GELD-Magazin, Mai 2019

D er durch die IFC, einem Mitglied der Weltbankgruppe, neu ge- schaffene Marktstandard für Impact Investing konnte vom Start weg namhafte Unterzeichner gewinnen. „OPERATING PRINCIPLES FOR IMPACT MANAGEMENT“ Diese Prinzipien beschreiben die we- sentlichen Merkmale der Verwaltung von Investmentfonds mit der Absicht, neben den finanziellen Erträgen zu messbaren positiven sozialen oder gesellschaftlichen Auswirkungen beizutragen. Sie sollen verhindern, dass Impact Investing zu einem inflationären Begriff verkommt, regen zum Nachdenken an und bieten Investoren auf jeden Fall einen ersten guten Einblick und Rahmen, um ihre In- vestmentideen auf positiven Impact „ab- zuklopfen“. Hier wird zum Beispiel gefordert, die strategischen Ziele im Impact-Bereich an die vorgegebene Anlagestrategie anzu- passen – so weit so gut, das ist machbar. Im zweiten Punkt geht es darum, den Beitrag des Managers zur Erreichung der Impact-Ziele zu definieren – hier wird es schon kniffliger. Spätestens jedoch bei „Principle“ Nr. 4 treibt es mir bei nähe- rer gedanklicher Betrachtungsweise die Schweißperlen auf die Stirn, denn hier sollen die erwarteten sozialen, gesell- schaftlichen Auswirkungen jeder Inves- tition anhand eines systematischen An- satzes bewertet werden – nun ja, sozialer und gesellschaftlicher Impact ist meist alles andere als einfach messbar. Da diese Grundsätze so konzipiert wurden, dass sie für eine Vielzahl von Institutionen und Fonds geeignet sind, können diese durch verschiedene Im- pact Management-Systeme implemen- tiert werden – das macht zumindest auf Managementseite die Sache einfacher. Die Grundsätze schreiben auch nicht vor, welche Auswirkungen anvisiert wer- den oder wie diese gemessen und ge- meldet werden sollen. Dies macht aller- dings wiederum für Investoren die Sa- che komplizierter, denn die einzelnen In- vestments sind somit kaum vergleichbar. ERSTUNTERZEICHNER DER PRINCIPLES Am 12. April 2019 haben 60 interna- tionale Organisationen als Erstunter- zeichner diese „Principles“, die im Rah- men der Frühjahrstagung der IMF-Welt- bank-Gruppe in Washington D.C., erst- mals öffentlich präsentiert wurden, un- terzeichnet. Wenn es darum geht, einen klaren gemeinsamen Marktstandard zu schaffen und dadurch mehr Glaubwür- digkeit, Disziplin und natürlich Trans- parenz zu schaffen, dann war die Verfas- sung dieser Prinzipien sicher ein erster wichtiger Schritt, dem große Anerken- nung gebührt. Vermutlich eben auch nur ein erster Schritt, denn im Detail gibt es sicher noch großen Diskussionsbedarf. OEEB ALS EINZIGE UNTERZEICHNERIN AUS ÖSTERREICH Wir haben uns die Liste der Unter- zeichner durchgesehen und prominente Namen gefunden. Darunter auch – im- merhin – ein österreichisches Unterneh- men, nämlich die Österreichische Ent- wicklungsbank (OeEB), die mit den von ihnen unterstützen und geförderten Pro- jekten seit Jahren positiven, nachhal- tigen Impact schafft. Das freut uns! Was uns weniger freut, ist, dass sich bislang keine weiteren österreichischen Institutionen den neuen Standards ver- pflichtet haben. In Österreich steckt das Thema Impact Investing offensichtlich tatsächlich noch in den Kinderschuhen. Hier orten wir dringenden Aufholbedarf – auch und gerade seitens der Politik, die dringend geeignete Rahmenbedin- gungen für (semi-)institutionelle Inves- toren schaffen muss. Weitere Informationen unter https://www.ifc.org Während die Europäische Kommission noch an einer allgemeinen Definition zum Thema „Nachhaltigkeit“ arbeitet und in Österreich zunächst Arbeitsgruppen zum selben Thema einberufen werden, hat die Inter- national Finance Corporation im April 2019 erste Marktstandards für Impact Investing veröffentlicht. Gastbeitrag von Susanne Lederer-Pabst Impact Investing Principles – Neuer Marktstandard? MAI 2019 – GELD-MAGAZIN | 17 Gastbeitrag | WIRTSCHAFT ZUR PERSON: Der berufliche Weg führte die ausgebildete Finanzanalystin und gerichtlich beeidete Sachverständige zunächst ins Fondsmanagement der Volks- bank Invest. Danach fungierte sie beim internationalen Asset Manager,FidelityInvestments‘ als Head of Sales Österreich. 2012 gründete sie ihr eigenes Unternehmen. Der promo- vierten Wirtschafterin liegt es am Herzen, nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investment- fokus institutioneller Investoren zu rücken.

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=