacht­ bank geführt: die Begünstigung des 13. und 14. Gehalts. Die Experten schlagen vor, die steuerliche Sonderbehandlung der beiden Extragehälter abzuschaffen und dafür die Steuersätze insgesamt wei­ ter zu senken. Das Jahresnettoeinkom­ men würde sich dadurch nicht ändern. Bis dato hat sich aber noch keine Regie­ rung an dieses Thema herangewagt. Wa­ rum hält Agenda Austria aber diese Va­ riante für besser? „Für die Steuerzahler sorgen die beiden Sonderzahlungen da­ für, dass die gesamte Steuerlast schwie­ riger einzuschätzen ist und das ganze Sy­ stem dadurch weniger transparent wird. Die meisten anderen Länder kennen kei­ ne fixen Sonderzahlungen“, heißt es im entsprechenden Positionspapier der Denkfabrik. Die Entlastung wären dem­ nach in absoluten Zahlen dort am stärk­ sten, wo aktuell die höchsten Steuern ge­ zahlt werden, wobei untere und mittlere Einkommen relativ gesehen am meisten davon profitieren würden. Vernachlässigt: Börse Switchen wir jetzt in einen anderen Bereich, den heimischen Kapitalmarkt. Dieser blüht bekanntlich ein wenig im credit: PeJo/stock.adobe.com wirtschaft | Steuerreform 18 | GELD-MAGAZIN – Mai 2019 Tarifsenkung statt struktureller Veränderung, so kann man die Steuerreform von Türkis-Blau zusammenfas- sen. Es wird den ÖsterreicherInnen zwar mehr Netto vom Brutto bleiben, vermisst werden aber etwa Aspekte, die den heimischen Kapitalmarkt unterstützen, auch die Formulierung der Gegenfinanzierung fällt vage aus. Experten erklären, was man hätte besser machen können. Harald Kolerus Ganz großer Wurf blieb aus jährliche entlastung eines steuerzahlers Reformvorschlag der Agenda Austria In diesem Modell würden vor allem jene Menschen entlastet, die jetzt stark von der Steuerlast betroffen sind. Quelle:BerechnungenderAgendaAustriabasierendaufAUTAX (2017). 0 2.000€ 4.000€ 6.000€ 8.000€ 10.000€ 8.000€ Entlastung pro Jahr 6.000€ 4.000€ 2.000€ Bruttomonatseinkommen „ Die Entlastungen durch die neue Steuerreform hät- ten durchaus noch etwas ambitionierter ausfallen können. “ Lukas Sustala, Agenda Austria

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